Sister Sadie
logo.GIF (1963 Byte) Aktuelle Ausgabe Jazz in M�nchen Jazz in Hamburg Jazz live

Ausgabe April 1999

STORY

SISTER SADIE

DEBUT MIT F�NFZIG

Autor:
Marcus A. Woelfle

Sie ist die Tochter von Billie Holiday und Lester Young: Sie singt und spielt Saxofon – wenn auch Alt und nicht das Tenor ihres Vaters; seit dem 2. M�rz, als sie ohne Werbekampagne und Vorberichte im Rico’s Inn, New Jersey, auftrat, tut sie das auch �ffentlich. "Ja glauben Sie denn wirklich, ich h�tte mich schon fr�her dem Gesp�tt und dem Vergleich aussetzen k�nnen?" Erstaunlicherweise wu�te niemand von einer gemeinsamen Tochter der beiden Genies, nicht einmal die florierende Ger�chtek�che.

Als sie auf die Welt kam, sa� Lady Day wegen Drogenmi�brauchs im Gef�ngnis. "Dann kam ich ins Heim. Meine Mutter besuchte mich st�ndig, k�mmerte sich dort liebevoll um mich, hatte aber panische Angst, da� meine Existenz bekannt w�rde. Auch Vater erfuhr von meiner Existenz erst 1959, kurz bevor beide starben. Ich habe ihn nur einmal gesehen." Little Sadie Fagan h�tte ihre Herkunft also leicht geheimhalten k�nnen. "Ich bin stolz auf meine Eltern und wie h�tte ich es denn vor mir selbst verbergen k�nnen. Ich wollte ihnen keine Schande bereiten und habe 35 Jahre lang ge�bt. Jetzt will ich es wissen... Wahrscheinlich h�tte ich ohne den Namen meiner Eltern nicht einmal einen Gig gekriegt." Den Mut, �berhaupt aufzutreten und aufzunehmen, verdankt sie ihrer besten Freundin. Sie hat sich letztes Jahr ans Klavier gesetzt und Sadie zum Mitspielen gezwungen. "Nach der ersten Nummer sagte sie: ‚Oh Lord! Du klingst ja wie Sister Rosetta Tharpe und Anita O’Day in einem!‘ Da wu�te ich, keiner w�rde mich mit meiner Mutter vergleichen." Ob sie in ihrer seltenen Kombination aus schnellem Scat in Gospel-Timbre sich bewu�t von ihrer Mutter abheben wollte? "Nein, wissen Sie, ich h�re so gut wie nie Aufnahmen von meiner Mutter. Es geht mir zu nahe. Ich mu� immer weinen, wenn ich ihre Stimme h�re. Ich wei�, da� es auch Leuten so geht, die sie gar nicht kannten." Als Kind sang sie im Gospelchor des Heims; als junge Frau h�rte sie Platten von Anita O’Day, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan, Dinah Washington und Nellie Lutcher, "all die heiteren." Wegen ihres Alters ("mit �ber 50 hat man keine taufrische Stimme mehr"), spielt sie haupts�chlich Alt auf ihrer Debut-CD "Sister Sadie" (First Records, in Deutschland bei April Sky im Vertrieb). Nichts klingt da nach ihrem Vater. Mit einem rotzfrechen Sound wie die R&B-R�hre Earl Bostic, in einer Geschwindigkeit wie Johnny Griffin segelt sie da im Quartett (Dexter Wayne -p, Lynn Mays -b und Abdul El-Mallah -d) durch Soul-Jazz-Nummern und (also doch) gro�e Songs des Zweiergespanns Lady Day & Pres. Da hat sie gottlob nicht unerreichbaren Juwelen nachgestrebt, sondern die weniger bekannten Titel des Teams wie "Now They Call It Swing" (mit modernisiertem Text) und "You Can’t Be Mine" aufgegriffen. Bei letzteren kommen einem dann doch die Tr�nen, da� die Dame "27 Jahre lang in einer Provinzpost immer nur Briefmarken aufgeklebt und abgestempelt hat." (Aus dieser Periode stammt auch noch das Jugendbildnis, das das Cover ziert.) Sadies Cover-Versionen von Horace Silvers "Sister Sadie" und "Cool Eyes" sowie Nat Adderleys "Work Song" sind hitverd�chtig.
Home
Nach oben
Louis Sclavis
Sam Morgan
Sarah Vaughn
Sister Sadie
Neue CDs
B�cher / Noten
Jazz-Charts
Notes
Come Sunday
David Gazarov
Duke Ellington
Inge Brandenburg
Jaki Byard
Kyle Eastwood
Home ] Aktuelle Ausgabe ] Abo-Service ] Archiv / Suchen ] Kurz aber wichtig ] Jazz in M�nchen ] Jazz in Hamburg ] Jazz live ] Jazz in Radio u. TV ] Amstrong Materialien ] G�stebuch ]