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Ex-Finanzminister stellt Autobiographie vor: Kurz vor seinem 80. Geburtstag teilt Theo Waigel nochmal kräftig aus
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Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel präsentiert am 11.04.2019, kurz vor seinem 80. Geburtstag, seine Autobiographie im Bayerischen Hof in München.
Marcel Grübel/FOCUS Online Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel präsentiert am 11.04.2019, kurz vor seinem 80. Geburtstag, seine Autobiographie im Bayerischen Hof in München.
  • FOCUS-online-Autor (München)

Er war der Bundesfinanzminister mit der längsten Amtszeit und ist als „Vater des Euro“ bekannt. Nun präsentierte der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel (79) am Donnerstag in München seine Autobiographie „Ehrlichkeit ist ein Währung“.

Orangener Schlips, treffende Rhetorik, ein Bajonett seines Vaters präsentierend: Theo Waigel verstand es am vergangenen Donnerstag, sein Publikum zu unterhalten. Anekdotenreich führte er durch sein politisches Leben. Dabei scheute sich der politische Altmeister auch nicht, das Tagesgeschäft zu besprechen – und teilte dabei mitunter kräftig aus. FOCUS Online protokolliert den Rundumschlag:

Brexit: „Deprimierend, aber Verschiebung ist vernünftig“

Das Brexit-Chaos beschäftigt Waigel, der sich 2002 aus der Tagespolitik zurückgezogen hat: „Was sich dort abspielt, ist zutiefst deprimierend.“ Trotzdem hält er die erneute Verschiebung des Brexit für den richtigen Weg: „Man muss eine vernünftige Lösung finden für beide Seiten.“

Auch wenn Waigel das ruhig vorträgt, zeigt sich in einer anderen Anekdote, wie wichtig ihm die EU als Friedensgarant ist. Noch immer kann er sich genau daran erinnern, wie er 1992 den für die EU maßgeblichen Maastricht-Vertrag unterschrieb – mit zittriger Hand: „Aber nur, weil der Federhalter so klobig war“, wie er sagt.

Theo Waigel (CSU)
dpa/Peter Kneffel Der ehemalige CSU-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Theo Waigel hält einen Füller in der rechten Hand hoch.

Krise der Volksparteien: „SPD ist unverzichtbar“

Mit Blick auf die schwierige Lage der Volksparteien betont Waigel, er hätte nie gedacht, einmal für die Rettung der SPD das Wort ergreifen zu müssen. Doch nun sei genau das notwendig. Er müsse zugeben, „dass die SPD eine unverzichtbare Partei für die Demokratie ist“. Er glaube aber nicht, dass sich die Partei aus ihrer Umfragekrise befreien könne, solange sie in Regierungsverantwortung sei. „Nur in der Opposition wird es ihr gelingen, sich zu befreien.“

CSU: Konservative müssen über neue Bündnisse nachdenken

Waigel kann sich für die nahe Zukunft Bündnisse mit neuen Partnern vorstellen. Gemeint sind wohl die Grünen, mit denen es in einigen Länderparlamenten wie Baden-Württemberg auch aus Sicht der Konservativen schon gute Erfahrungen gibt. „Warum nicht? Das sind dann auch keine Liebeshochzeiten, aber vielleicht notwendige Bündnisse“, sagte Waigel bei der Buchvorstellung im Bayerischen Hof.

Er sendet damit ein klares Signal an jene Kräfte in seiner Partei, die Bündnisse abseits von CDU auf bundespolitischer und FDP und ÖDP auf landespolitischer Ebene ausschließen.

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AfD: Distanz und deutliche Kritik an Gauland

Die AfD ließ er bei den Koalitionsoptionen unerwähnt – und distanzierte sich anschließend deutlich: „Mit Angstthemen kann man dauerhaft keine Politik machen“, machte Waigel klar. Besondere Kritik äußert er am AfD-Parteichef.

Alexander Gauland habe seinen Zynismus sehr deutlich gezeigt, als er sagte, die Flüchtlingskrise sei ein Glücksfall für die AfD gewesen. Waigel spricht sich aber dennoch dafür aus, wechselwilligen Ex-AfD-Politikern in Bayern nicht pauschal den Weg in die CSU zu verbieten.

Erzrivale: Das Verhältnis zu Stoiber ist bis heute belastet

Am persönlichsten wird Waigel, als er auf seinen Erzrivalen Edmund Stoiber angesprochen wird. Waigel zeigt sich noch immer sichtlich getroffen von den persönlichen Attacken und Verletzungen des Wahlkampfes im Jahr 1993.

Damals konkurrierten Waigel und Stoiber um das Amt des Ministerpräsidenten. Unter anderem die Trennung von Waigels erster Frau wurde damals zum Wahlkampfthema in der CSU gemacht. Waigel hält seinen damaligen Rivalen Stoiber für mitverantwortlich. Dieser setzte sich letztlich durch.

„Es gab schon Dinge unter der Gürtellinie, die einem wehtun“, erzählt Waigel schmallippig. Bis heute: Auf die Frage, ob Stoiber eines der ersten Exemplare seiner Autobiographie erhalten habe, antwortet Waigel mit sichtlicher Genugtuung: „Ich glaube, es ist angemessen, wenn er es kauft.“

mit Material von dpa.

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