„Es ist wahrscheinlich eins der besondersten Spiele, die man im Handball erleben kann“

„Es ist wahrscheinlich eins der besondersten Spiele, die man im Handball erleben kann“

- Das Doppelinterview mit Johannes Golla und Steffen Weinhold

Am Samstag steht das 110. Nordderby an. Unsere Mannschaft gastiert beim THW Kiel und es geht im direkten Duell um Platz 3 in der Tabelle. Die Redaktion sprach im Vorfeld mit Johannes Golla und Steffen Weinhold über das anstehende Spiel, das spannende Hinspiel in Flensburg und das Rennen um die Meisterschaft.

Steffen, es ist jetzt schon deine 10. Saison bei den Zebras. Die Champions League konntest du sowohl mit dem THW als auch mit der SG gewinnen. Bist du mittlerweile Vollblut-Kieler oder denkst du auch manchmal noch an deine Zeit bei der SG?
Steffen Weinhold: Ich bin jetzt schon zehn Jahre in Kiel, und die zwei Jahre in Flensburg liegen daher schon lange zurück. Aber wenn man ab und an Bilder aus der Zeit sieht, erinnere ich mich schon noch. Und natürlich habe ich auch noch Freunde von damals. Daher ist die Zeit bei der SG ein Teil meiner Geschichte, auch wenn ich jetzt sehr lange schon beim THW Kiel bin.

Es ist für euch beide nicht das erste Nordderby: gelten im Derby eigene Regeln oder ist es für euch nur ein normales Bundesligaspiel?
Steffen Weinhold: Das Derby ist nie ein normales Bundesligaspiel. Es ist sowohl für uns in Kiel als auch in Flensburg immer etwas Besonderes. Persönlich muss ich sagen, dass in der Zeit, als ich in Flensburg war, ich immer das Gefühl hatte, dass das Derby in Flensburg noch extremer wahrgenommen wurde als es in Kiel der Fall ist.
Johannes Golla: Das Spiel an sich ist natürlich ein normales Bundesligaspiel, das ganze drumherum ist aber kein normales Bundesligaspiel. Die ganzen Emotionen, die schon in den Tagen vorher an uns herangetragen werden- schon beim letzten Heimspiel haben unsere Fans den Derbysieg gefordert. Es ist schon was ganz Besonderes, vor allem für die Fans, die Unterstützer der Vereine, aber natürlich auch für uns als Spieler, weil wir wissen, wie viel das unseren Anhängern wert ist und wie viel wir ihnen geben können, wenn wir das Derby siegreich gestalten und unsere letzten Körner auf dem Spielfeld lassen und wirklich zeigen, dass wir da für die SG durchs Feuer gehen. Es ist wahrscheinlich eins der besondersten Spiele, die man im Handball erleben kann.

Im Spiel am Samstag geht es nicht nur darum, wer die beste Mannschaft des Nordens ist, Flensburg und der THW sind auch noch direkte Tabellennachbarn. Ist dieses Nordderby noch „heißer“ als sonst?
Johannes Golla: Eigentlich nicht, in der Vergangenheit war das Nordderby meistens Platz 1 gegen Platz 2, das ist dann nochmal „heißer“ als jetzt. Natürlich wären wir gerne in der Situation jetzt gegen Kiel um die Meisterschaft zu kämpfen, jetzt ist es gerade nun mal Platz 3 und 4. Nichtsdestotrotz geht es natürlich darum den Platz 3 zu behaupten und dass wir das gegen unseren Konkurrenten aus Schleswig-Holstein tun können ist natürlich umso schöner. Und ich denke man wird auch im Spiel merken, dass es nicht nur um die Rivalität, sondern auch um sportliche Ziele geht.
Steffen Weinhold: Wenn ich an die Derbys der letzten Jahre zurückdenke, gab es selten ein Derby, in dem es um nichts ging. Das gilt auch für das Spiel am Samstag, wir sind Tabellennachbarn und es geht für beide Teams um wichtige Punkte.

Das Hinspiel ging mit nur einem Tor Unterschied aus. Auf was für ein Spiel können die Fans sich am Samstag einstellen?
Steffen Weinhold: Es war im Hinspiel eine sehr unglückliche Niederlage für uns. Es wird Samstag bestimmt wieder ein enger und heißer Kampf. Die Fans können sich auf ein spannendes Spiel mit viel Leidenschaft freuen.
Johannes Golla: Ich glaube die Fans können sich wieder auf ein enges Spiel einstellen. Ein Spiel an das mit viel Kampf herangegangen wird und wo sicherlich vor allem die Abwehrreihen entscheidend sein werden und wie man den Torhütern jeweils hilft, ins Spiel hinein zu kommen. Daraus wollen wir dann natürlich unseren Handball aufziehen: stabile Abwehr, gute Torhüter und dann so gut es geht ins Tempospiel zu kommen. Wenn wir das schaffen, wird es wahrscheinlich ein harter Kampf, aber sicherlich auch eine große Chance für uns.

Wird das Rennen um die Meisterschaft ein Zweikampf zwischen Magdeburg und Berlin oder haben die SG und der THW auch noch eine Chance?
Johannes Golla: Leider muss man das realistisch einschätzen und sagen, dass es sehr sehr unwahrscheinlich ist, dass beide Mannschaften, die jetzt auf Platz 1 und 2 stehen einbrechen. Ich glaube sowohl der THW als auch wir, schielen so ein bisschen auf einen Ausrutscher von einer der Top 2 Mannschaften, um noch die Champions League Qualifikation zu erreichen. Auch das wird schwer, aber natürlich wollen wir bis zum letzten Spieltag alles geben, solange noch eine Chance besteht.
Steffen Weinhold: Wir schauen im Moment nicht auf die Tabelle. Wir versuchen einfach, die Punkte von Spiel zu Spiel zu holen. Aktuell sind Magdeburg und Berlin ein Stück weit vor uns und der SG. Daher sieht es aktuell danach aus, dass es ein Zweikampf zwischen diesen beiden Mannschaften wird. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, uns um andere zu kümmern, sondern vielmehr einfach die kommenden Spiele zu gewinnen.

Johannes, das Hinspiel konntet ihr in letzter Sekunde gewinnen. Was müsst ihr tun, um die zwei Punkte aus Kiel mitzunehmen?
Johannes Golla: Das Hinspiel bleibt natürlich in besonderer Erinnerung, weil es sicherlich von uns kein perfektes Spiel war und wir kurz vor Schluss auch noch im Rückstand waren, aber dann das Spiel drehen konnten. Da waren natürlich unglaublich viele Emotionen im Spiel. Das ist einfach eine ganz besondere Derbygeschichte, die wir natürlich auch endlich mal auswärts wiederholen wollen. Wir haben uns in den letzten Jahren sehr, sehr schwergetan, weil Kiel zu Hause einfach eine Macht ist und da einen Gegner, der nicht zu 100% da ist auch schnell mal einfach überrollt. Wir müssen von Anfang an zeigen, dass wir bereit sind in dieser Atmosphäre zu überstehen und unsere Qualität aufs Spielfeld bringen. Wenn wir das schaffen, dann haben wir auch in Kiel eine Chance.