Ikonen der Spieleindustrie: Satoru Iwata, das Herz von Nintendo

Ikonen der Spieleindustrie: Satoru Iwata, das Herz von Nintendo

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Special Sönke Siemens - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director Sascha Lohmüller - Redaktionsleiter
Ikonen der Spieleindustrie: Satoru Iwata, das Herz von Nintendo
Quelle: Nintendo

Im Alter von nur 55 Jahren verstarb Satoru Iwata 2015. Wir blicken zurück auf die bewegte Karriere des Mannes, der Nintendo wie kaum jemand anderes prägte.

Ebendiese Bewegungssteuerung macht die Wii-Konsole besonders einsteigerfreundlich in der Bedienung und führt zu einer großen Palette an innovativen Spielideen, allen voran das jedem Gerät beiliegenden Wii Sports. Die Sportarten Baseball, Bowling und Boxen sowie Golf und Tennis können darin auf sehr natürlich Art und Weise gesteuert werden. Dass der Titel grafisch eher simpel daherkommt, stört kaum jemanden.

Die Wii wird am 19. November 2006 veröffentlicht, entpuppt sich als absoluter Kassenschlager und hat alle anderen Konsolen der siebten Generation bereits nach einem Jahr auf dem Markt überholt - über 20 Millionen verkaufte Geräte in nur zwölf Monaten sei Dank. Gleichzeitig erlangt Nintendos Motion-Controller-Konzept eine solche Popularität, dass die Konkurrenz ebenfalls nachzieht. Zunächst Sony mit dem Playstation-Move-Controller Mitte September 2010, dann Microsoft mit der kameragesteuerten Bewegungssteuerung Kinect Anfang November 2010. Motion controlled Gaming liegt nicht zuletzt dank Iwata plötzlich voll im Trend.

Iwata behält die Nerven - auch in Krisenzeiten

Mit Umsätzen von insgesamt 2,8 Milliarden Dollar beschert Iwata Nintendo 2009 eines der erfolgreichsten Jahre der Unternehmensgeschichte. Die schlechte Nachricht: Bereits zwei Jahre später ist dieser Vorsprung schon wieder verpufft und die Japaner müssen am Ende des Geschäftsjahrs beträchtliche Verluste ausweisen.

Die Gründe dafür reichen vom verkaufstechnisch holprigen Start des an sich gelungenen Nintendo 3DS über die nachlassende Popularität der in die Jahre gekommenen Wii bis hin zur Tatsache, dass der boomende Smartphone-Markt nicht nur Nintendo viele Gelegenheitsspieler streitig macht.

Und so wundert es nicht, dass Iwata - der sein Gehalt in Jahr 2011 freiwillig halbiert - große Hoffnungen in den für 2012 geplanten Wii-Nachfolger Wii U setzt. Der allerdings steht von vornherein unter keinem guten Stern. Der Name wirkt verwirrend und suggeriert nicht jedem zwingend eine Nachfolgerkonsole.

Auch der Fokus auf HD-Grafiken zehrt an den Ressourcen vieler Entwickler, die sich zudem oft schwertun, den Tablet-Controller des Systems auf kreative und innovative Weise einzusetzen.

Iwatas Vision gerät zunehmend unter Druck - auch weil er sich weigert, Nintendo in irgendeiner Form im stetig wachsenden Smartphone- und Tablet-Markt zu positionieren. Doch der für seinen Optimismus bekannte Unternehmensboss wirft die Flinte nicht in Korn, sondern versucht mit allen Mitteln, Lösungen zu finden, um die Verkäufe der Wii U wieder anzukurbeln.

Ganz oben auf seiner Agenda steht das Bemühen, bekannte Marken mit neuen Ablegern zu pushen. Die Folge sind Wii-U-Hits wie Mario Kart 8 (8,46 Millionen Einheiten), Super Smash Bros für Wii U und 3DS (kombiniert über 14 Millionen Einheiten) und die Einführung der mit NFC-Chips ausgestatteten Amiibo-Figuren, die schnell eine ständig wachsende Fan-Basis finden.

Dazu gesellen sich Kosteneinsparungen. So wird unter anderem zu Marketing-Zwecken ein verstärkter Fokus auf das Nintendo-Direct-Format gelegt und das Club Nintendo Bonusprogramm ausgebaut.

Als Ganzes betrachtet zeigen Iwata Gegenmaßnahmen langsam, aber sicher Wirkung - auch weil der Nintendo 3DS zwischenzeitlich deutlich an Popularität gewonnen hat und sich gut gegen die Mobile-Konkurrenz behaupten kann. Doch Iwata selbst muss plötzlich einen weiteren Schicksalsschlag verkraften: Ärzte attestieren ihm 2014 ein Gallengangskarzinom im Frühstadium, das umgehende Behandlung erfordert.

Anfangs scheint es, als ob Iwata auch diesen Kampf gewinnen könnte. Dann allerdings kehrt der Krebs zurück und reißt ihn am 11. Juli 2015 - kurz nach der E3 2015 - aus dem Leben. Branche und Gaming-Community sind geschockt vom frühen Tod des Gaming-Visionärs, der im Sommer 2015 in Kyoto unter Teilnahme von mehr als 4.000 Trauergästen beigesetzt wird.

Eine Grabrede hält damals unter anderem Nintendo-Urgestein Gen'yō Takeda: "Iwata hat Samen für die Pflanzen gesät, die die Menschen auf der ganzen Welt zum Lächeln bringen", so der ehemalige Weggefährte Iwatas. Ein Statement, dem wir nur uneingeschränkt und mit einer tiefen Verbeugung zustimmen können. Denn kaum ein anderer hat sich für seine Gaming-Visionen, strauchelnde Entwickler und Spielerinnen und Spieler jeden Alters so eingesetzt wie er. Danke Iwata-san - mögest du für immer in Frieden ruhen!

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      • Von Desotho Spiele-Enthusiast/in
        Schöner Artikel, Daumen hoch.
      • Von DarkSamus666 Spiele-Enthusiast/in
        Das Herz von Nintendo war und ist immer noch Shigeru Miyamoto. Satoru Iwata war ein toller CEO, da er auch aus der Entwicklerbranche kam und daher auch ein wichtiges Sprachrohr der Studios war. Seine Geste, auf sein eigenes Gehalt zu verzichten, damit niemand beim Flop der WiiU entlassen werden muss, wo man doch zuvor so stark expandiert hatte, fand ich grandios.
        Aber Miyamoto merk man einfach die Leidenschaft für das Unternehmen, seine Franchises und die neuen Produkte sowas von an. Egal, ob es Der Vergnügungspark, der Film, seine Pikmin-Filmchen, oder eben die Spiele sind. Der Mann atmet Nintendo und ist mMn seit nunmehr über 4 Jahrzehnten Herz und Seele des Unternehmens.
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