Zombies unter Kannibalen
Originaltitel: Zombi Holocaust
Herstellungsland: | Italien (1980) |
Standard-Freigabe: | SPIO/JK gepr�ft: strafrechtlich unbedenklich |
Genre: | Horror, Splatter, Trash |
Alternativtitel: | Doctor Butcher M.D. Dr. Butcher M.D. Island of the Last Zombies Medical Deviate Queen of the Cannibals Zombie 3 Zombie Death Cult Zombie Holocaust Zombie Inferno Zombie Kannibalen Zombies - Cannibal Ferox |
Bewertung unserer Besucher: |
Note: 6,66 (95 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
In einem New Yorker Krankenhaus kommt es zu ungew�hnlichen Vorf�llen:. Immer wieder werden Leichen verst�mmelt und Organe gestohlen. Der leitende Professor will zum Schutz des Rufes der Klinik die Sache unter den Teppich kehren. Doch eines Tages kommt er selbst auf die Spur - ein asiatischer Krankenpfleger stiehlt die K�rperteile. Als er entdeckt wird, bringt er sich um. Da sich mekrw�rdige F�lle von Kannibalismus im Land h�ufen, machst sich der FBI-Sonderermittler Peter Chandler zusammen mit der Medizinerin und Anthopologin Lori an die Ermittlungen. Die Spur f�hrt auf eine einsame Insel, auf der eine merkw�rdige Sekte ihr Unwesen treibt. Dort bekommen die beiden nicht nur mit hungrigen Kannibalen sondern auch mit furchterregenden Untoten zu tun. (XT Video)
ZOMBIES UNTER KANNIBALEN
1972 legte der italienische Regisseur Umberto Lenzi mit Mondo Cannibale den Grundstein für den Kannibalenfilm, ein neues Subgenre des Exploitation – und Horrorfilms, das seinen Zenit im Jahr 1980 erreichte, in dem wichtige Genrestreifen wie Cannibal Holocaust (Regie: Ruggero Deodato), Jungfrau Unter Kannibalen (Regie: Jess Franco), Asphaltkannibalen (Regie: Antonio Margheriti) Lebendig Gefressen (Regie: Umberto Lenzi) erschienen. 1979 kam mit Lucio Fulcis Woodoo – Schreckensinsel Der Zombies der italienische Zombiefilm hinzu. Die geschäftstüchtigen Produzenten Fabrizio de Angelis (Woodoo – Schreckensinsel Der Zombies, 1979) und Gianfranco Couyoumdjian (Jäger Der Apokalypse, 1980) kamen auf die Idee, beide Genres miteinander zu vermischen, um möglichst viele Leute in die Kinos zu locken. De Angelis dachte sich eine Story zu dieser Idee aus, aus der Drehbuchautor Romano Scandariato (Nackt Unter Kannibalen, 1977) ein Skript machte. Man engagierte Marino Girolami (Cop Hunter, 1976) für die Regie, während Ian McCulloch (Woodoo – Schreckensinsel Der Zombies, 1979), Alexandra Delli Colli (Der New York Ripper, 1982), Sherry Buchanan (Junge Mädchen Zur Liebe Gezwungen, 1978), Peter O´ Neal (IL Passatore, 1978; Mini-Serie, eine Folge), Donald O´ Brien (Mannaja – Das Beil Des Todes, 1977) und Dakar (Woodoo – Schreckensinsel Der Zombies, 1979) auf der Besetzungsliste landeten. Falls einem einige der Darsteller und Kulissen bekannt vorkommen sollten: Zombies Unter Kannibalen wurde zur gleichen Zeit wie Woodoo – Schreckensinsel Der Zombies gedreht und man teilte sich die Sets in Santo Domingo, auch wenn Make Up-Künstler Maurizio Trani in einem Interview im DVD-Bonusmaterial des Films behauptet, der Film sei nicht auf einer Insel, sondern in einer Stadt in der Nähe von Rom gedreht worden. Damit dürfte sich Trani, der den fertigen Film nie gesehen hat und dessen Erinnerungen an seine Entstehung etwas diffus sind, sicherlich auf eine fünfminütige Szene beziehen, die aus der US-Version mit dem Titel Doctor Butcher M.D. bekannt ist und die – wie man an der Vegetation in dieser Szene erkennen kann – tatsächlich nicht im Dschungel entstand, der im Rest des Films zu sehen ist.
Apropos US-Version: Zombies Unter Kannibalen kam in verschiedenen Fassungen auf den Markt. Neben der bereits angesprochenen US-Version (Spieldauer: 82 Minuten / vor allem an Handlung gekürzt, enthält aber die bereits erwähnte Handlungssequenz und eine Szene aus dem nie vollendeten Horrorfilm Tales That Will Tear Your Heart Out aus dem Jahr 1976) existieren weitere Versionen von Marino Girolamis Zombie/Kannibalen-Schocker. Da wären die 81minütige Standardversion, eine an Handlung gekürzte deutsche Fassung (74 Minuten, 1982 indiziert, 1986 bundesweit beschlagnahmt und 2022 rehabilitiert) und eine 86minütige Langfassung mit der zusätzlichen Handlungssequenz, auf die sich diese Rezension bezieht.
In einem New Yorker Krankenhaus verschwinden immer wieder Leichenteile. Als Täter macht man einen Krankenpfleger dingfest, der die Körperteile entfernt hat, um sie zu verspeisen. Der Täter entzieht sich seiner Verhaftung durch Selbstmord. Da es auch in anderen amerikanischen Großstädten zu Fällen von Kannibalismus gekommen ist, schaltet sich die Gesundheitsbehörde des FBI ein und bittet die promovierte Medizinerin und Anthropologin Lori Ridgeway (Alexandra Delli Colli) um Hilfe. Sie erkennt, dass der kannibalische Krankenpfleger von den Molukken stammt, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Mit FBI-Agent Peter Chandler (Ian McCulloch), seinem Kollegen George (Peter O´ Neal) und der Reporterin Susan Kelly (Sherry Buchanan) reist auf die Molukkeninsel Kito, um die Fälle von Kannibalismus aufzuklären ...
Zombies Unter Kannibalen ist eine Trash-Granate vor dem Herrn und wer von einem Horrorfilm eine technisch versierte Inszenierung, eine packende und plausible Geschichte, eine ausgeklügelte Kameraführung, überdurchschnittliche, ja hervorragende schauspielerische Leistungen und atmosphärische, markante Musik erwartet, der sollte um Marino Girolamis Verquickung von Zombie – und Kannibalenfilm einen Riesenbogen machen, denn Zombies Unter Kannibalen hat nichts von alldem. Girolamis Regieleistung kann man bestenfalls als zweckmäßig bezeichnen, der Plot bewegt sich auf unterstem Groschenroman-Niveau, die Kameraführung von Fausto Zuccoli (Verdammte Heilige Stadt, 1976) legt nur bei der Zurschaustellung blutiger Splattereffekte eine gewisse Sorgfalt an den Tag, die darstellerischen Leistungen sind weitgehend durchschnittlich bis grenzwertig und es gibt zig italienische Horrorfilme, die eine besser ins Ohr gehende Musik bieten als Zombies Unter Kannibalen. Und trotzdem kann ich den Film empfehlen … zumindest einer bestimmten Klientel.
Wer ein Herz für das italienische Genrekino hat und sich auch in den schmuddeligsten Gefilden des Unterhaltungsfilms aus Bella Italia wohlfühlt oder sich generell gern mal einen gepflegten Schundfilm reinzieht, der ist hier genau richtig.
Der Streifen steckt voller Unzulänglichkeiten, die den Unterhaltungswert des Films enorm in die Höhe schraubten. Ein absolutes Glanzstück ist der Selbstmord des Krankenpflegers zu Beginn des Films. Anstatt einen Stuntman den Sprung in die Tiefe wagen zu lassen, hat man eine deutlich als solche zu erkennende Puppe aus dem Fenster geschmissen, die beim Aufprall auch noch einen Arm verliert. Und anstatt diesen peinlichen technischen Patzer zu vertuschen, hat man ihn sogar noch in den Trailer des Films gepackt – das muss man erst mal bringen! Und ist nicht das einzige unfreiwillig komische Highlight des Films.
Auch das Drehbuch enthält Elemente, die auf großzügigen Grappa-Konsum beim Schreibprozess schließen lassen, wenn man sich so ansieht, wie man hier versucht hat, Zombies, Kannibalen und einen verrückten Wissenschaftler zusammenzubringen. Hinzu kommen einige Widersprüchlichkeiten: So lässt man Alexandra Della Colli als Lori Ridgeway über ihre glückliche Kindheit auf den Molukken schwadronieren, nur um ihr dann das Statement in den Mund zu legen, dass sie auf keinen Fall an den Ort ihrer ach so glücklichen Kindheit zurückkehren will, weil sie davor zu viel Angst hat. Auch die Tonspur des Films enthält Elemente, die zum Schmunzeln einladen, wie z.B. das „Biiinng“, das jedes Mal erklingt, wenn das Kito-Symbol zu sehen ist. Und wenn das „Zombies...töte...Zombies...töte!“-Murmeln ertönt, das wahrscheinlich als total krasser Schockeffekt gedacht war, werden sich nur völlig spaßbefreite Zeitgenossen das Lachen verkneifen können. Ähnliches gilt für das Zombie-Make Up. Wahrscheinlich wollte man den Zombies aus Woodoo – Schreckensinsel Der Zombies (1979) nacheifern, hatte aber nicht genügend Geld dafür. Während Fulcis Zombies am ganzen Körper Spuren der Verwesung zeigten, hat das Budget nur ausgereicht, um den Zombie-Darstellern die Gesichter zu schminken, so als würden sie Masken tragen. Und einige dieser Zombie – Make Ups wirken auch nicht gerade furchteinflößend – zudem sind die Zombies nicht allzu zahlreich vertreten und spielen eher eine Nebenrolle. Auch ein Indiz dafür, dass Zombies Unter Kannibalen eine Billigproduktion ist.
Definitiv nicht gekleckert, sondern geklotzt hat man bei den Splattereffekten. Auch wenn der eine oder andere Effekt mittlerweile etwas offensichtlich ist, dürfte Zombies Unter Kannibalen auch heute noch jeden Gedärme – und Spritzhirnfreund entzücken: Da werden Kehlen durchgeschnitten, Augen aus ihren Höhlen gepult und die Kannibalen befördern zahlreiche innere Organe ihrer Opfer ans Tageslicht. Eine OP-Szene, in der die Stimmbänder des Opfers durchtrennt werden, hat es sogar als Negativbeispiel in einen Spiegel-Artikel (Blutrausch im Kinderzimmer: Horrorvideo – „Zum Frühstück ein Zombie am Glockenseil“, Heft Nr. 11/1984) geschafft, in dem vor der verrohenden Wirkung von Horrorfilmen auf Kinder und Jugendliche gewarnt wird. Erfreulicherweise kommt der Film – im Gegensatz zum Großteil der anderen Kannibalenfilme – ohne Tiersnuff aus. Splatterfans, die Zombies Unter Kannibalen noch nicht kennen, sollten sich diesen Streifen also auf ihren Einkaufszettel schreiben, wenn sie auch die anderen Italo-Zombieschocker stehen.
Darstellerisch ist in Zombies Unter Kannibalen auch eher Schmalhans Küchenmeister, was dem Unterhaltungswert des Streifens allerdings alles andere als abträglich ist. Am besten zieht sich Donald O´ Brien aus der Affäre, der als Doktor O´ Brian (wahnsinnig kreativer Einfall des Drehbuchautors!) einen passablen verrückten Wissenschaftler abgibt. Ian McCulloch spult seinen Part ebenso routiniert ab wie die nur bedingt ausdrucksstarke Alexandra Delli Colli; bei ihrer Rollengestaltung dürfte Drehbuchautor Scandariato vor allem bestimmte Bedürfnisse des männlichen Publikums im Blick gehabt haben, da er es nicht versäumt hat, mehrere Szenen einzubauen, in der Delli Colli leicht bis gar nicht bekleidet durch die Gegend stolziert. Über die restlichen Expeditionsteilnehmer kann man den Mantel des Schweigens hüllen und die Darsteller des nicht-weißen Casts müssen mal wieder sämtliche Klischees „wilden, unzivilisierten“ Dschungelbewohners erfüllen, die man aus anderen Kannibalefilmen kennt.
Objektiv betrachtet ist Zombies Unter Kannibalen, was Inszenierung, Plot, Schauspiel etc. angeht, ein richtig schlechter Film. Trotzdem, oder gerade deshalb macht Marino Girolamis Zombie/Kannibalen-Crossover aber riesigen Spaß. Der Streifen ist eine derbe, blutige Trashgranate von hohem Unterhaltungswert, die in regelmäßigen Abständen in meinem Player rotiert. Wie im Falle von Die Hölle Der Lebenden Toten und Die Rückkehr Der Zombies (Beide 1980) gehe ich wertungstechnisch in die Mitte.
Kommentare
22.03.2024 21:12 Uhr - F-111 |
|
22.03.2024 22:05 Uhr - dicker Hund |
|
17 5.698 |
Einzigartiger Schund, fair besprochen.
"Ich hab' den Au�enborder angekurbelt: Er wollte noch schreien, doch er hat nur gegurgelt!" (Die Kassierer, Au�enbordmotor) |
23.03.2024 13:30 Uhr - Punisher77 |
|
23.03.2024 15:30 Uhr - F-111 |
|
23.03.2024 16:32 Uhr - Punisher77 |
25.03.2024 08:48 Uhr - Markus |
|
25.03.2024 10:01 Uhr - christos73 |
25.03.2024 12:05 Uhr - Punisher77 |
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.
Registrieren (wenn Sie noch keinen Account hier haben)Login (wenn Sie bereits einen Account haben)