Nach Vorwürfen gegen Schweiger: Was die Politik unternehmen will | BR24
Til Schweiger und die Schauspielerin Tina Ruhland bei der Vorstellung des Films "Manta Manta - Zwoter Teil"
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Til Schweiger und die Schauspielerin Tina Ruhland bei der Vorstellung des Films "Manta Manta - Zwoter Teil"

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Nach Vorwürfen gegen Schweiger: Was die Politik unternehmen will

Die Vorwürfe gegen Til Schweiger sorgen in der deutschen Kulturlandschaft für Unruhe. Lenken sie doch erneut die Aufmerksamkeit auf Machtmissbrauch in der Branche. Nach #MeToo vor fünf Jahren gab es erste Maßnahmen - jetzt sollen weitere folgen.

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Betrunken, ausfallend, auch gewalttätig an Filmsets: die Liste der Vorwürfe gegen den Schauspieler und Produzenten Til Schweiger, die der "Spiegel" gesammelt hat, ist lang - und sie wird von der Filmgewerkschaft Verdi Filmunion NRW bestätigt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) fordert von der Produktionsfirma Constantin Film detaillierte Aufklärung.

Bis sämtliche Vorwürfe bestätigt oder widerlegt sind, dürfte es noch etwas dauern. Die Kultur- und Medienbranche aber ist alarmiert - zumal nach #MeToo, dem Schuldspruch gegen US-Filmmogul Harvey Weinstein in den USA und dem Fall des Ex-"Bild"-Chefs Julian Reichelt nur hartleibige Optimisten annehmen können, dass Machtmissbrauch und sexuelle oder sonstige Übergriffe in Deutschland jenseits von Kamera, Bühnenscheinwerfer und Newsroom nicht stattfänden.

Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, verweist auf Umfragen der Antidiskriminierungsstelle, denen zufolge 46 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kultur- und Medienbranchen in den vergangenen drei Jahren von sexueller Belästigung betroffen waren.

Claudia Roth will Aktionsplan gegen sexuelle Belästigung

Kulturstaatsministerin Roth will nun konsequenter gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in diesen Arbeitsbereichen vorgehen. Dazu soll unter Federführung des Deutschen Kulturrates mit Branchenvertretern bis zum Frühsommer ein Verhaltenskodex als freiwillige Selbstverpflichtung erarbeitet werden.

Sollte dieser sogenannte Code of Conduct dann innerhalb von zwei bis drei Jahren von den Unternehmen und Verbänden nicht umgesetzt werden, sollten Arbeitsschutzregeln verbindlich in staatliche Förderverträge etwa für Filmproduktionen geschrieben werden, erklärte Roth in Berlin. Im Fall von "Manta Manta - Zwoter Teil" ginge es um eine Fördersumme von rund 2,1 Millionen Euro, die nun in Frage stehen könnte.

"Themis" soll Beratung und Prävention ausbauen

Ein weiterer Baustein des "Aktionsplans zur Förderung eines Kulturwandels" ist der Ausbau der Präventionsangebote der vor fünf Jahren gegründeten Beratungsstelle "Themis" gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der deutschen Kultur- und Medienbranche.

"Themis" ist benannt nach der griechischen Göttin der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die vor allem von den Branchenverbänden getragene Beratungsstelle hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 2.000 Beratungsgespräche, darunter 845 Erstgespräche mit Betroffenen geführt. Künftig sollen vermehrt Online-Beratungsangebote für Kleinunternehmen dazukommen.

Besserer Schutz endlich auch für Freischaffende

Ferda Ataman kündigte an, dass mit der geplanten Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) auch der Schutz von Freischaffenden geregelt werden soll. Der gesetzliche Antidiskriminierungsschutz gilt bislang nur für angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - freiberuflich Arbeitende bewegten sich in einem "rechtsfreien Raum", so Ataman. Sie plädierte zudem für Antidiskriminierungsklauseln in Honorarverträgen.

Mann am Steuer eines Autos mit offenem Seitenfenster
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Til Schweiger ist back als Bertie: Szene aus "Manta Manta - zwoter Teil"

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