Solingen
Großstadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Solingen ist eine kreisfreie Großstadt im Regierungsbezirk Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen. Sie gehört zum Bergischen Land und zum Bergischen Städtedreieck und ist Bestandteil der Metropolregion Rheinland[2] und des Landschaftsverbands Rheinland. Solingen liegt auf Platz 50 der größten Städte Deutschlands.
Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Koordinaten: | 51° 10′ N, 7° 5′ O51.1713888888897.0833333333333221 |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Regierungsbezirk: | Düsseldorf |
Höhe: | 221 m ü. NHN |
Fläche: | 89,54 km2 |
Einwohner: | 160.643 (31. Dez. 2022)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 1794 Einwohner je km2 |
Postleitzahlen: | 42651, 42653, 42655, 42657, 42659, 42697, 42699, 42719Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthält Text |
Vorwahlen: | 0212, 02196 (Höhrath)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text |
Kfz-Kennzeichen: | SG |
Gemeindeschlüssel: | 05 1 22 000 |
LOCODE: | DE SOL |
NUTS: | DEA19 |
Stadtgliederung: | 5 Stadtbezirke |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Walter-Scheel-Platz 1 42651 Solingen |
Website: | www.solingen.de |
Oberbürgermeister: | Tim Kurzbach (SPD) |
Lage von Solingen in Nordrhein-Westfalen und im Regierungsbezirk Düsseldorf | |
Die Stadt Solingen ist das Zentrum der deutschen Schneidwarenindustrie, insbesondere bei der Herstellung von Klingen sind Unternehmen aus Solingen weltweit führend. Etwa 90 Prozent der deutschen Schneidwaren- und Besteckhersteller sind in Solingen ansässig. Solinger Schneidwaren sind mit der Herkunftsangabe Solingen durch die Solingenverordnung seit 1938 gesetzlich geschützt.[3] Damit ist Solingen die erste Stadt weltweit, die auf diese Weise Schneidwarenprodukte schützt.[4][5] Seit dem 19. März 2012 führt Solingen den amtlichen Namenszusatz Klingenstadt.[6]
Die bekanntesten Wahrzeichen der Stadt sind Schloss Burg an der Wupper und die mit 107 Metern höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, die Müngstener Brücke. Darüber hinaus hat Solingen ein elektrisches Oberleitungsbussystem, welches zu den größten Europas zählt.[7]
Lage
Solingen liegt ca. 24 Kilometer östlich von Düsseldorf und ca. 35 Kilometer nördlich von Köln.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Das Stadtgebiet Solingens hat eine Größe von 89,54 km². Die größte Ost-West-Ausdehnung beträgt 15,68 Kilometer, die größte Nord-Süd-Ausdehnung 11,7 Kilometer. Der geographische Mittelpunkt der Stadt befindet sich hinter dem Haus Damaschkestraße 17 in Solingen-Mitte. Er wurde offiziell ermittelt und mit einem Felsblock gekennzeichnet.[11] Die Stadtgrenze hat eine Gesamtlänge von 62 Kilometern, wovon die Wupper als Fluss eine natürliche Stadtgrenze von ca. 26 Kilometern bildet. Solingen liegt auf 51 Grad 10 Minuten nördlicher Breite und 7 Grad 3 Minuten östlicher Länge und damit auf dem gleichen Breitengrad wie Leipzig, London und Quebec und auf dem gleichen Längengrad wie Monaco und Basel.[12] Der höchste Punkt im Stadtgebiet befindet sich mit 276 Metern über Normalhöhennull am ehemaligen Gräfrather Wasserturm, dem heutigen Lichtturm. Der tiefste Punkt befindet sich in der Ohligser Heide und liegt nur 53 Meter über Normalhöhennull.[13]
Nachbargemeinden
Die folgenden Städte und Kreise grenzen unmittelbar an die Stadt Solingen, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Nordosten genannt:
Wuppertal und Remscheid (beides kreisfreie Städte), Wermelskirchen und Leichlingen (beide Rheinisch-Bergischer Kreis), Langenfeld, Hilden und Haan (alle Kreis Mettmann).
Stadtstruktur
Das aktuelle Solinger Stadtgebiet entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer Kleinstädte. Solingen existiert in der heutigen Größe erst seit 1975 mit der Eingemeindung der Stadt Burg an der Wupper.[14]
Die meisten Stadtteile haben ihr eigenes, kleinräumiges Zentrum, um das herum sie entstanden sind. Die Entwicklungsgeschichte der Solinger Stadtteile ist dabei mitunter sehr verschieden. So entstand der Stadtteil Gräfrath rund um das alte Kloster Gräfrath schon ab den 1190er Jahren, während etwa Ohligs erst mit Anschluss an den Eisenbahnverkehr ab den 1870er Jahren aufblühte. Verbunden sind die einzelnen Stadtteile neben den Hauptdurchgangsstraßen oftmals auch durch kleinere, teils in Serpentinen geführten Straßen, die das ganze Stadtgebiet durchqueren. Die Stadtteile Gräfrath, Wald, Mitte, Höhscheid und Merscheid liegen im Wesentlichen auf fünf kleineren Höhenrücken, die von Osten nach Westen verlaufen. Solingen hat sechs tief gelegene und stark bewaldete Bachtäler. Dies sind im Einzelnen (von Norden nach Süden) das Ittertal, das Lochbachtal, das Viehbachtal, das Nacker Bachtal, das Pilghauser Bachtal und das Weinsberger Bachtal.
Die ursprüngliche Besiedelung in Solingen fand in den Hofschaften statt, einer Gruppe von wenigen Häusern. Diese bildeten sich nicht selten um einen Schleifkotten, eine Mühle oder ein Hammerwerk herum, deren große Verbreitung die vielen Bäche im Bergischen Land begünstigten. Die heute noch vorhandenen Hofschaften liegen deshalb außerhalb der Hauptdurchgangsstraßen in den Bachtälern oder an der Wupper.[15]
Gemarkungsgrenzen
Im Vergleich zu den Grenzen der aktuellen Stadtbezirke weichen die alten Gemarkungsgrenzen erheblich davon ab. Das gänzlich von der Landkarte verschwundene Dorp wurde beispielsweise von der alten Stadt Solingen eingemeindet und zur Gemarkung Höhscheid gehörte u. a. der heutige Stadtteil Aufderhöhe. Nur die Grenzen des Stadtteils Burg sind identisch mit den alten Gemarkungsgrenzen.
Stadtgliederung
Das heutige Stadtgebiet Solingens besteht aus fünf Stadtbezirken mit eigener Bezirksvertretung.[16] Der westlichste Bezirk Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid ist mit einer Einwohnerzahl von über 43.000 der größte, Gräfrath im Norden ist mit 18.000 Einwohnern der kleinste Solinger Stadtbezirk.
Die fünf Stadtbezirke:
Die acht Stadtteile:
Weitere Ortsteile
Die heutige Großstadt Solingen verfügt historisch über mehr als 400 Ortsteile und Wohnviertel mit eigenem Namen und einer eigenen Geschichte. Einige davon sind für das Bergische Land typische Hofschaften, deren Grenzen nicht genau festgelegt sind. Die nachfolgende, nicht abschließende Auflistung gibt einen Überblick über einige dieser Orte. Sie ist alphabetisch nach Stadtbezirken gegliedert.
- Burg/Höhscheid: Angerscheid, I., II., III. Balkhausen, Bertramsmühle, Breidbach, Bünkenberg, Dorperhof, Eichholz, Friedrichstal, Fürkelt, Glüder, Grünewald, Haasenmühle, I., II., III. Hästen, Höhrath, Jagenberg, Katternberg, Kohlsberg, Meiswinkel, Nacken, Obenrüden, Odental, Petersmühle, Pfaffenberg, Pilghausen, Rölscheid, Schaberg, Schellberg, Schlicken, Steinsiepen, Strohn, Unnersberg, Untenrüden, Weegerhof, Wippe, Widdert, Wüstenhof
- Gräfrath: Altenfeld, Apfelbaum, Aue, Bandesmühle, Bimerich, Blumental, Ehren, Flockertsberg, Flockertsholz, Focher Dahl, Fürkeltrath, Grünewald, Heider Hof, Ketzberg, Külf, Laiken, Mühlenbusch, Neuenkulle, Nümmen, Obenflachsberg, Obenscheidt, Oben zum Holz, Paashaus, Piepersberg, Rathland, Schafenhaus, Schieten, Steinbeck, I., II., III. Stockdum, Untenflachsberg, Unten zum Holz, Zentral
- Mitte: Büschberg, Dingshaus, Eick, Grunenburg, Hasseldelle, Kannenhof, Kohlfurth, Krahenhöhe, Kullen, Lehn, Mangenberg, Meigen, Mittelgönrath, Obengönrath, Papiermühle, Schlagbaum, Schrodtberg, Stöcken, Theegarten, Untenscheidt, Vorspel, Weyersberg, Windfeln
- Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid: Aufderbech, Birkendahl, Börkhaus, Broßhaus, Caspersbroich, Dahl, Deusberg, Engelsberg, Engelsberger Hof, Fürk, Gosse, Hackhausen, Hoffnung, Holzhof, Hübben, Josefstal, Keusenhof, Kuckesberg, Kovelenberg, Landwehr, Limminghofen, Maubes, Neu-Löhdorf, Poschheide, Riefnacken, Rupelrath, Scharrenberg, Scheuren, Schmalzgrube, Schnittert, Siebels, Steinendorf, Suppenheide, Verlach, Wiefeldick, Wilzhaus
- Wald: Bavert, Bech, Demmeltrath, Dültgenstal, Eckstumpf, Eschbach, Eigen, Felder Hof, Foche, Fuhr, Garzenhaus, Heide, Kotzert, Rolsberg, Sonnenschein, Vogelsang, Weyer, Wittkulle
Siehe auch: Kategorie:Ortsteil von Solingen
Klima
Solingen liegt im nordwestdeutschen Klimabereich, was zu normal warmen Sommern und relativ milden Wintern führt. Einflüsse der örtlichen Topografie führen dabei zu unterschiedlichen Ausprägungen der Klimaparameter Temperatur und Niederschlag. So kommt es oft im Winter vor, dass im wesentlich höher gelegenen Solingen-Gräfrath einige Zentimeter Neuschnee fallen, während es zeitgleich im geografisch tieferen und flacheren Ohligs regnet. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 10,2 °C.
Solingen gehört nach der Nachbarstadt Wuppertal zu den Städten in Deutschland mit den höchsten Niederschlagsmengen. Dies ist primär darin begründet, dass das Bergische Land von Nordwesten her die erste nennenswerte Erhebung darstellt, so dass sich Wolken vielfach anstauen.[17]
Die nachfolgenden Daten beziehen sich auf den Zeitraum von April 2015 bis März 2020. Gemessen wurde an der Wetterstation in Wuppertal-Buchenhofen, die sich an der Stadtgrenze zu Solingen-Gräfrath befindet.
Solingen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Solingen
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Klimaschutz
In Solingen wird aktiv Klimaschutz betrieben. So gibt es in Solingen einen Klimaschutzmanager (Sven Heuermann) und eine Nachhaltigkeitsbeauftragte (Ariane Bischoff) sowie den Beirat Nachhaltige Kommune Solingen.[22] Dieser arbeitet in Zusammenarbeit mit Fridays For Future Solingen einen Machbarkeitskatalog für die Klingenstadt zu besseren klimaschützenden Maßnahmen aus.
Naturräume
Naturräumliche Gliederung
Der größte Teil des Solinger Stadtgebiets liegt gemäß der Gliederung der ehemaligen Bundesanstalt für Landeskunde überwiegend naturräumlich in den Mittelbergischen Hochflächen innerhalb des Rheinischen Schiefergebirges. Der westliche Randbereich bei Ohligs befindet sich bereits in der Randzone des Schiefergebirges im Übergang zur Niederrheinischen Bucht.[23]
Die 1963 erfolgte naturräumliche Feingliederung teilt das Stadtgebiet in sechs Naturräume auf. Der Solinger Höhenrücken erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung von Gräfrath bis Hästen und basiert auf Gesteinen des Schiefergebirges. Östlich davon fällt der Höhenrücken steil in das Westliche Wupperengtal ab, das sich in Unterburg im weiteren Flussverlauf in dem Unteren Wuppertal fortsetzt. Westlich des Solinger Höhenrückens befinden sich mit einer Geländekante deutlich abgestuft die Ohligser Terrassenriedel, die Teil der höher gelegenen altdiluvialen Rheinterrassen sind. Die Stadtteile Wald, Merscheid, Höhscheid, Widdert, Aufderhöhe und der östliche Teil von Ohligs liegen in diesem Naturraum. Das Heidegebiet der Ohligser Heide und der Bereich südlich davon bis nach Rupelrath gehören zu den Hilden-Lintorfer Sandterrassen. Das Solinger Stadtgebiet bei Burg östlich und südlich der Wupper zählt geologisch und naturräumlich zum Remscheider Bergland.[23]
Landschaften
Die Waldflächen und die landwirtschaftlich genutzten Flächen machen jeweils etwa ein Viertel der Gesamtfläche Solingens aus. Hinzu kommen Wasserflächen mit einem Anteil von rund 1,4 Prozent. Noch nicht eingerechnet sind dabei Freiflächen sowie Parks und Grünanlagen, auf letztere entfällt dabei ein Anteil von zusätzlich etwa 4,2 Prozent.[24] Knapp die Hälfte des Stadtgebiets, annähernd 4000 ha, machen Landschaftsschutzgebiete aus, rund 770 ha, etwa 9 Prozent, sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen.[25] Einige Landschaftsobjekte stehen als Naturdenkmale unter besonderem Schutz. Dies sind in den innerstädtischen Bereichen Solingens 157 Bäume und in den Freiräumen Einzelobjekte, Feldgehölze oder Kleinflächen an 113 Standorten, siehe dazu auch die Liste der Naturdenkmäler in Solingen.[26] Den Naturschutz im gesamten Bergischen Städtedreieck zur Aufgabe gemacht hat sich die in Solingen ansässige Biologische Station Mittlere Wupper.[27] Darüber hinaus betreut die Stiftung zum Schutz von Tier und Natur Solingen im Stadtgebiet zahlreiche Biotope, viele davon in den Bachtälern.[28]
Abseits der dichter besiedelten Stadtgebiete gibt es viele Natur- und Kulturlandschaften.[29] Bedingt durch die Topografie und die mitunter großen Höhenunterschiede im Stadtgebiet sind großflächige, bebaute Gebiete eher selten. Immer wieder zeigen sich in Teilen bewaldete Täler oder abschüssige Freiflächen, die einzelne Wohnplätze voneinander trennen.
Im westlichen Stadtteil Ohligs befindet sich mit der Ohligser Heide ein großes, teils bewaldetes, ehemaliges Heidegebiet, das neben Wald und Heide auch eine Moorlandschaft aufweist. Ein weiteres dichtes Waldgebiet befindet sich um den südöstlichen Stadtteil Burg. Entlang der Wupper sind die teils steilen Hänge der Wupperberge oftmals bewaldet, teilweise bestehen sie auch aus Felsformationen. Zahlreiche Wanderwege erschließen das Tal der Wupper von Solingen aus.
Charakteristisch sind die vielen Bachtäler zwischen den Höhenrücken, die eine Gesamtlänge von rund 200 Kilometern aufweisen.[30] Links und rechts der Bäche erstrecken sich zumeist dichte Wälder oder Wiesen. Kleine Brücken oder Dämme ermöglichen von Zeit zu Zeit die Querung. Größere Agrarflächen befinden sich überall im Stadtgebiet, bevorzugt sind diese allerdings um den Stadtteil Gräfrath und im Bereich Höhscheid und Widdert zu finden.
Gewässer
Zu den prägenden Landschaftsbestandteilen zählen auch die diversen Stand- und Fließgewässer, obwohl sie nur 1,4 Prozent der Gesamtfläche der Stadt ausmachen. Neben dem größten Fluss, der Wupper, sind mehr als 200 Bäche[31] im Stadtgebiet zu finden, welche zumeist in die Wupper oder der Itter münden. Viele von ihnen fließen in bewaldeten Bachtälern, die als Landschafts- oder sogar als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind, so zum Beispiel im Falle des Naturschutzgebiets Mittleres Ittertal und Baverter Bachtal im Stadtteil Wald.
Die Sengbachtalsperre bei Höhrath im Süden der Stadt versorgt weite Teile Solingens mit Trinkwasser. Weitere Beispiele für künstlich angelegte Standgewässer sind der etwa 1,5 ha große Stiehlsteich in Ohligs, der als Ziegelteich aus einer Lehmgrube der Ohligser Ziegelei Aktiengesellschaft Bracken & Cie.[32] entstanden ist, sowie der Stausee der Itter bei Lindersberg in Wald.
Die erste Besiedelung auf heutigem Solinger Stadtgebiet erfolgte wahrscheinlich im 8. oder 9. Jahrhundert.[33]:18 In einem Vermächtnis (Testament) des Kölner Erzbischofs Bruno aus dem Jahr 965 n. Chr. erhält die Abtei St. Martin in Köln einen Gutshof namens Solagon. Damit könnte Solingen gemeint sein. Die erste Erwähnung einer christlichen Gemeinde in Solingen findet sich in einer auf den 3. Mai 1019 datierten (allerdings gefälschten) Urkunde des Kölner Erzbischofs Heribert von Köln. In dieser Urkunde wird der Grundbesitz über einen Teil des heutigen Solinger Stadtteils Wald dokumentiert: curtim et ecclesiam que Walda vocatur (Fronhof und Kirche namens Wald).[34] Die nächste namentliche Erwähnung von Solonchon findet sich in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Anno II. aus dem Jahre 1067.[33]:20–21 Der Solinger Heimatforscher Heinz Rosenthal (1906–1973) lehnte die Annahme bezüglich Solagon jedoch mit dem Argument ab, dass es keine juristisch belegbaren Nachweise über Solinger Besitzungen der Kölner Erzbischöfe gibt.[33]:17
Im frühen Mittelalter war das heutige Solinger Stadtgebiet stark bewaldet und das unwegsame Gelände nur sehr dünn besiedelt (weniger als 100 Menschen). Die Solinger Urbevölkerung bestand überwiegend aus einfachen Landwirten und Handwerkern. Wie im gesamten Bergischen Land war zunächst die Einzelhofbesiedlung mit sehr wenigen Bewohnern üblich. Der ursprüngliche Gutshof Solagon entwickelte sich (vermutlich) über Jahrhunderte zu einer einfachen Rodungssiedlung im Bergischen Land, aus der die spätere Stadt Solingen hervorging. Heute umfasst der Solinger Stadtteil Mitte ungefähr das Siedlungsgebiet der ersten Solinger Bürger.
Das aus Altenberg stammende Grafengeschlecht derer von Berg zog um 1133 in den heutigen Solinger Stadtteil Burg und errichtete auf einer Anhöhe über dem Fluss Wupper eine Burg, das heutige Schloss Burg. Schloss Burg wurde Stammsitz der Adelsfamilie und die Grafen von Berg herrschten dort über das nach ihnen benannte Bergische Land. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts (um 1210) ist in Solingen das Klingenhandwerk nachweisbar. Erste Schleifer ließen sich an den zahlreichen Bächen im Solinger Stadtgebiet nieder. Die Schleifer organisierten sich bereits Anfang des 14. Jahrhunderts in Zünften (in Solingen Bruderschaften genannt) und waren von besonderer Bedeutung für die Solinger Wirtschaft.[35] Am 23. Februar 1374 erhielt Solingen einen Freiheitsbrief, der aufgrund keiner später auftauchenden Erhebung Solingens zur Stadt als Verleihung des Stadtrechts interpretiert wird.[33]:115 Die damalige Solinger Bevölkerung musste nun immer im Herbst eine Steuer entrichten und hatte die Erlaubnis (wie es im Urkundentext steht), einen Bürgermeister zu wählen. Recht sprechen sollten seitdem geschworene Schöffen. Ein wöchentlicher Markt und ein Jahrmarkt im Oktober wurden erlaubt. 1492 und 1535 wüteten in der Stadt zwei verheerende Brände. Die Pest brach in Solingen im Jahre 1614 aus. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Schloss Burg nahezu vollständig zerstört. Zwischen 1756 und 1763 zogen wiederholt plündernde Truppen durch die Stadt und haben der Solinger Stadtentwicklung massiv geschadet.
Die Stadt Solingen war bis zur Errichtung eines französischen Satellitenstaats im Jahr 1806 Teil des Herzogtums Berg.[36] Das Herzogtum Berg gehörte zuletzt aufgrund von Erbfällen zu den Ländern des pfalzbayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss begann dieser mit der Säkularisierung. Am 15. März 1806 trat er das Herzogtum Berg an den französischen Kaiser Napoleon I. im Tausch gegen das Fürstentum Ansbach ab. Unter Kaiser Napoleon wurde das Herzogtum zum Großherzogtum Berg umbenannt und reorganisiert. Napoleon ernannte seinen Schwager Joachim Murat zum neuen Großherzog, der durch ein Dekret vom 13. Oktober 1807 die kommunalen Zuständigkeiten in seinem Großherzogtum neu regelte. Die Franzosenzeit endete in Solingen mit der Errichtung des Generalgouvernements Berg bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und in Europa mit Napoleons militärischer Niederlage in der Schlacht bei Waterloo 1815. Insgesamt war diese Zeit, die im damaligen Großraum Solingen nur sieben Jahre dauerte (1806–1813), von wenigen Erfolgen geprägt. Vor allem gab es in der bergischen Bevölkerung, anders als in den linksrheinischen Gebieten (Aachen, Köln, Bonn), wo die Franzosenzeit ca. zwanzig Jahre dauerte, keine wirklichen Unterstützer der französischen Reformpolitik. Der deutsche Landadel blieb wegen der mangelhaften Agrarpolitik kritisch, der Klerus verlor durch die Säkularisierung und Einführung der Gewaltenteilung massiv an Autorität und die Kaufmannsgilde, die eigentlich am meisten von den liberalen Wirtschaftsreformen hätte profitieren müssen, wurde durch die Napoleonischen Kriege und die damit wegbrechenden Absatzmärkte im Ausland eher geschwächt als gestärkt. Die Masse der Solinger Bevölkerung (über 90 %), speziell die einfachen Bauern und Handwerker, litten am meisten unter den französischen Repressalien, insbesondere haben die Familien des Prekariats die Folgen der Zwangsrekrutierungen durch die Grande Armée zu spüren bekommen. 1809 erschien unter französischer Besatzung die erste Solinger Zeitung, der „Verkündiger“, ein Vorläufer des heutigen Solinger Tageblatts.[37]
1815 fiel das Bergische Land an Preußen; Solingen wurde zur Kreisstadt erhoben. Nach der preußischen Städteordnung erhielten 1856 die damaligen Gemeinden Burg, Dorp, Gräfrath, Höhscheid, Merscheid und Wald die Stadtrechte. Die Stadt Dorp wurde am 1. Januar 1889 in die Stadt Solingen eingemeindet. Am 11. August 1891 wurde die Stadt Merscheid in Ohligs umbenannt. 1896 wurde Solingen zur kreisfreien Stadt. Ein Jahr später wurde die Müngstener Brücke eingeweiht, seitdem ist sie mit 107 Metern Höhe die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 traf besonders die exportorientierte Solinger Schneidwarenindustrie schwer, weil die Absatzmärkte im Ausland wegbrachen. Die Städte Gräfrath, Höhscheid, Ohligs, Wald und Solingen wurden am 1. August 1929 durch das Gesetz zur kommunalen Neuordnung zur neuen Großstadt Solingen vereinigt.
Nach Adolf Hitlers Machtergreifung und seiner Ernennung zum Reichskanzler, kam es in Solingen-Ohligs am 7. Februar 1933 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Die ersten „Schutzhäftlinge“ wurden im Solinger Polizeigefängnis und im Ohligser Amtsgericht inhaftiert. Der SPD-Oberbürgermeister Josef Brisch wurde kurzzeitig im März 1933 inhaftiert und am 20. August 1933 fristlos aus seinem Amt entlassen. Neuer Oberbürgermeister in der Klingenstadt wurde am 3. April 1933 der NSDAP-Kreisleiter für Solingen, Helmut Otto. 1938 wurde das Gesetz zum Schutz des Namens Solingen verabschiedet, das den Markennamen „Solingen“ für Schneidwaren aus Solingen unter Schutz stellt. Am 3. März 1943 wurden 62 Solinger Bürger, die der Bevölkerungsgruppe der Sinti angehörten, aus den zwei städtischen „Zigeuner-Lagern“, an der Potshauser Straße 10 und der Wörthstraße 24, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ungefähr die Hälfte davon waren zu diesem Zeitpunkt noch Kinder. Mindestens 55 von ihnen wurden ermordet.[38]
Am 13. April 1945, drei Tage vor Einmarsch der Amerikaner in Ohligs, ermordete ein Tötungskommando bestehend aus Gestapo und SS am Wenzelnberg in Langenfeld-Wiescheid 71 Männer aus Remscheid und Wuppertal (keine Solinger). Nach offiziellen Angaben wurden die Männer dort paarweise zusammengebunden und durch Genickschuss getötet. Ortsansässige sprachen auch von nicht erschossenen Männern, die gefesselt in die Grube fielen und lebendig begraben wurden. Befehlshabender Offizier und Leiter des Exekutionskommandos war der damalige Jurist und SS-Hauptsturmführer Theodor Goeke (seit 1945 als vermisst gemeldet bzw. für tot erklärt). Einer der Mittäter, der Kripo-Beamte Friedrich Karst, wurde 1946 für zwei Jahre Leiter des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen.[39][40] Ende April 1945 ließen amerikanische Soldaten die Leichen exhumieren und am 1. Mai 1945 auf dem Platz vor dem Ohligser Rathaus beerdigen. Die Bevölkerung war zur Teilnahme an der Trauerfeier zwangsverpflichtet, ca. 3000 Menschen nahmen nach ausdrücklicher Aufforderung an der Trauerfeier teil. Erst 1965 wurden die Leichen erneut exhumiert und wieder am Wenzelnberg beigesetzt, wo sich seitdem eine Gedenkstätte befindet.[41][42]
Während des Zweiten Weltkriegs wurde im November 1944 die mittelalterliche Solinger Altstadt durch die Luftangriffe auf Solingen völlig zerstört. Am 17. April 1945 marschierten US-amerikanische Soldaten in Solingen ein, wodurch der Krieg für die lokale Bevölkerung zu Ende ging. Insgesamt starben über 5.000 Solinger Bürger im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) durch Kriegshandlungen und/oder die NS-Diktatur.[43]
Von 1945 bis 1949 gehörte Solingen zur britischen Besatzungszone. Der Wiederaufbau der Innenstadt an alter Stelle geschah ab dem Jahr 1949. Die neu errichtete evangelische Stadtkirche am Fronhof konnte 1954 eingeweiht werden, die zerstörten Türme der katholischen Stadtkirche St. Clemens wurden in verändertem Stil rekonstruiert. Die Einwohnerzahl der Stadt wuchs durch zahlreiche neue Wohngebiete in allen Stadtteilen bis Ende der 1970er Jahre. Die städtische Infrastruktur wuchs stetig an, so wurde etwa 1963 das Theater und Konzerthaus eingeweiht und Ende der 1970er Jahre mit der Viehbachtalstraße eine Kraftfahrstraße quer durch die Stadt errichtet. 1975 wuchs die Stadt nochmals durch Eingemeindung der bis dahin selbständigen Stadt Burg an der Wupper. Im Jahre 1993 geriet Solingen durch einen rechtsextremistischen Brandanschlag, bei dem fünf türkische Mädchen und Frauen getötet wurden, weltweit in die Schlagzeilen (siehe Mordanschlag von Solingen). Als Reaktion auf den Anschlag kam es in der Stadt in den Folgetagen zu Demonstrationen und Ausschreitungen.
Seit Beginn des neuen Jahrtausends veränderte die Klingenstadt durch städtebauliche Maßnahmen wie die Regionale 2006 oder City 2013 massiv ihr Erscheinungsbild, so entstand etwa der neue Radwanderweg Korkenziehertrasse und durch den Abriss des Turmhotels und der ehemaligen Karstadt-Passage konnte ein neues Shoppingcenter am Neumarkt in Solingen-Mitte entstehen. Nach der Stilllegung des alten Hauptbahnhofes in Solingen-Mitte wurde der Ohligser Bahnhof am 10. Dezember 2006 offiziell von der Deutschen Bahn AG zum neuen Solinger Hauptbahnhof ernannt.[44][45][46]
Stadtname
Herkunft und Bedeutung des Stadtnamens sind zum Teil strittig. Durch die sich im Laufe der Jahrhunderte stetig verändernde Schreibweise gibt es verschiedene Deutungsweisen. Unumstritten ist die Bedeutung des vorderen Wortteils Sol-, der auf eine Wasserlache (feuchtes oder morastiges Gebiet, in der sich Wild suhlt) hindeutet. Möglich ist diese Ableitung von dem Begriff Sulen, der die Erdbeschaffenheit als matschig und schlammig beschreibt. Im alemannischen Raum (heutiger Südwesten Deutschlands, bis in die Schweiz reichend) wird die Endsilbe -ingen fest den alten germanischen Stämmen zugeschrieben. Der Solinger Heimatforscher Heinz Rosenthal (1906–1967) schließt -ungen als Endsilbe aus, da diese einen älteren Gebrauch als -ingen hat, teilweise bis in das 7. Jahrhundert zurück, was er mit Forschungsergebnissen von Grabungsforschern begründet.[33]:18
Der Stadtname hat sich (vermutlich) über die Jahrhunderte von Solonchon bis in die heutige Schreibweise Solingen wie folgt entwickelt:
- (Solungun) – Solonchon (1067) – Solungen (1356, 1382) – Solingen.[33]:17