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"Sternstunde ihres Lebens": Über Frauenquote und Quotenfrauen
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Sternstunde ihres Lebens
dpa/WDR Elisabeth Selbert (Iris Berben) telefoniert mit ihrem kranken Mann.
  • FOCUS-online-Autor

Ein Geschichtsfilm mit Poesie-Album-Überschrift zeigt: Fernsehen kann auch wichtig sein. Vielleicht gerade dann, wenn keiner damit rechnet.

Wer noch mal stellt sich kommendes Wochenende zur Europawahl? Ist da nicht dieser eine Dicke für die einen? Und dann dieser andere, dieser irgendwie Coolere, für wen kandidiert der noch mal? Was müssen das für Zeiten gewesen sein, als es in der Politik noch ums Ganze ging und um das Große, auch wenn es sich in nur fünf Worten versteckte: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“

Starke Geschichte, stark farbentsättigt

Allein dafür hat sich das Erste an diesem Abend schon einen Zuschauerpreis verdient. Okay, der Hauptabendfilm bringt eher graue Bilder in die Wonnemonats-Wohnzimmer des Landes, die Szenen sind ziemlich heftig farbentsättigt, und zu allem Überfluss erzählt sich die Geschichte auch noch ohne große Leidenschaften, verrückte Lieben, wilde Bettszenen. Aber es ist auch eine Wohltat, dass „Sternstunde ihres Lebens“ ganz ohne die drei großen „F“ des Geschichtsfernsehens auskommt – ohne die Flucht, die Ferres, die Furtwängler.

Frauenthema auch für Männer

Allerdings: Die Poesie-Album-Überschrift „Sternstunde ihres Lebens“ wird viele männliche Zuschauer abgeschreckt haben. Dabei ist der Kampf um die Gleichberechtigung im Grundgesetz durch die Juristin und SPD-Abgeordnete Elisabeth Selbert (wunderbar spröde und gleichzeitig emotional: Iris Berben) bemerkenswert aktuell. Und das nicht nur, weil unverdrossen gestritten wird über die Quoten-Frage, die dadurch so schwer zu beantworten bleibt, weil selbst die Befürworterinnen einer Frauenquote keine Lust hätten, als Quotenfrauen aufzusteigen. Dennoch ist, etwas weiter gedacht, das Thema des Films auch ein Männerthema. Verblüffend oft zeigt sich doch auch in von Männern dominierten Unternehmen: Wo schwache Menschen Macht verwalten, suchen sie sich Schwächere, an denen sie die Macht ausüben können. Der kleine Unterschied? Hier geht es gleich ums so genannte schwache Geschlecht.

Mann und Oberhaupt. Ganz sicher.

Nicht alle Gegenargumente kontra Gleichberechtigung, als sich in den Jahren 1948 und 1949 der Parlamentarische Rat um ein Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland bemüht, klingen nach Zeitgeschichte. Klar, da fallen schön antiquierte Sätze: „Der Kern der Sicherheit ist die Familie. Mit dem Mann als Oberhaupt.“ Aber es gibt auch durchaus ungeschichtliche Gegenargumente. Da wettert eine der Frauen im Parlamentarischen Rat: „Ich vertrete nicht die Frauen. Ich vertrete das ganze deutsche Volk.“ Und auch die Heldin Elisabeth Selbert selbst ist per se kein flammendes Plädoyer dafür, dass Frauen wenn nicht die besseren Menschen, so doch zumindest die besseren Chefs seien. Schließlich herrscht sie ihre Privatsekretärin an: „Können Sie Ihre verdammten Männergeschichten nicht wegen der Sache zurückstellen?“

Wenn Frauen arbeiten dürfen

Am Ende, nach einem monatelangen Kampf, den Elisabeth Selbert führt wie ein Mann, indem sie knallhart eine Liste der wichtigen Gesprächspartner in vertraulichen Einzelgesprächen abarbeitet, stehen die fünf Worte im Grundgesetz. Und fangen an, sich ins Bürgerliche Gesetzbuch und ins reale Leben vorzuarbeiten. Irgendwann müssen Frauen ihre Ehemänner nicht mehr um Genehmigung fragen, wenn sie einen Job annehmen oder einen größeren Einkauf machen wollen. Irgendwann wird das Geschlecht als Argument im Beruf nur noch sein: schlecht. Und das kommt, auch für Männer: eigentlich gut.

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