Musik im Kino – DW – 22.11.2018
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Musik im Kino

Jochen Kürten
22. November 2018

Der neue Film von Philipp Kadelbach wartet mit einer Reihe deutscher Leinwandstars auf. Er ist etwas für musikalische Nostalgiker und Ruhrpottfans. In unsere Top Ten der schönsten Musikfilme schafft er es jedoch nicht.

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Filmstill So viel Zeit
Bild: picture alliance/dpa/Universum Film GmbH

Regisseur Philipp Kadelbach ist inzwischen auch international eine große Nummer. Sein Mehrteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" eroberte 2013 die Fernsehwelt, sorgte für politische Debatten über die Ländergrenzen hinweg und gewann einen "International Emmy" in New York. Im vergangenen Jahr drehte Kadelbach in Großbritannien gleich zwei Serien - für BBC und Sky.

Kadelbach: gefragt und prominent

Seit ein paar Tagen läuft im deutschen Fernsehen zudem Kadelbachs Serie "Parfum", die sich am gleichnamigen Buch-Bestseller von Patrick Süskind orientiert - immer noch einer der erfolgreichsten deutschen Nachkriegs-Romane überhaupt. Quasi zwischendurch hat der 1974 in Frankfurt geborene Film-und Fernsehregisseur noch einen Kinofilm gedreht - der am Donnerstag (22.11.) in die Filmtheater kommt: "So viel Zeit".

Filmstill So viel Zeit
Jürgen Vogel mit beeindruckendem Nerd-Bart in "So viel Zeit"Bild: Universum Film GmbH

"So viel Zeit" ist ein Film für Nostalgiker. Erzählt wird die Geschichte von fünf ehemaligen Freunden, die in den 1980er Jahren im Ruhrgebiet mit ihrer Band "Bochums Steine" einige Triumphe feiern konnten. Doch der Erfolg wurde jäh unterbrochen, als Gitarrist Reiner (Jan Josef Liefers) bei einem Auftritt auf offener Bühne gegen Bandmitglied Ole (Jürgen Vogel) wütete. Ole verletzte sich dabei schwer. "Bochums Steine" waren fortan Geschichte.

Der gescheiterte Versuch eines Comebacks

30 Jahre später haben Reiner und Ole keinen Kontakt mehr. Reiner, er ist bei Kadelbach Hauptprotagonist in "So viel Zeit", will der Band zu einem Comeback verhelfen. Ist es schon schwierig genug, die anderen drei ehemaligen Kumpanen Bulle, Thomas und Konni (Armin Rohde, Richey Müller, Matthias Bundschuh) zu überreden, so beißt Reiner bei Ole zunächst einmal auf Granit.

Filmstill So viel Zeit
Jan Josef Liefers trifft seine Verflossene (Jeanette Hain)Bild: Universum Film GmbH

Ole ist der einzige der fünf, der etwas aus seinem Leben gemacht hat: Als trendiger Nerd in der deutschen Hauptstadt führt er inzwischen ein vollkommen anderes Leben als seine ehemaligen Freunde. Reiner hingegen, aber auch Bulle, Thomas und Konni, sind mehr oder weniger verkrachte Existenzen, beruflich wie privat.

Doch Reiner gibt nicht auf, vor allem nachdem er nach einem Arztbesuch mit einer niederschmetternden Krebs-Diagnose nach Hause geschickt wird. Er will es noch einmal wissen...

Auch die "Scorpions" sind mit dabei

Jetzt erst recht, denkt sich Reiner. Für ein Konzert mit "Bochums Steinen" möchte er noch ein einziges Mal auf der Bühne stehen. So weit, so gut: "So viel Zeit" ist ein Feelgood-Movie mit tragischen Untertönen, gespielt von einem Ensemble populärer deutscher Film- und Fernsehstars. Die Auftritte der weiblichen Co-Stars sind übrigens kurz und überschaubar (Laura Tonke, Jeanette Hain u.a.). Ebenso der Gastauftritt der deutschen Rockband "Scorpions", die mit ein paar wenigen Szenen und Sätzen dabei sein darf.

Filmstill So viel Zeit
Kurzauftritt der "Scorpions" in "So viel Zeit"Bild: picture alliance/dpa/Universum Film GmbH

Als Vorlage diente Regisseur Philipp Kadelbach der gleichnamige Roman des Ruhrgebietspoeten Frank Goosen. "So viel Zeit" ist ein Film für Nostalgiker: deutsche Rockmusik und Ruhrgebietsromantik, Freundschaft zwischen Krise und Erwachen, verkrachte Existenzen und Lebens- und Musikcomeback - das sind die Themen, die der Film anschlägt. Er macht das mit "Mut zur Karikatur", wie es ein Kritiker (des Norddeutschen Rundfunks) ausdrückte. Dem kann man beipflichten.

Ob man sich mit den Charakteren anfreunden kann, muss jeder Kinozuschauer selbst entscheiden. Fest steht allerdings: "So viel Zeit" setzt eher auf Klamauk denn auf psychologische Tiefe. Musikalisch wird "So viel Zeit" nur diejenigen befriedigen, die etwas mit der eher grobschlächtigen deutschen Rockmusik jener Jahre anfangen können.

Der Film "So viel Zeit" startet am 22. November bundesweit in den Kinos.