Kindes- und Jugendalter
Soziale Entwicklung
Soziale Kognition und Theory of mind
Soziale Kognition
Mit dem Begriff Theory of mind meint man, dass Menschen Wissen über psychische Vorgänge anderer Menschen haben. Dieses Wissen ist wichtig für die soziale Interaktion zwischen Menschen.
Perspektivübernahme
Im Zusammenhang mit Sozialer Kognition steht die Entwicklung der Fähigkeit der Perspektivübernahme (vgl. z.B. Selman 1980). Das folgende Video ist ein Beispiel dafür, dass Kindern bis etwa 4 1/2 Jahren das Verständnis dafür fehlt, dass Personen Vorstellungen haben können, die von der Realität abweichen.
Sally-Anne-Test
- Video 13: Beispielvideo zum Verständnis falschen Glaubens
Die beste Erklärung für Defizite jüngerer Kinder ist, dass sie nicht verstehen, dass eine Überzeugung etwas anderes ist als die Realität, Überzeugungen also richtig oder falsch sein können. Man geht z.T. auch davon aus, dass dreijährige Kinder den Test deshalb nicht bestehen, da sie noch nicht die Fähigkeit entwickelt haben die Perspektive von ihrem Gegenüber einzunehmen. Allerdings ist dies keine Erklärung dafür, dass auch eigene falsche Überzeugungen noch nicht als solche verstanden werden. Ein weiterer Grund für das Nichtbestehen beim Sally-Anne-Test könnte sein, dass Kindern das Veständnis fehlt, wie Wissen entsteht. Hier ist die Befundlage aber uneindeutig: Zweijährige haben bereits ein rudimentäres Verständnis über die Entstehung von Wissen; auch jüngere Kinder, die verstanden haben, dass Wissen durch Erfahrung entsteht, haben Probleme mit Theory of mind Aufgaben.
Differentielle Effekte
Einschränkend für diese Aufgaben ist zu erwähnen, dass Kinder bessere Ergebnisse erzielen, wenn Salienz des aktuellen Zustands, also die Zeitinformation explizit betont wird. Auch in individualistischen Gesellschaften werden bessere Ergebnisse gefunden als in kollektivistischen Gesellschaften. Bei Tauben und Autisten kommt es zu einer beeinträchtigten Entwicklung, da bei Tauben Informationen über Gedanken anderer Menschen schlechter zugänglich sind und bei Autisten die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen gestört ist.
Theory of mind
- Video 14: Beispielvideo zur Theory of mind bei Kindern
Emotionale Perspektivübernahme
Das Erkennen von Gefühlen erfolgt spezifisch je nach Gefühlsart: Beispielsweise ist Freude leichter zu erkennen, da die Gesichtszüge salienter sind. Emotionswissen entwickelt sich graduell nach der Komplexität der Art des Wissens: Zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr entwickeln sich beispielsweise wichtige Differenzierungen von Emotionen und situativen Auslösern.
Einflüsse auf die Entwicklung der Theory of mind
- Eltern als Rollenmodell: zum Beispiel das Ansprechen von Gefühlen und deren Auslösern
- mütterliche Depressivität: Beeinträchtigung der Entwicklung der Perspektivenkoordination und der Fähigkeit zum Aushandeln interpersoneller Beziehungen
- Kindesmisshandlung: hat Effekt auf spätere Störungen im Sozialverhalten vermittelt über eine unangemessene Interpretation der sozialen Welt
- Kontakte mit Freunden: verbessern die Abstimmung auf andere Perspektiven und die Fähigkeit auf Gefühle Bezug nehmen zu können
- Training der Kinder