State of the Union

Redaktionskritik

„Du hattest was mit einem anderen, und jetzt sitzen wir hier.“ – „Du hast aufgehört, mit mir zu schlafen“, kontert Louise. Und schon kochen zwischen ihr und Tom die Emotionen hoch – beim Warm-up im Pub für die erste Ehetherapiesitzung. Der Seitensprung der Gattin schmerzt tief, doch trotz Flaute im Bett und Alltagszwist will man wieder zueinanderfinden. Gemeinsames betonen, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. „Wir haben zwei Kinder, Kreuzworträtsel und ‚Game of Thrones‘.“ Richtig schief hängt der Haussegen allerdings, als sich herausstellt, dass Tom aus reinem Protest für den Brexit stimmte. Louise ist fassungslos: „Europa-Ende, Sex-Ende. Trag doch ein T-Shirt, auf dem steht: Ich wollte raus, bevor vom Brexit die Rede war.“ Stephen Frears adaptierte Nick Hornbys Roman „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst: Eine Ehe in zehn Sitzungen“. Der britische Kultautor schrieb auch das Skript, ein treffsicheres, brillant-unverblümtes Dialog-Pingpong voller Zweideutigkeiten, wenn sich Louise und Tom vor den Beratungssitzungen auf ein Glas im Pub treffen. Glänzend gespielt von Rosamund Pike und Chris O’Dowd, die sich stets auf Augenhöhe begegnen.