Meisterschaft? Kölns Trainer Baumgart schreibt Bayern nicht ab - kicker
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Meisterschaft? Kölns Trainer Baumgart schreibt Bayern nicht ab

Kölns Trainer denkt nicht an Geschenke für Spieler

Baumgart schreibt Bayern nicht ab: "Bin ich froh, dass wir 42 Punkte haben!"

Will mit der besten Aufstellung das Heimspiel gegen Bayern München möglichst gewinnen: Steffen Baumgart.

Will mit der besten Aufstellung das Heimspiel gegen Bayern München möglichst gewinnen: Steffen Baumgart. IMAGO/Beautiful Sports

Nach 21 Jahren zieht Timo Horn (30) nach diesem finalen Bundesliga-Spieltag einen Schlussstrich und verlässt seinen 1. FC Köln. Und auch der langjährige Kapitän Jonas Hector sagt "Tschüss", der 32-Jährige hängt seine Schuhe gleich komplett an den Nagel.

Und da der "Effzeh" mit aktuell 42 Punkten auf der Habenseite den Klassenerhalt längst gesichert hat, kamen auf der Spieltagspressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Bayern München am 34. und letzten Spieltag erneut Fragen in Richtung Steffen Baumgart, der seinen Vertrag Anfang Mai verlängert hatte, auf. Könnte Horn nicht vielleicht doch auflaufen zum Abschied? Und wird Hector nicht am Ende definitiv noch ausgewechselt, um sich von den heimischen Fans mit Standing Ovations feiern zu lassen?

Baumgarts Ansicht dazu fiel allerdings erneut klar aus - angefangen mit Horn: "Das ist ja schon entschieden gewesen. Wenn es um die Meisterschaft geht - und das tut es ja -, dann wird er nicht spielen. Denn wir werden bei diesem Spiel nicht nur zuschauen, sondern auch gucken, dass wir die aus unserer Sicht beste Aufstellung wählen und alles daran setzen, dieses Spiel zu gewinnen. Und Timo ist nunmal die Nummer 2. Und bevor die Frage kommt: Es ist auch nichts angedacht zum Ende des Spiels. Wir konzentrieren uns nur auf das Spiel."

Bei Hector sei es "dasselbe: Du musst das Spiel sehen und gucken, ob du vielleicht die Möglichkeit dazu (zu einer Auswechslung in den letzten Minuten; Anm. d. Red.) hast. Wenn es am Ende so spannend ist, hast du die Möglichkeit nicht. Ich finde es einfach schwierig, vorher alles zu planen - das funktioniert nicht. Den einzigen Plan, den wir haben, ist der zum Spiel."

Baumgart: "Da mache ich jetzt drei Kreuzchen"

Zum deutschen Rekordmeister, der im seit Jahren wieder bis zum letzten Spieltag spannenden Meisterschaftskampf als Verfolger gegenüber Tabellenführer Borussia Dortmund (Heimspiel gegen Mainz) ins Rennen geht, musste sich der FC-Coach natürlich auch äußern. Und auch hier fielen seine Einschätzungen klar aus - zunächst dahingehend, dass er den FCB trotz jüngster Schwächephase keineswegs unterschätze: "Ich erwarte Bayern wie immer: sehr stark, sehr druckvoll. Sie werden zusehen wollen, das Spiel möglichst früh in ihre Bahnen zu lenken. Wir werden da alles dagegensetzen. Wir werden nach vorne verteidigen und uns eigene Torchancen erarbeiten wollen. Wir wissen aber schon, was für eine Qualität auf uns zukommt - auch wenn ich mittlerweile lese, was die Bayern alles nicht können. Da hab ich aber einen anderen Eindruck."

Man gehe allerdings mit der Mannschaft der letzten Wochen (Davie Selke wird für den aufgrund einer Schulter-Operation ausfallenden Steffen Tigges stürmen, Sargis Adamyan fällt nach Tritt auf den Fuß inklusive angeschwollenem Zeh aus) "nicht naiv" ans Werk: "Uns treibt an, dass wir Spiele gewinnen und aus diesen Spielen lernen wollen. Wir freuen uns auf dieses Spiel und die große Herausforderung." Entschieden sei für den Trainer der Rheinländer ohnehin noch nichts in Sachen Schale: "Wir haben in der Vergangenheit schon erlebt, was alles am letzten Spieltag passieren kann." Stichwort 1999/00, Stichwort 2000/01.

Alles in allem würden sich in Köln einfach alle - Spieler, Trainer, Betreuer, Mitarbeiter, Fans - auf dieses Saisonfinale unter diesen Umständen extrem freuen. "Wenn du gegen Bayern jemanden motivieren musst, dann läuft was falsch", so Baumgart, der sogleich auf das für ihn Wichtigste zu sprechen kam: "Wir sind einfach froh, dass wir gerettet sind. Denn glauben Sie mir: Als ich den Spielplan zu Saisonbeginn und Bayern München am letzten Spieltag gesehen hab ... da mache ich jetzt drei Kreuzchen, dass es für uns nicht mehr um den Klassenerhalt geht. Mein erster Gedankengang war damals wirklich: Hoffentlich haben wir unser Ziel bis dahin erreicht - und das haben wir zum Glück geschafft."

Baumgart: "Vielleicht bin ich auch naiv"

Zum Abschluss hielt der Trainer der Domstädter noch einen Monolog auf Bayern München, der ihm trotz natürlich festgestellter Niederlagen und verpasster Titel deutlich zu negativ gesehen wird: "Ich weiß gar nicht, ob sie sich so viel verändert haben. Sie haben schwierige Spiele vor der Brust gehabt. Nehmen wir mal die Champions League (gegen Manchester City im Viertelfinale; Anm. d. Red.), da war schon von vornherein klar, dass es nicht so einfach werden wird. Ich sag jetzt mal: Wir reden von einer Mannschaft, die in den letzten elf Jahren jetzt mal eine schlechtere Phase hat."

Der deutsche Fußball ist aus meiner Sicht enger zusammengerückt.

Steffen Baumgart

"Auch wenn da jetzt alle draufhauen und meinen wie klug sie sind", so Baumgart weiter, dann sei der FCB immer noch "die beste Mannschaft, die wir in Deutschland haben. Und dass Thomas Tuchel ein überragender Trainer ist, hat er längst bewiesen und das sieht man auch an der leicht veränderten Spielweise. Vielleicht bin ich auch naiv, aber ich habe sie zuletzt nicht so schlecht gesehen. Es gab immer Phasen, wo sie dominant waren. Es gab nur auch Phasen, wo sie den Faden verloren haben. Ich glaube nicht, dass wir uns über die Qualität der Bayern Gedanken machen sollten. Ich gehöre nicht dazu. Ich weiß, wer auf uns zukommt."

Und überhaupt: "Der deutsche Fußball ist aus meiner Sicht enger zusammengerückt. Wann hatten wir mal insgesamt so eine spannende Liga am letzten Spieltag - Meisterschaft, Europa, Abstieg? Da lob ich gern nochmal meine Mannschaft: Bin ich froh, dass wir 42 Punkten haben!"

mag

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