Kölns Salih Özcan: In allen Bereichen verbessert - kicker
Bundesliga

Kölns Salih Özcan: In allen Bereichen verbessert

Köln: Mittelfeldspieler mit 24 Jahren endlich erwachsen

Özcan: In allen Bereichen verbessert

Startete in Köln endlich durch: Salih Özcan.

Startete in Köln endlich durch: Salih Özcan. imago images/Uwe Kraft

Dass er immer noch für diesen Klub aufläuft, ist so normal nicht. Denn eigentlich war er schon weg. Tatsächlich, als ihn die Kölner nach Kiel ausgeliehen hatten, wo er einen guten Job in der 2. Liga machte. Und so gut wie, als er nach der Rückkehr erneut eine höchstens untergeordnete Rolle spielte.

Dass er seinen auslaufenden Vertrag noch einmal verlängerte vor dieser Saison, überraschte eine Menge Menschen in Köln. Und dass er dies tat, hatte eine Menge damit zu tun, dass er Ur-Kölner ist und für den FC kickt, seitdem er neun Jahre alt ist. Es mag auch damit zusammenhängen, dass er kein Angebot bekam, das ihn wirklich interessierte. Womit es allerdings auf jeden Fall zu tun hat: Steffen Baumgart machte ihm von Anfang an klar, dass er es gerne mit ihm versuchen würde. Und dieser Versuch war es Salih Özcan letztlich wert.

"Wir haben darüber geredet, dass er mich haben möchte. Er hat mir seine Vorstellung vom Fußball erklärt und dass er findet, dass ich da sehr gut reinpasse", so Özcans Begründung: "Das Gespräch hat mir das Gefühl gegeben, dass ich bleiben muss." Das gute Gefühl brachte ihn dazu, die Teilnahme an den Olympischen Spielen abzusagen: "Ich wollte dem Trainer zeigen, dass er auf mich setzen kann." Baumgart  - hätte ihn nach Tokio reisen lassen, "aber ich wollte mich präsentieren, obwohl ich gern mit der Mannschaft nach der EM noch bei den Spielen dabei gewesen wäre. Es war keine einfache Entscheidung." Aber - im Nachhinein - die richtige.

Özcan und das lange Warten

Jedem Fachmann war klar, dass etwas in diesem Mittelfeldspieler schlummern musste. Als Junior räumte er ab, bekam 2017 die Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester deutscher Nachwuchsspieler seines Jahrgangs. Zu dieser Zeit hatte er bereits in der Bundesliga debütiert, der damalige Trainer Peter Stöger baute den gebürtigen Kölner behutsam auf. Doch es dauerte, ehe Özcan tatsächlich Fuß fasste. Es dauerte, bis Steffen Baumgart kam. Da war der Profi bereits Europameister mit der U 21, als deren Kapitän er zwischenzeitlich fungierte. Doch das Ding in Köln, das ließ auf sich warten.

Fördert und fordert: Steffen Baumgart (re.).

Fördert und fordert: Steffen Baumgart (re.). imago images/Eibner

Zahlen belegen seine positive Entwicklung. Er steigerte seine Passquote auf 84,8% (gegenüber 80,5% in der Vorsaison), seine Zweikampfquote stieg von 48,2 Prozent auf 56,1 Prozent, die Erfolgsquote bei Flanken von 8,3 Prozent auf 45,5 Prozent und so oder ähnlich sieht jede Bilanz des Sechsers aus, egal, welche man heranzieht. Im Ergebnis steht: Der Salih Özcan von heute ist ein anderer als der von vor einem Jahr - egal, welchen Wert man heranzieht.

Mehr Pässe, mehr Dribblings, mehr Flanken, mehr Ballaktionen - Özcan ist in Köln mittendrin statt nur dabei. Und seine ersten beiden Bundesligatore erzielte das Eigengewächs in dieser Saison auch. Treffer, die Punkte brachten - beim 1:1 in Mainz ebenso wie beim 1:1 in Bielefeld. Dazu kamen vier vorletzte Pässe vor dem Tor.

Insgesamt eine Ausbeute, mit der niemand gerechnet hätte vor der Saison. Es ist die Basis, mehr noch nicht. Dass er noch lernen muss, erfuhr er beim 3:1-Sieg in Berlin. Beim Stand von 0:0 kassierte er im Mittelfeld einen billigen Beinschuss, blieb anschließend stehen und eröffnete dem Gegner dadurch eine gute Möglichkeit. Eine Szene, die an den Salih Özcan von früher erinnerte. Und die in Köln keiner mehr sehen will. Salih Özcan am wenigsten.

Frank Lußem

Das sind die Winter-Neuzugänge der Bundesligisten