Tim Lemperle gegen den FC Schalke 04. (Foto: IMAGO / Chai v.d. Laage)

Tim Lemperle gegen den FC Schalke 04. (Foto: IMAGO / Chai v.d. Laage)

Tim Lemperle: “Ich sehe mich nicht als Startspieler”

Tim Lemperle gehört im Kader des 1. FC Köln zu den vielversprechenden Talenten im Angriff. Für Steffen Baumgart jedoch reicht es bei dem 20-Jährigen aktuell noch nicht für die Startelf. Im GEISSBLOG-Interview spricht der 20-Jährige über seine Situation, den Modeste-Abschied und die Aussagen seines Trainers.

Das Interview führte Sonja Eich

GEISSBLOG: Herr Lemperle, wie haben Sie den Spieltag gegen Schalke zusammen mit dem inzwischen feststehenden Modeste-Wechsel erlebt?

TIM LEMPERLE: „Vorab hatte ich das alles gar nicht mitbekommen, weil er nichts hatte durchblicken lassen. Aber es war sein Wunsch und den müssen wir respektieren. Natürlich ist es schade, wenn so ein guter Spieler geht. Trotzdem waren alle sehr gut auf das Spiel konzentriert – das war dann schnell wieder im Fokus.“ 

Statt Anthony Modeste stand gegen Schalke Florian Dietz in der Startelf und hat sein Bundesliga-Debüt gegeben. Auch Sie wären ein möglicher Kandidat gewesen. Wie hat Steffen Baumgart Ihnen diese Entscheidung erklärt? 

„Für mich geht es eher um die Position, auf der Jan Thielmann gespielt hat. Wir spielen immer gerne mit einem Kopfballspieler vorne drin, der mehr über die Physis kommt. So hat der Trainer mir das begründet und das kann ich auch verstehen.“ 

Mit ihren knapp 1,90 Metern und dem Kopfballtreffer gegen Leipzig in der vergangenen Saison wirken Sie aber nicht, als wäre Ihnen das Kopfballspiel völlig fremd. 

„Dann schieben wir es mal zuerst auf die Physis (lacht). Aber mein Kopfballspiel ist auch noch ausbaufähig.“ 

Anthony Modeste kann man nicht so einfach ersetzen.

Tim Lemperle

Glauben Sie, dass Sie persönlich von dem Abgang von Anthony Modeste profitieren können? 

„Anthony Modeste kann man nicht so einfach ersetzen. Vor allem, weil es für mich wie gesagt eher um die Position des schwimmenden Stürmer geht, der tief geht und versucht, mit Kreativität auch Chancen für den zweiten Stürmer zu kreieren. Steffen Tigges würde ich neben Florian Dietz zu den klassischen Stoßstürmern zählen. Sargis Adamyan, Jan Thielmann und ich sind eher der andere Stürmertyp.“ 

Wie hat sich Ihr Positionsspiel in den vergangenen Jahren entwickelt? In der Jugend haben Sie überwiegend auf den Flügeln gespielt. Mark Zimmermann hat Sie in der U21 dann gerne im Zentrum ganz vorne eingesetzt. 

„Das stimmt. In der U21 habe ich einige Spiele im Sturm gemacht und auch gut getroffen – deutlich mehr als auf dem Flügel. Da war ich einfach effektiver. Das hat sich dann bis zu den Profis mitgetragen und Steffen Baumgart sieht mich auch mehr im Sturm als auf dem Flügel.“ 

Wie ist die Kommunikation zwischen Steffen Baumgart und Ihnen? 

„Gut. Er spricht die Dinge im Training direkt an, lobt und kritisiert. Nach dem Training, wenn ich etwas habe oder er, geht man aufeinander zu und spricht.“ 

Auch öffentlich hat der Trainer Sie gelobt und gesagt, sie hätten einen großen Schritt nach vorne gemacht. Gleichzeitig hat er deutlich gemacht, Sie noch nicht als einen Kandidaten für die Startelf zu sehen. Wie nehmen Sie solche Aussagen auf? 

„Klar, habe ich das mitbekommen. Ich weiß auch aus den Gesprächen mit ihm, wie er mich sieht.“ 

Im gleichen Zug hat Steffen Baumgart auch erwähnt, dass Sie sich selbst in der Startelf sehen würden. Gehen Sie dann auch mal in die Diskussionen mit dem Trainer?

„Natürlich habe ich Selbstvertrauen, das bedeutet aber nicht, dass ich mich als Startspieler sehe.“ 

Ich spiele noch etwas zu risikoreich.

Tim Lemperle

Wie begründet der Trainer denn die Entscheidung, Sie noch nicht von Anfang an spielen zu lassen? 

„Noch spiele ich etwas zu risikoreich. Wenn man sich Spieler wie Jan, Flo oder Sargis anguckt, bringen die den Ball noch etwas sicherer an den Mann. Sargis, zum Beispiel, ist auch ein sehr risikoreicher Spieler, aber mit seiner Erfahrung hat er eine geringere Fehlerquote. Daran arbeite ich.“  

Was sind Ihre persönlichen Ziele für diese Saison? 

„Ich will mir über die Chancen, die ich kriege, mehr Einsatzminuten erarbeiten. Natürlich nehme ich mir auch vor, Tore zu schießen und Assists zu liefern, um im Laufe der Saison vielleicht auch mal ein Startspieler zu werden.“ 

Wie weit sehen Sie sich auf diesem Weg? 

„Auf einem guten Weg. Ich bin erst 20 Jahre alt und weiß, dass ich noch Zeit habe. Ich habe letztes Jahr, auch wenn ich nicht so viel gespielt habe, einen guten Schritt gemacht und mich noch besser an den Herrenbereich gewöhnt.“ 

Waren Sie in der letzten Saison zufrieden mit Ihren Einsatzzeiten? 

„Ich glaube es ist immer gut, wenn man mehr spielen will. So sehe ich das auch.“ 

Ist es als junger Spieler heutzutage schwierig, geduldig zu bleiben, wenn man sieht, wie teilweise 16- oder 17-Jährige bereits den Durchbruch in der Bundesliga schaffen? 

„Natürlich ist das nicht immer einfach. Aber dafür haben wir die Gespräche mit dem Trainerteam, das einem immer ein realistisches Feedback gibt. Eine gesunde Selbsteinschätzung hilft, um zu wissen, wie nah dran man ist.“

Gehört Geduld zu Ihren Stärken? 

„Das fällt mir ehrlich gesagt eher schwer (lacht).“ 

Kann man Geduld lernen? 

„Mit Sicherheit. Das ist auch etwas, was ich in der letzten Saison gelernt habe. Was das angeht, habe ich einen großen Schritt gemacht.“ 

Zum Abschluss: Wie groß ist die Vorfreude auf die Conference League? 

„Riesig. Es ist meine zweite Saison als richtiger Profi und die ist direkt international. Es gibt fast nichts geileres.“ 

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