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Stalingrad - Teil 2

Am 31.1. und 2.2.2013 jährten sich zum 70. Mal die beiden Tage, an denen im Süd-, bzw. Nordkessel von Stalingrad die deutschen Truppen und ihre Verbündeten die Kampfhandlungen einstellten.

  • Nationalsozialismus (1933-1945)

Hintergrundinformationen

Hintergrundinformationen

Am 31.1. und 2.2.2013 jährten sich zum 70. Mal die beiden Tage, an denen im Süd-, bzw. Nordkessel von Stalingrad die deutschen Truppen und ihre Verbündeten die Kampfhandlungen einstellten.

Kein anderer Schlachtort des Zweiten Weltkriegs ist auch heute noch derart bekannt wie Stalingrad. Kaum eine andere Schlacht wurde derart intensiv erforscht und zugleich kontrovers bewertet. Und wohl mit keiner anderen Schlacht verbinden sich neben den Emotionen Betroffener auch derart viele Deutungsversuche.

Es gibt gute Gründe in der deutschen Niederlage von Stalingrad eine Kriegswende zu sehen. Es war schließlich die erste derartige Niederlage für die Wehrmacht. Doch es gibt auch gute Gründe, vor einer diesbezüglichen Überbewertung zu warnen. Denn der Zweite Weltkrieg zog sich in Europa nach Stalingrad noch über 27 Monate hin. Und schlußendlich ist es auszuschließen, daß ein anderer Kriegsausgang als der tatsächliche jemals im Bereich des Möglichen lag. Der Begriff einer „Wende“ ist daher irreführend.

Doch mit Stalingrad verbindet sich nicht „nur“ der Verlust einer Armee und einiger weiterer angeschlossener Verbände und Einheiten. Es ist die Kombination von Vermeidbarkeit und ab einem bestimmten Zeitpunkt Unausweichlichkeit eines tragischen Schicksals für hunderttausende von Soldaten, in einer Stadt, die ihrerseits hunderttausende von Opfern zu beklagen hatte, umgeben von einem Gegner, der bis zu seinem Sieg ebenfalls hunderttausende von Gefallenen zu beklagen hatte. Es ist die Beobachtung der sich langsam entwickelnden Tragödie, die bereits die Zeitgenossen aufwühlte.

Diese Tragödie spielt sich ab vor dem Hintergrund eines Krieges, der an dieser Front auf deutscher Seite bewußt als "Vernichtungskrieg" abseits althergebrachter Regeln und Bräuche geführt wurde. Der getragen wurde von den verbrecherischen Zielen eines gewissenlosen Regimes, die wiederum in der Regel geduldet und häufig genug auch unterstützt wurden von weiten Teilen der deutschen Gesellschaft, insbesondere auch der Wehrmacht.

Auch die 6. Armee mit ihren Verbänden und Einheiten war Teil dieses Vernichtungskrieges. Sie war dies in der Phase, in der Walter von Reichenau ihr Oberbefehlshaber war, sogar in besonders prägnanter Form. Dies relativiert nicht ihr tragisches Ende in Stalingrad – aber es darf auch nicht ob des tragischen Endes unerwähnt bleiben.

Es kann an dieser Stelle nicht die äußerst komplexe Geschichte der Schlacht um Stalingrad erzählt oder gar wissenschaftlich dargestellt werden. Hierfür wird auf die unten angeführte Standardliteratur zum Thema verwiesen.

Diese Internetgalerie will lediglich anhand einer zwangsläufig begrenzten Auswahl von Dokumenten und Bildern aus dem in der Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs verwahrten Schriftgut der Wehrmacht den Ablauf des Geschehens verdeutlichen und dabei zumindest die zentralen Dokumente präsentieren.

Die Galerie umfaßt zwei Teile: Teil 1 bis zum 31.12.1942, Teil 2 ab dem 1.1.1943.

Inhalt und Texte: Thomas Menzel

Technische Umsetzung: Nina Janz

Danke für die Unterstützung an die Kolleginnen und Kollegen der Abt. Filmarchiv und des Referates B 6 (Bildarchiv)!

Stalingrad – Teil 2

Der Untergang der 6. Armee in Stalingrad

1. Jan. – 2. Febr. 1943

Die Lage der in Stalingrad eingeschlossenen Truppen zu Beginn des Jahres 1943 war katastrophal. Hunger und Kälte auf der einen Seite, schwere Kämpfe in Stadt und Umland bei immer weniger Munition und Betriebsstoff auf der anderen Seite.

Am 8. Januar forderte die Rote Armee die 6. Armee zur Kapitulation auf. Ihr Oberbefehlshaber, General Paulus, lehnte in Übereinstimmung mit den Befehlshabern der ihm unterstellten Verbände, ab. In der Folge begannen die sowjetischen Truppen am 10. Januar mit einer weiteren Offensive zur Zerschlagung des Kessels von Stalingrad. Der Druck erhöhte sich und in den folgenden Tagen mußte die Front immer weiter zurückgenommen werden, bis sie schließlich auf das engere Stadtgebiet begrenzt war.

Am 15. Januar beauftragte Hitler Generalfeldmarschall Erhard Milch, den Staatssekretär im Reichsministerium der Luftfahrt und Stellvertreter Görings, zugleich Generalluftzeugmeister, mit der Übernahme der Luftversorgung der 6. Armee. Milch bildete hierzu vor Ort den "Sonderstab Milch", was jedoch nichts an den völlig unzureichenden Transportkapazitäten änderte. Aus Sicht der Eingeschlossenen waren die Bemühungen der Luftwaffe nicht ausreichend und es wurden entsprechende Vorwürfe geäußert. Tatsächlich waren die eingesetzten Verbände und Einheiten der Luftwaffe sehr stark engagiert, erlitten auch hohe eigene Verluste bei ihren Versorgungsflügen in den Kessel und ihren Aufenthalten auf den zum Teil von sowjetischen Truppen unter Feuer genommenen Landeplätzen. Doch beklagten sich die Flugzeugführer in ihren Berichten zunehmend über mangelnde Unterstützung am Boden, fehlendes Bodenpersonal und immer häufiger über völlig chaotische Verhältnisse, ausgehungerte Soldaten und verzweifelte Versuche an Bord der wieder abfliegenden Maschinen zu kommen. Im Laufe des Januar zwangen die Verhältnisse auch mehr und mehr dazu, die Versorgungsgüter per Fallschirm abzuwerfen. Diese Versorgungsbomben konnten wiederum häufig nicht geborgen werden. Die Versorgungslage entwickelte sich im Laufe des Januar daher immer dramatischer.

In dieser Situation wurden insbesondere an die eingeschlossenen Befehlshaber und höheren Offiziere Ehrungen und Beförderungen verteilt. Paulus selbst wurde am 15. Januar das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Sein Chef des Stabes, Schmidt, wurde am 17. Januar zum Generalleutnant befördert.

In der Endphase wurde vermehrt an den Durchhaltewillen der Eingeschlossenen appelliert. Auch Paulus selbst rief am 22. Januar dazu auf, keinesfalls aufzugeben. Die Versorgung war zu diesem Zeitpunkt bereits zusammengebrochen, Hilfe von außen nicht mehr zu erwarten.

Trotzdem band die 6. Armee in Stalingrad nachwievor große Teile der Roten Armee, die bei einer früheren Aufgabe des Kampfes anderweitig zur Verfügung gestanden hätten. Aus dieser nüchternen Betrachtung mochten viele einen Sinn für ihr Ausharren und Leiden ziehen.

Die Presse in der Heimat begann nunmehr sich auf das Ende vorzubereiten. Nachdem lange Zeit die Situation als unproblematisch und der deutsche Sieg als sicher erklärt wurde, wechselte die Darstellung nun. Der Kampf in Stalingrad wurde nun zum heldenhaften Kampf einiger weniger gegen eine erdrückende Übermacht, zum "Opfer" einiger zum Wohle des großen Ganzen stilisiert. Der drohende Untergang der 6. Armee wurde medial vorbereitet. Einprägsame Vergleiche wurden bemüht – mit den Burgundern aus dem Nibelungenlied und vor allem mit den Spartanern bei den Thermopylen. Alles Helden, von denen keiner überlebte. Die Sichtweise des Regimes war daher ab Ende Januar erkennbar. Zugleich forderte Hitler mehrfach dem Kampf bis "zum letzten Mann", "zur letzten Patrone".

Am 26. Januar gelang es der Roten Armee schließlich, den auf das Stadtgebiet beschränkten Kessel aufzuspalten.

Göring sprach am 30. Januar in der zentralen Rede zum zehnten Jahrestag der nationalsozialistischen "Machtergreifung" vom "Heldenopfer" und verglich die 6. Armee mit den 300 Spartanern in der Schlacht bei den Thermopylen. Am selben Tag wurde Paulus zum Generalfeldmarschall befördert. Paulus selbst war sich bewußt, daß dies die Aufforderung war, sich im Falle des bevorstehenden Endes selbst zu töten.

Doch Paulus gab sich am 31. Januar mit seinem restlichen Stab gefangen. Am 31. Januar stellte der Südkessel mit dem Stab der 71. Infanterie-Division und den Resten des Armeeoberkommandos 6 die Kampfhandlungen ein. Auch die in der Mitte verbliebene abgeschnittene Igelstellung mit den Resten des LI. und des VIII. Armeekorps stellte an diesem Tag den Kampf ein. Bereits am 29. Januar hatte der Stab des XIV Panzerkorps den Kampf aufgegeben.

Nun hielt sich lediglich noch der Nordkessel unter General Strecker. Und selbst jetzt forderte Hitler noch den Kampf bis zuletzt. Doch am 2. Februar gab auch der Nordkessel mit den Resten des XI. Armeekorps den Kampf auf und ließ sich gefangennehmen.

Die Zahlenangaben in der Literatur auf beiden Seiten schwanken, doch kann von etwa 100.000 Soldaten, die in Stalingrad in Gefangenschaft gingen ausgegangen werden. In der Masse handelte es sich um deutsche Soldaten, aber es waren auch Ungarn, Rumänen, Italiener und Kroaten darunter, dazu tausende von russischen Hilfswilligen. Die Masse von diesen Soldaten war völlig erschöpft, zum Teil gravierend unterernährt, viele verwundet oder krank. Die Todesrate direkt nach Ende der Kämpfe war offensichtlich dramatisch hoch. Geschwächte, verwundete und kranke Soldaten hatten kaum Überlebensaussichten. Für die anderen begann eine jahrelange Gefangenschaft in sowjetischen Lagern, aus der insgesamt etwa 6000 zurückkehrten, die letzten erst 1955.

Ausgewählte Literatur:

- Beevor, Antony: Stalingrad. München 1999

- Diedrich, Torsten: Paulus. Das Trauma von Stalingrad. Eine Biographie. Paderborn, München, Wien und Zürich 2008

- Förster, Jürgen (Hrsg.): Stalingrad. Ereignis

– Wirkung – Symbol. München, Zürich 1992

- Kehrig, Manfred: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1974

- Ueberschär, Gerd R. (Hrsg.): Stalingrad. Mythos und Wirklichkeit einer Schlacht. Frankfurt a.M. 1992

- Wegner, Bernd: Der Krieg gegen die Sowjetunion 1942/43. in: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 6. Der globale Krieg. Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative 1941-1943. Stuttgart 1990