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Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“.
Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“. © IMAGO/Winfried Rothermel

Die wichtigsten Begriffe aus der Theorie des großen Denkers.

Die Freiheit brachte Kant ihrem Sinn nach so auf den Punkt: „Du kannst, weil du sollst.“ Diese Definition entspricht nicht unseren Erwartungen an das, was Freiheit für uns bedeutet. Innerhalb Kants Ethik wird klar, was er damit meint: Wenn ich mein Handeln nach einem Vernunftgesetz ausrichte, handle ich aus Freiheit, lautet Kants Konklusion. Er schaltet sich damit mitten in die Debatte seines Jahrhunderts ein, das zwei Lager aufweist: die Deterministen, nach denen der Mensch immer kausal bestimmt handelt, und die Indeterministen, die Freiheit für möglich halten.

Diese Positionen sind für Kant Antinomien der reinen Vernunft. Wir können gar nicht anders, als sie so zu denken, weshalb Kant sie in der Transzendentalen Dialektik einander gegenüberstellt. Die Position der Indeterministen lautet: „Die Kausalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Kausalität durch Freiheit zur Erklärung derselben anzunehmen notwendig.“ Dieser Satz lässt sich durch die Widerlegung seines Gegenteils beweisen.

Die Deterministen können das indes auch für sich beanspruchen: „Es ist keine Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.“ Beide Aussagen stehen sich mit gleich starken Argumenten gegenüber. Diese Antinomie lässt sich erst durch den transzedentalen Idealismus auflösen. Im Feld der Erscheinungen gilt jene Kausailtät uneingeschränkt, welche für naturwissenschaftliche Erkenntnisse eine notwendige Voraussetzung ist. Dennoch stellen wir uns selbst als Vernunftwesen vor, die aus Moralgründen handeln können. Hier gilt die Wirkmächtigkeit der Freiheit in einer intellegiblen Welt - Kausalität und Freiheit schließen einander also nicht aus.

Unter dieser Freiheit wird nicht die Wahlfreiheit verstanden, dies oder jenes zu wollen und anderes zu bevorzugen. Noch ist damit die Abwesenheit äußerer Hindernisse gemeint. Die Freiheit, die Kant meint, ist das Vermögen, einen Anfang in unseren Handlungen zu setzen. Anders als in der Reihe der Naturkausalitäten unterliegt die Spontaneität eines freien Willens keiner Bedingung. Das schließt nicht aus, dass wir unser Handeln einem höchsten Gesetz, dem kategorischen Imperativ unterordnen. Dieser Anfang unterliegt ja dennoch keinem Gesetz, das wir uns nicht selbst gegeben hätten. Moralische Regeln gibt uns ja unsere eigene Vernunft vor, weshalb der Wille autonom agiert – also ohne Anlehnung an die Gesetze eines Staates oder eines Gottes.

Die Freiheit ist für Kant der Schlussstein des ganzen Systems; jener Stein, der den Bogen des Gewölbes schließt und das ganze System zusammenhält. Michael Hesse

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