1. FC Köln: Timo Hübers – der Akademiker in der Abwehrzentrale
  1. 24RHEIN
  2. 1. FC Köln

1. FC Köln: Timo Hübers – der Akademiker in der Abwehrzentrale

Timo Hübers läuft mit dem Ball auf dem Platz und schaut in Freizeitkleidung von der Tribüne zu.
Timo Hübers ist seit Juli 2021 im Profi-Kader des 1. FC Köln und hat sich einen Stammplatz erkämpft. © Revierfoto/Imago & Herbert Bucco/Imago

1. FC Köln: Timo Hübers schaffte in der Saison 2021/22 seinen Durchbruch in der Bundesliga. 24RHEIN zeichnet die bisherige Karriere des Innenverteidigers nach.

Köln – Timo Hübers ist beim 1. FC Köln fester Bestandteil der Startformation. Sofern der Innenverteidiger fit ist, denkt Steffen Baumgart gar nicht daran, auf seinen „Hübi“ im ersten Aufgebot zu verzichten. Der endgültige Durchbruch in der 1. Bundesliga ist dem 25-Jährigen jedoch erst in der vergangenen Saison gelungen, zuvor verlief der Werdegang des studierten Wirtschaftswissenschaftlers eher unscheinbar, phasenweise gar aussichtslos. 24RHEIN über einen bescheidenen Kicker, der den Traum eines Fußball-Profis leben darf.

Timo Hübers startet bei Hannover 96 durch

Beim SV Hildesia Diekholzen, nur einige Kilometer entfernt von seinem Geburtsort Hildesheim, beginnt Timo Hübers im Kindesalter mit dem Fußball. Im Jahr 2008 entdecken die Scouts von Hannover 96 das Abwehrass für sich und der 12-Jährige spielt fortan in der Jugend der Niedersachsen. In einem Interview aus dem Jahr 2018 verrät der FC-Profi, dass er gemeinsam mit seinem Bruder Oliver zum Probetraining eingeladen wurde: „Wir waren fast zeitgleich bei der U 12 […] in Hannover, er als Mittelfeldspieler, ich als Verteidiger. Er hatte Pech, weil er körperlich nicht so weit war wie ich und hat es nicht geschafft.“ Zudem erzählt Hübers: „Ich habe als Torwart angefangen. Ein oder zwei Jahre hat es gedauert, da habe ich recht schnell gemerkt, dass es im Tor zu langweilig ist. In meinem Heimatdorf Diekholzen war ich Sechser.“

Mit der 96er-Jugend kämpft Hübers als Abwehrspieler gleich zwei Mal um die U19-Meisterschaft, die ihm allerdings verwehrt bleibt. In der Saison 2013/14 tritt sein Team, Vizemeister der Staffel Nord/Nordost, im Finale des Wettbewerbs gegen die TSG 1899 Hoffenheim, Staffelsieger Süd/Südwest an, die zu jener Zeit von niemand geringerem als Julian Nagelsmann, dem späteren Star-Coach, trainiert wird. In Hübers Abwesenheit verlieren die Hannoveraner das Endspiel klar mit 0:5 und der Titel für die beste deutsche Nachwuchsmannschaft geht nach Sinsheim.

Das ist Timo Hübers

Geburtsdatum: 20. Juli 1996

Beim 1. FC Köln seit: 1. Juli 2021

Vertrag beim 1. FC Köln bis: 30. Juni 2023

Marktwert von Timo Hübers: 7,5 Millionen Euro (Stand: 13. Juni 2022)

verpflichtet von: Hannover 96 (ablösefrei)

Profi-Debüt: 14. April 2018 für Hannover 96 gegen VfB Stuttgart (1. Liga, Deutschland)

Leistungsdaten Saison 2021/22 (1. FC Köln): 24 Einsätze, ein Tor, acht Gelbe Karten

Timo Hübers: Wechsel zum 1. FC Köln – Regionalliga-Debüt bei den Amateuren

Timo Hübers gestikuliert auf dem Platz.
Timo Hübers im Jahr 2015 bei der U21 des 1. FC Köln. © Revierfoto/Imago

Im Jahr 2015 verlässt der 18-Jährige seine Heimat und den Ausbildungsverein fürs Erste und heuert in der U21 des 1. FC Köln an. In der ungewohnten Umgebung findet sich der sympathische Blondschopf schnell zurecht und weiß auch auf dem Rasen umgehend zu überzeugen. Entsprechend logisch, dass Trainer Martin Heck ihn in nahezu jedem Spiel über die gesamte Distanz auflaufen lässt. Im Oktober 2015 darf Hübers aufgrund seiner herausragenden Auftritte in der zweiten Mannschaft das Training der Profis besuchen. Auch hier weiß der mittlerweile 19-Jährige zu überzeugen und hinterlässt bei Cheftrainer Peter Stöger mittels robustem Zweikampfverhalten, Kopfballstärke und gutem Spielaufbau einen bleibenden Eindruck.

Im Dezember muss das Abwehr-Talent erstmals lange pausieren: Eine Schambeinentzündung setzt ihn vier Monate außer Gefecht. Ungeachtet dessen ist Hübers zum Saisonendspurt wieder da und kann sein Potenzial prompt abrufen. Nichtsdestotrotz folgt nach nur einem Jahr der Wechsel zurück zu 96: „Die Anfrage aus Hannover kam für uns zum falschen und für ihn zum richtigen Zeitpunkt. Für den Jungen freut es mich, dass er die Chance bekommt, in der Zweiten Liga zu spielen. Für uns ist sein Weggang natürlich bedauerlich.“, kommentiert der damalige FC-Sportchef Jörg Schmadtke den Abgang.

Timo Hübers: Kreuzbandriss nach 96-Rückkehr und Bundesliga-Premiere

Timo Hübers führt den Ball.
Timo Hübers kehrt im Sommer 2016 zu Hannover 96 zurück – mehr als Testspiele kann er in der Saison für die Profis aber nicht bestreiten. © Picture Point/Imago

Mit frischer Energie ist Hübers gewillt, in Hannover leistungstechnisch dort weiterzumachen, wo er in Köln aufgehört hat. In der 2. Bundesliga soll er beim direkten Wiederaufstieg ins Oberhaus mithelfen, dazu wird es jedoch vorerst nicht kommen. Im Training, noch vor offiziellem Beginn der neuen Spielzeit 2016/17, reißt sich der Rückkehrer im Zweikampf das vordere Kreuzband im rechten Knie: „Das hat mich auch mental stark getroffen“, erinnert sich Hübers 2018 an den bitteren Vorfall. Hannover schafft allerdings auch ohne seine Mithilfe den Sprung zurück in die 1. Bundesliga.

Timo Hübers führt einen Zweikampf mit dem Stuttgarter Daniel Ginczek.
Timo Hübers (rechts) feiert am 14. April 2018 sein Debüt für die Profis von Hannover 96. © Pressefoto Baumann/Imago

Am 14. April 2018 der Spielzeit 2017/18, als er bereits wieder einige Spiele in der zweiten Mannschaft von 96 bestritten hat, ermöglicht ihm Trainer André Breitenreiter das erhoffte Profi-Debüt: „Ich habe schon gedacht, irgendwer hat was dagegen, dass ich Profi werde. Aber es ging dann schnell. Am Tag vor dem Stuttgart-Spiel, bevor wir nach Stuttgart geflogen sind, wurde mir gesagt, dass ich mich darauf vorbereiten soll. Da hatte ich richtig Herzklopfen.“ Insgesamt absolviert Hübers bis zum Saisonende fünf Partien in der Bundesliga, sowie 15 weitere in der Regionalliga-Mannschaft.

Timo Hübers: Erneutes Verletzungspech und Studium an der Uni

Im Juni 2018 verlängert Hannover mit seinem Eigengewächs bis 2021. Alles scheint sich in die richtige Richtung zu bewegen, doch dann kommt der rabenschwarze 31. Juli 2018. Erneut reißt das Kreuzband im Training, dieses Mal jedoch im linken Knie: „Ich habe es sofort gewusst, das MRT hat nur die Bestätigung gebracht. So einen Schmerz vergisst du nicht.“, sagt Hübers wenig später.

Parallel zu seiner Karriere auf dem Fußballplatz drückt der clevere Hübers zudem seit 2016 die Schul- beziehungsweise Uni-Bank. Im Jahr 2019 schließt er mit 23 Jahren den Bachelorstudiengang im Bereich „Wirtschaftswissenschaften“ an der Leibniz Universität Hannover ab: „Ich war aber immer gut in Mathe und hatte schon in der Schule Wirtschaftsunterricht. Deshalb war das für mich ein logischer Weg“, so der Absolvent über seinen zweites Standbein.

Die gesamte Spielzeit 2018/19 ist der Innenverteidiger nicht in der Lage, die strauchelnden 96er zu unterstützen und muss in der Folge tatenlos zusehen, wie seine Teamkollegen wiederholt in die 2. Bundesliga absteigen. Am 23. Februar 2020, beim Auswärtsspiel des Jahres 2019/20 bei Arminia Bielefeld, gibt er nach mehr als anderthalb Jahren sein Comeback in der 2. Bundesliga: „Es hätte in die Hose gehen können“, gibt Trainer Kenan Kocak, der seinen Schützling direkt über 90 Minuten aufgeboten hatte, nach Abpfiff zu.

Timo Hübers im Corona-Pech: Erster Profi-Fall in Deutschland

Am 6. März 2020 darf Hübers in seinem dritten Spiel nach der schweren Knieverletzung zum ersten Mal ein Profi-Tor bejubeln: Im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg schraubt sich der 1,90 Meter-Mann nach einer Ecke in die Lüfte und nickt zur 1:0-Führung ein. Grund zur Freude hat der Pechvogel abermals nicht wirklich lange: Im gleichen Monat infiziert sich Hübers als erster deutscher Fußballprofi mit dem zu dieser Zeit noch kaum erforschten Coronavirus. Der Innenverteidiger, der zu diesem Zeitpunkt noch in der 2. Liga spielt, begibt sich im Anschluss an die Diagnose sofort in häusliche Quarantäne und ist nur drei Pflichtspiele nach seinem Comeback erneut zum Zuschauen verdammt. Sein heutiger Nebenmann in der FC-Verteidigung, Luca Kilian, war übrigens der erste Spieler, der sich eine Spielklasse höher in der Bundesliga mit dem Virus infizierte.

„Das war damals irgendwie surreal, schwer zu begreifen. Man hatte schon viel gehört, dass in China ein Virus kursiert. Aber das war noch so weit weg, es gab nur vereinzelt Fälle in Europa. Ich war ja einer der Ersten, die hier in der Region und Deutschland infiziert waren. Von daher war so ein bisschen Ungewissheit dabei, ob es jetzt wirklich so schlimm ist, wie es suggeriert wird“, erläutert der Kicker einer Lokalzeitung. Hübers hat jedoch Glück im Unglück: Nach Beendigung der Quarantäne und einem harmlosen Krankheitsverlauf kehrt er auf das Trainingsgelände von Hannover 96 zurück. Am Ende der Spielzeit 2019/20 kommt der Verteidiger auf zwölf Einsätze in der 2. Bundesliga, 96 landet nach 34 Spieltagen auf Rang sechs.

Timo Hübers: DFB-Pokal-Debüt und Wechsel zum 1. FC Köln

Die Spielzeit 2020/21 beginnt vielversprechend. Hübers wird in seinem ersten DFB-Pokalspiel am 14. September 2020 beim 2:3-Erfolg über die Würzburger Kickers (1. Runde) zum Matchwinner, erzielt einen Treffer erzielt und einen weiteren auflegt. In der 2. Bundesliga bestreitet Hübers 20 Spiele, in denen er zwei Mal einnetzen kann: Eine Muskelverletzung im linken Oberschenkel, sowie Knieprobleme hindern den 24-Jährigen erneut daran, eine Periode ohne Ärger durchzuspielen.

Mit der Rückkehr zum FC schließt sich für mich ein Kreis.

Timo Hübers, Abwehrspieler des 1. FC Köln, über seinen Transfer im Sommer 2021

Nach Ablauf der Saison, die Hannover auf dem 13. Tabellenplatz beendet, schlägt Hübers das Kapitel „Jugendverein“ ein zweites Mal zu. Der 1. FC Köln, in der Pole-Position auf die Verpflichtung des heißbegehrten 25-Jährigen, erhält nach 2015 wieder den Zuschlag für den Abwehrriesen: „Das Gesamtpaket hat für mich einfach gestimmt. Ich kann wieder Bundesliga spielen, und das bei so einem besonderen Verein. Mit der Rückkehr zum FC schließt sich für mich ein Kreis.“, verkündet der Spieler stolz. Hübers unterzeichnet bei den Rheinländern bis Sommer 2023.

1. FC Köln: Timo Hübers – Ausfall zu Saisonbeginn, im Anschluss gesetzt

Timo Hübers und Steffen Baumgart schlagen miteinander ab.
Unter Steffen Baumgart (links im Bild) führt kein Weg mehr an Timo Hübers vorbei. © Chai v.d. Laage/Imago

Unter Steffen Baumgart gibt Hübers am 15. August 2021 sein Debüt im RheinEnergie-Stadion. Die nächsten Wochen ist – wie sollte es auch anders sein – wieder mal Zuschauen angesagt. Beim 3:1-Sieg über Hertha BSC holt sich der Neuzugang eine Blessur am Knie und muss bis zum 10. Spieltag die Füße stillhalten. Das 12. bis einschließlich 15. Pflichtspiel des 1. FC Köln verpasst Hübers allerdings wieder. Vorausgegangen sind dieses Mal Magenprobleme in der Partie gegen Union Berlin am 11. Spieltag, die laut eigener Aussage „ein bisschen in den Oberschenkel“ reingezogen waren.

Die Zeit des Stehaufmännchen ist gegen Mitte der Saison trotz aller Umstände dennoch gekommen: Ab dem 16. Spieltag ist der Ex-Hannoveraner nicht mehr aus der ersten Garde von Baumgart wegzudenken, absolviert Spiel für Spiel über 90 Minuten und performt auf gewohnt hohem Niveau. Gegen den VfL Bochum, es läuft der 20. Spieltag, glückt dem Leistungsträger der Kölner Hintermannschaft sogar sein erstes Bundesliga-Tor.

Spätestens seit den Abgängen von Rafael Czichos und Jorge Meré im Januar 2022 ist Hübers wohl der unangefochtene Abwehr-Boss bei den Geißböcken. Ende März 2022, nachdem er seine zweite Corona-Infektion gerade erst überstanden hatte, darf sich Hübers außerdem über den Abschluss seines zweiten Studiums freuen. Die Master-Thesis – wie schon beim Bachelor im Bereich der Wirtschaftswissenschaften – an der Leibniz Universität Hannover besteht der ambitionierte Profi mit Bravour.

Fußballerisch läuft im Gleichschritt zum Saisonendspurt ebenfalls alles nach Plan. Im nächsten Jahr wird Hübers zu seiner Europapokal-Premiere kommen und mit dem FC in der Conference League antreten. Natürlich immer unter der Prämisse, dass die Knochen halten. (md) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

Auch interessant