Sönke Möhring: "Meine Unterstützung hat der Bundestrainer" :: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.

Sönke Möhring: "Meine Unterstützung hat der Bundestrainer"

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Sönke Möhring hat mit Christoph Waltz und Brad Pitt gespielt, mit Ewan McGregor und Naomi Watts - das ist Hollywood, das ist erste Liga. Von Regisseur Quentin Tarantino wurde der deutsche Schauspieler gecastet. Was ein bisschen so ist, wie als Fußballer von Joachim Löw für die Nationalmannschaft nominiert zu werden.

Den Bundestrainer mag Sönke Möhring. Er gehört nicht zu denen, die meinen, es besser zu wissen als Joachim Löw. Er pflegt seine Art der Begeisterung für den Fußball. Im fanclub.dfb.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer sagt der 41-Jährige, wann er das letzte Mal beim Fußball geweint hat, wann er beim Fußball pampig wird, dass er mal als Flitzer über den Platz gerannt ist und dass eine Folge in der ARD-Vorabend-Serie "Heiter bis tödlich - Koslowski und Haferkamp" (ab 20. März immer donnerstags), in der er Martin Koslowski spielt, einen Fußballbezug hat.

fanclub.dfb.de: Herr Möhring, welches Fußballspiel war zuletzt so richtig nach Ihrem Geschmack?

Sönke Möhring: Das ist schwer zu sagen. In jüngerer Vergangenheit hat mir das 5:1 von Borussia Dortmund bei Werder Bremen gut gefallen.

fanclub.dfb.de: Welche Zutaten benötigt so eine Begegnung?

Sönke Möhring: Tore, schnelles Spiel nach vorne, Ballbesitz, eine sichere Abwehr - und natürlich ein Happyend mit drei Punkten.

fanclub.dfb.de: Richtet sich Ihr Fantum nach diesen Parametern?

Sönke Möhring: Nein. Fantum ist für mich eine bedingungslose Hingabe. Das ist wie mit einem Lebenspartner. Die Beziehung steht in guten wie in schlechten Zeiten.

fanclub.dfb.de: Welche Bräuche haben Sie, wie pflegen Sie Ihr Fansein?

Sönke Möhring: Ich finde, die verbindende Idee, weshalb alle ins Stadion gehen, ist, die Zuneigung zum Verein und zur Mannschaft zu zeigen. Dabei muss man auch einkalkulieren, dass es Momente gibt, in denen das nicht so leicht fällt. Einen sollte der Gedanke, das eigene Team nach besten Kräften zu unterstützen.

fanclub.dfb.de: Gibt es ein Ritual, das Sie beim Fußball pflegen?

Sönke Möhring: Wenn geguckt wird, dann ziehe ich mir einen schwarz-gelben Schal oder ein Trikot an. Manchmal zünde ich auch ein Teelicht an. Bei der Nationalmannschaft halten wir es ähnlich.

fanclub.dfb.de: Erzählen Sie!

Sönke Möhring: Bei der WM 2006 erhielt ein Freund endlich seinen deutschen Pass. Da kam er ganz stolz an und hatte für alle Trikots dabei. Die haben wir dann natürlich angezogen. Und das haben wir fortgeführt. Außerdem wird gegrillt, wenn es geht. Und es wird vor allen Dingen nicht gesprochen, wenn das Spiel läuft.

fanclub.dfb.de: Warum das?

Sönke Möhring: Ich bin früher in Fußballkneipen gegangen, aber da kommt man nicht richtig zum Gucken. Da durchdringt man das Spiel nicht. Man versteht das Spiel nicht.

fanclub.dfb.de: Beharren Sie also auf diesem Recht?

Sönke Möhring: Ja! Ich kann pampig werden, wenn zu viel rumgebabbelt wird. Oder wenn beliebige Kommentare fallen, die entweder nichts mit dem Spiel zu tun haben oder von nicht vorhandener Fachkenntnis zeugen.

fanclub.dfb.de: Ruhig vor dem Fernseher zu sitzen, ist etwas anderes, als Emotionen zu zeigen. Können Sie das dennoch?

Sönke Möhring: Es brodelt in mir, es gärt - und dann springe ich auch schon mal auf und schreie. Ich erschrecke damit auch schon mal Anwesende.

fanclub.dfb.de: Und Sie sich selbst auch?

Sönke Möhring: Äh, nein! Ich weiß, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Und das es mir gut tut, die Emotionen rauszulassen. So ist das im Stadion ja auch. Vielleicht ist mir das mal unangenehm, wenn mir das im VIP-Bereich passiert, wo ich ein paarmal sein durfte. Im gleichen Moment aber wiederum nicht, weil ich denke: Warum sollte hier die Hingabe zum Team anders sein? Warum sollte ich hier anders reagieren? Natürlich wünsche ich mir, dass das auch von den Leuten so verstanden wird, die mich dann verwundert anschauen.

fanclub.dfb.de: Streiten Sie auch über Fußball?

Sönke Möhring: Ja, kann ich. Unbedingt. Aber ich glaube, bei mir überwiegt ein Schweizer Verhalten. Da pflege ich eine Neutralität. Das ist besonders dann der Fall, wenn ich einen Punkt erreiche, bei dem ich merke, dass die Diskussion zu nichts führt. Dann fällt mir auch auf, dass bestimmt Dinge eine Mitte haben. Zum Beispiel bei Transferfragen, wenn Spieler, die wechseln, unangemessen oder aggressiv angegangen werden. Da kippt bei mir ganz schnell die Stimmung. Da versuche ich auch mal, gegen meine Emotion zu argumentieren und stelle dann gerne fest, dass der Fußball in diesem Fall nur Business ist.

fanclub.dfb.de: Wie starken involvieren Sie sich in die Spielanalysen nach dem Schlusspfiff?

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Sönke Möhring: Ich habe mit meinem Bruder (dem Schauspieler Wotan Wilke Möhring; Anm. d. Red.) das Champions-League-Finale in London besucht. Und wir waren beide überrascht, wie klar wir schon eine Viertelstunde nach dem Ende der Partie waren. Wir waren uns einig, dass die Bayern verdient gewonnen hatten. Man muss sich in solchen Momenten auch mit dem zufrieden geben, was man hat. Man muss nur ein paar Jahre zurückschauen, und wenn man dann sieht, wo der BVB seinerzeit stand, dann ist das mehr als in Ordnung, was der Verein jüngst erreicht hat. Und die Bayern hatten es einfach verdient. Die waren einfach besser. Sie waren bissiger, hatten mehr Zug zum Tor. Von daher waren wir auch ganz schnell in der Lage, nach dem Schlusspfiff herunterzufahren und sachlich zu analysieren.

fanclub.dfb.de: Ihr Bruder Wotan Wilke Möhring ist auch BVB-Fan. Sind Sie immer gleicher Meinung, was den Fußball angeht?

Sönke Möhring: Nein!

fanclub.dfb.de: Was den BVB betrifft: Wer ist da wem gefolgt?

Sönke Möhring: Wir sind in Herne groß geworden, eher Schalker Gebiet. Und als ich dann nach Berlin gegangenen bin, ist die Identifikation mit dem Verein gewachsen. Mit dem Entfernen von der Heimat hatte das zu tun. Man gewinnt dadurch eine Affinität zur Heimat, man legt eine Sehnsucht hinein. Man legt sehr viele Dinge rein, die vielleicht auch gar nicht da sind. So malt sich jeder sein Bild - und das macht die Sache auch besonders. Wer der Erste war, weiß ich nicht. Das liegt auch daran, dass das nun schon sehr viele Jahre zurückliegt.

fanclub.dfb.de: Wie fanatisch sind Sie, was Ihren Verein angeht?

Sönke Möhring: Was ist fanatisch? Bedingungslos ist ein schöner Begriff. Es gibt gute und schlecht Fans. Leute, die das Stadion abfackeln und grundlos rumpöbeln, dazu zähle ich mich nun gar nicht.

fanclub.dfb.de: Fanatisch heißt zum Beispiel, den Reviernachbarn nicht mögen zu dürfen. "Koslowski und Haferkamp" spielt in Bochum - schlimm?

Sönke Möhring: Überhaupt nicht. Das ist so eine alte Geschichte. In meiner Rolle bin ich allerdings Fan der SG Wattenscheid. Mein Partner in der Serie hat es da besser getroffen, der ist im wirklichen Leben Bayern-Fan und darf einen solchen auch spielen. Wir haben im Lohrheidestadion gedreht. Ich durfte da an meinem Geburtstag als Flitzer über das Spielfeld rennen. Was tut man nicht alles für den Beruf. (lacht) Da konnte mich mein Kollege piesacken.

fanclub.dfb.de: In der Folge "Der Panther von Bochum" geht es um einen Wettskandal im Fußball. Eine gute Story?

Sönke Möhring: Die finde ich gut, die kann ich empfehlen. (lacht) Man muss da allerdings unterscheiden. Wir sind in einem schmunzeligen Genre. In einem anderen würde das Thema sicherlich viel tiefgründiger aufgearbeitet werden.

fanclub.dfb.de: Gehen Ihnen solche Themen als Fußballfan nah?

Sönke Möhring: Ich finde es schade. Als unsäglicher Idealist gehe ich von Fairness aus. Ich bin bei solchen Sachen immer hochgradig verwundert.

fanclub.dfb.de: Wann haben Sie beim Fußball das letzte Mal geweint?

Sönke Möhring: Das kann ich ziemlich genau auf den Tag sagen: Am 12. Mai 2012. Das war nicht nur der Doubleabend vom BVB, bei dem ich live im Stadion sein durfte, sondern zwei Tage zuvor kam mein Sohn zur Welt. Ich war einfach so glücklich. Dass der Junge gesund ist, die Mutter gesund ist, dass ich im Stadion sein durfte. Nach dem 2:0 sind alle Dämme gebrochen. Ich saß im Stadion und habe geheult. Und es war toll!

fanclub.dfb.de: Ich hätte eher mit einer Antwort in die Richtung gerechnet, dass Sie das letzte Mal geweint hatten, als Sie sich das Knie auf dem Bolzplatz blutig geschlagen haben?

Sönke Möhring: Da sollte ich das letzte Mal beim Fußball geweint haben? Was bin ich denn für ein harter Hund! Dann hätte ich ja mittlerweile 26 Jahre trockene Augen gehabt.

fanclub.dfb.de: Warum haben Sie nie im Verein gespielt?

Sönke Möhring: Ich war relativ talentfrei. Ich habe Handball gespielt. Was ich einigermaßen gut konnte, war flanken. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder eine Gabe. Tendenziell war ich aber eher ein zäher Verteidiger. Ich war kein filigraner Kicker.

fanclub.dfb.de: Hatten Sie Vorbilder?

Sönke Möhring: Natürlich! Karl-Heinz Rummenigge fand ich super. Hans-Peter Briegel - das war eine Maschine. Horst Hrubesch fand ich klasse, es freut mich auch, welche Erfolge er mit den Jugendmannschaften des DFB hat. Aber Rummenigge war halt "the man".

fanclub.dfb.de: War es nie Ihr Traum, Fußballprofi zu werden?

Sönke Möhring: Nein. Ich durfte ein Gladbach-Trikot tragen - von meinem Bruder. Ich weiß gar nicht, warum er ein Gladbach-Trikot hatte. Und damit hat man sich dann in so eine Fantasiewelt versetzt. So wie das bei Kindern halt ist. Und dann kickt man halt ein bisschen durch den Garten und fühlt sich großartig.

fanclub.dfb.de: In der Schauspielerei sind Sie in der ersten Liga dabei. Wie ist es, mit Hollywood-Größen wie Ewan McGregor oder Naomi Watts in "The Impossible" oder mit Brad Pitt und Christoph Waltz in "Inglourious Basterds" vor der Kamera zu stehen?

Sönke Möhring: Ich fühle mich überhaupt nicht in der ersten Liga. Das sind schöne Sachen, die ich machen durfte. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auf ein Projekt immer ein weiteres folgt. Wie es jetzt weitergeht, wird sich aber noch weisen müssen.

fanclub.dfb.de: Von Quentin Tarantino gecastet zu werden, ist das ein ähnlicher Ritterschlag, wie von Bundestrainer Joachim Löw in die Nationalmannschaft berufen zu werden?

Sönke Möhring: Das ist ein guter Vergleich. Ich hatte das erste Casting auch direkt mit ihm. Da durfte ich eineinhalb Stunden improvisieren. Das war ein Riesenspaß. Daraus hat sich dann auch gleich eine etwas größere Rolle ergeben.

fanclub.dfb.de: Verteilt Joachim Löw die Rollen richtig, castet er die richtigen Spieler für die Nationalmannschaft?

Sönke Möhring: Ich glaube, ja. Er macht einen guten Job. Er hat eine Idee. Es fehlte bisher nur das letzte Quäntchen Glück, um besser abzuschneiden als auf dem zweiten oder dritten Platz.

fanclub.dfb.de: Wie stehen Sie zur DFB-Auswahl derzeit?

Sönke Möhring: Völlig in Ordnung. Ich wüsste nicht, was ich anders machen würde. Meine Unterstützung hat der Bundestrainer.

fanclub.dfb.de: Was reißt das deutsche Team bei der WM?

Sönke Möhring: Ich glaube, es wird sehr, sehr schwer. Ich gehöre zu denjenigen, die glauben, dass eine südamerikanische Mannschaft den Titel holt. Aber ins Viertelfinale kommt die deutsche Mannschaft auf jeden Fall. Minimum.

fanclub.dfb.de: Wie werden Sie die WM erleben?

Sönke Möhring: Ich werde versuchen, knallhart zu sein und mir auch die Spiele anschauen, die ganz spät angepfiffen werden. Zumindest die aus der deutschen Gruppe.

fanclub.dfb.de: Was wäre denn ein WM-Finale nach Ihrem Geschmack?

Sönke Möhring: Zum einen natürlich Deutschland. Ich weiß es nicht, ob die Konstellation möglich wäre, aber am liebsten gegen Brasilien. Und dann selbstverständlich mit einem Sieg für Deutschland.

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Sönke Möhring hat mit Christoph Waltz und Brad Pitt gespielt, mit Ewan McGregor und Naomi Watts - das ist Hollywood, das ist erste Liga. Von Regisseur Quentin Tarantino wurde der deutsche Schauspieler gecastet. Was ein bisschen so ist, wie als Fußballer von Joachim Löw für die Nationalmannschaft nominiert zu werden.

Den Bundestrainer mag Sönke Möhring. Er gehört nicht zu denen, die meinen, es besser zu wissen als Joachim Löw. Er pflegt seine Art der Begeisterung für den Fußball. Im fanclub.dfb.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer sagt der 41-Jährige, wann er das letzte Mal beim Fußball geweint hat, wann er beim Fußball pampig wird, dass er mal als Flitzer über den Platz gerannt ist und dass eine Folge in der ARD-Vorabend-Serie "Heiter bis tödlich - Koslowski und Haferkamp" (ab 20. März immer donnerstags), in der er Martin Koslowski spielt, einen Fußballbezug hat.

fanclub.dfb.de: Herr Möhring, welches Fußballspiel war zuletzt so richtig nach Ihrem Geschmack?

Sönke Möhring: Das ist schwer zu sagen. In jüngerer Vergangenheit hat mir das 5:1 von Borussia Dortmund bei Werder Bremen gut gefallen.

fanclub.dfb.de: Welche Zutaten benötigt so eine Begegnung?

Sönke Möhring: Tore, schnelles Spiel nach vorne, Ballbesitz, eine sichere Abwehr - und natürlich ein Happyend mit drei Punkten.

fanclub.dfb.de: Richtet sich Ihr Fantum nach diesen Parametern?

Sönke Möhring: Nein. Fantum ist für mich eine bedingungslose Hingabe. Das ist wie mit einem Lebenspartner. Die Beziehung steht in guten wie in schlechten Zeiten.

fanclub.dfb.de: Welche Bräuche haben Sie, wie pflegen Sie Ihr Fansein?

Sönke Möhring: Ich finde, die verbindende Idee, weshalb alle ins Stadion gehen, ist, die Zuneigung zum Verein und zur Mannschaft zu zeigen. Dabei muss man auch einkalkulieren, dass es Momente gibt, in denen das nicht so leicht fällt. Einen sollte der Gedanke, das eigene Team nach besten Kräften zu unterstützen.

fanclub.dfb.de: Gibt es ein Ritual, das Sie beim Fußball pflegen?

Sönke Möhring: Wenn geguckt wird, dann ziehe ich mir einen schwarz-gelben Schal oder ein Trikot an. Manchmal zünde ich auch ein Teelicht an. Bei der Nationalmannschaft halten wir es ähnlich.

fanclub.dfb.de: Erzählen Sie!

Sönke Möhring: Bei der WM 2006 erhielt ein Freund endlich seinen deutschen Pass. Da kam er ganz stolz an und hatte für alle Trikots dabei. Die haben wir dann natürlich angezogen. Und das haben wir fortgeführt. Außerdem wird gegrillt, wenn es geht. Und es wird vor allen Dingen nicht gesprochen, wenn das Spiel läuft.

fanclub.dfb.de: Warum das?

Sönke Möhring: Ich bin früher in Fußballkneipen gegangen, aber da kommt man nicht richtig zum Gucken. Da durchdringt man das Spiel nicht. Man versteht das Spiel nicht.

fanclub.dfb.de: Beharren Sie also auf diesem Recht?

Sönke Möhring: Ja! Ich kann pampig werden, wenn zu viel rumgebabbelt wird. Oder wenn beliebige Kommentare fallen, die entweder nichts mit dem Spiel zu tun haben oder von nicht vorhandener Fachkenntnis zeugen.

fanclub.dfb.de: Ruhig vor dem Fernseher zu sitzen, ist etwas anderes, als Emotionen zu zeigen. Können Sie das dennoch?

Sönke Möhring: Es brodelt in mir, es gärt - und dann springe ich auch schon mal auf und schreie. Ich erschrecke damit auch schon mal Anwesende.

fanclub.dfb.de: Und Sie sich selbst auch?

Sönke Möhring: Äh, nein! Ich weiß, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Und das es mir gut tut, die Emotionen rauszulassen. So ist das im Stadion ja auch. Vielleicht ist mir das mal unangenehm, wenn mir das im VIP-Bereich passiert, wo ich ein paarmal sein durfte. Im gleichen Moment aber wiederum nicht, weil ich denke: Warum sollte hier die Hingabe zum Team anders sein? Warum sollte ich hier anders reagieren? Natürlich wünsche ich mir, dass das auch von den Leuten so verstanden wird, die mich dann verwundert anschauen.

fanclub.dfb.de: Streiten Sie auch über Fußball?

Sönke Möhring: Ja, kann ich. Unbedingt. Aber ich glaube, bei mir überwiegt ein Schweizer Verhalten. Da pflege ich eine Neutralität. Das ist besonders dann der Fall, wenn ich einen Punkt erreiche, bei dem ich merke, dass die Diskussion zu nichts führt. Dann fällt mir auch auf, dass bestimmt Dinge eine Mitte haben. Zum Beispiel bei Transferfragen, wenn Spieler, die wechseln, unangemessen oder aggressiv angegangen werden. Da kippt bei mir ganz schnell die Stimmung. Da versuche ich auch mal, gegen meine Emotion zu argumentieren und stelle dann gerne fest, dass der Fußball in diesem Fall nur Business ist.

fanclub.dfb.de: Wie starken involvieren Sie sich in die Spielanalysen nach dem Schlusspfiff?

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Sönke Möhring: Ich habe mit meinem Bruder (dem Schauspieler Wotan Wilke Möhring; Anm. d. Red.) das Champions-League-Finale in London besucht. Und wir waren beide überrascht, wie klar wir schon eine Viertelstunde nach dem Ende der Partie waren. Wir waren uns einig, dass die Bayern verdient gewonnen hatten. Man muss sich in solchen Momenten auch mit dem zufrieden geben, was man hat. Man muss nur ein paar Jahre zurückschauen, und wenn man dann sieht, wo der BVB seinerzeit stand, dann ist das mehr als in Ordnung, was der Verein jüngst erreicht hat. Und die Bayern hatten es einfach verdient. Die waren einfach besser. Sie waren bissiger, hatten mehr Zug zum Tor. Von daher waren wir auch ganz schnell in der Lage, nach dem Schlusspfiff herunterzufahren und sachlich zu analysieren.

fanclub.dfb.de: Ihr Bruder Wotan Wilke Möhring ist auch BVB-Fan. Sind Sie immer gleicher Meinung, was den Fußball angeht?

Sönke Möhring: Nein!

fanclub.dfb.de: Was den BVB betrifft: Wer ist da wem gefolgt?

Sönke Möhring: Wir sind in Herne groß geworden, eher Schalker Gebiet. Und als ich dann nach Berlin gegangenen bin, ist die Identifikation mit dem Verein gewachsen. Mit dem Entfernen von der Heimat hatte das zu tun. Man gewinnt dadurch eine Affinität zur Heimat, man legt eine Sehnsucht hinein. Man legt sehr viele Dinge rein, die vielleicht auch gar nicht da sind. So malt sich jeder sein Bild - und das macht die Sache auch besonders. Wer der Erste war, weiß ich nicht. Das liegt auch daran, dass das nun schon sehr viele Jahre zurückliegt.

fanclub.dfb.de: Wie fanatisch sind Sie, was Ihren Verein angeht?

Sönke Möhring: Was ist fanatisch? Bedingungslos ist ein schöner Begriff. Es gibt gute und schlecht Fans. Leute, die das Stadion abfackeln und grundlos rumpöbeln, dazu zähle ich mich nun gar nicht.

fanclub.dfb.de: Fanatisch heißt zum Beispiel, den Reviernachbarn nicht mögen zu dürfen. "Koslowski und Haferkamp" spielt in Bochum - schlimm?

Sönke Möhring: Überhaupt nicht. Das ist so eine alte Geschichte. In meiner Rolle bin ich allerdings Fan der SG Wattenscheid. Mein Partner in der Serie hat es da besser getroffen, der ist im wirklichen Leben Bayern-Fan und darf einen solchen auch spielen. Wir haben im Lohrheidestadion gedreht. Ich durfte da an meinem Geburtstag als Flitzer über das Spielfeld rennen. Was tut man nicht alles für den Beruf. (lacht) Da konnte mich mein Kollege piesacken.

fanclub.dfb.de: In der Folge "Der Panther von Bochum" geht es um einen Wettskandal im Fußball. Eine gute Story?

Sönke Möhring: Die finde ich gut, die kann ich empfehlen. (lacht) Man muss da allerdings unterscheiden. Wir sind in einem schmunzeligen Genre. In einem anderen würde das Thema sicherlich viel tiefgründiger aufgearbeitet werden.

fanclub.dfb.de: Gehen Ihnen solche Themen als Fußballfan nah?

Sönke Möhring: Ich finde es schade. Als unsäglicher Idealist gehe ich von Fairness aus. Ich bin bei solchen Sachen immer hochgradig verwundert.

fanclub.dfb.de: Wann haben Sie beim Fußball das letzte Mal geweint?

Sönke Möhring: Das kann ich ziemlich genau auf den Tag sagen: Am 12. Mai 2012. Das war nicht nur der Doubleabend vom BVB, bei dem ich live im Stadion sein durfte, sondern zwei Tage zuvor kam mein Sohn zur Welt. Ich war einfach so glücklich. Dass der Junge gesund ist, die Mutter gesund ist, dass ich im Stadion sein durfte. Nach dem 2:0 sind alle Dämme gebrochen. Ich saß im Stadion und habe geheult. Und es war toll!

fanclub.dfb.de: Ich hätte eher mit einer Antwort in die Richtung gerechnet, dass Sie das letzte Mal geweint hatten, als Sie sich das Knie auf dem Bolzplatz blutig geschlagen haben?

Sönke Möhring: Da sollte ich das letzte Mal beim Fußball geweint haben? Was bin ich denn für ein harter Hund! Dann hätte ich ja mittlerweile 26 Jahre trockene Augen gehabt.

fanclub.dfb.de: Warum haben Sie nie im Verein gespielt?

Sönke Möhring: Ich war relativ talentfrei. Ich habe Handball gespielt. Was ich einigermaßen gut konnte, war flanken. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder eine Gabe. Tendenziell war ich aber eher ein zäher Verteidiger. Ich war kein filigraner Kicker.

fanclub.dfb.de: Hatten Sie Vorbilder?

Sönke Möhring: Natürlich! Karl-Heinz Rummenigge fand ich super. Hans-Peter Briegel - das war eine Maschine. Horst Hrubesch fand ich klasse, es freut mich auch, welche Erfolge er mit den Jugendmannschaften des DFB hat. Aber Rummenigge war halt "the man".

fanclub.dfb.de: War es nie Ihr Traum, Fußballprofi zu werden?

Sönke Möhring: Nein. Ich durfte ein Gladbach-Trikot tragen - von meinem Bruder. Ich weiß gar nicht, warum er ein Gladbach-Trikot hatte. Und damit hat man sich dann in so eine Fantasiewelt versetzt. So wie das bei Kindern halt ist. Und dann kickt man halt ein bisschen durch den Garten und fühlt sich großartig.

fanclub.dfb.de: In der Schauspielerei sind Sie in der ersten Liga dabei. Wie ist es, mit Hollywood-Größen wie Ewan McGregor oder Naomi Watts in "The Impossible" oder mit Brad Pitt und Christoph Waltz in "Inglourious Basterds" vor der Kamera zu stehen?

Sönke Möhring: Ich fühle mich überhaupt nicht in der ersten Liga. Das sind schöne Sachen, die ich machen durfte. Die Erfahrung hat gezeigt, dass auf ein Projekt immer ein weiteres folgt. Wie es jetzt weitergeht, wird sich aber noch weisen müssen.

fanclub.dfb.de: Von Quentin Tarantino gecastet zu werden, ist das ein ähnlicher Ritterschlag, wie von Bundestrainer Joachim Löw in die Nationalmannschaft berufen zu werden?

Sönke Möhring: Das ist ein guter Vergleich. Ich hatte das erste Casting auch direkt mit ihm. Da durfte ich eineinhalb Stunden improvisieren. Das war ein Riesenspaß. Daraus hat sich dann auch gleich eine etwas größere Rolle ergeben.

fanclub.dfb.de: Verteilt Joachim Löw die Rollen richtig, castet er die richtigen Spieler für die Nationalmannschaft?

Sönke Möhring: Ich glaube, ja. Er macht einen guten Job. Er hat eine Idee. Es fehlte bisher nur das letzte Quäntchen Glück, um besser abzuschneiden als auf dem zweiten oder dritten Platz.

fanclub.dfb.de: Wie stehen Sie zur DFB-Auswahl derzeit?

Sönke Möhring: Völlig in Ordnung. Ich wüsste nicht, was ich anders machen würde. Meine Unterstützung hat der Bundestrainer.

fanclub.dfb.de: Was reißt das deutsche Team bei der WM?

Sönke Möhring: Ich glaube, es wird sehr, sehr schwer. Ich gehöre zu denjenigen, die glauben, dass eine südamerikanische Mannschaft den Titel holt. Aber ins Viertelfinale kommt die deutsche Mannschaft auf jeden Fall. Minimum.

fanclub.dfb.de: Wie werden Sie die WM erleben?

Sönke Möhring: Ich werde versuchen, knallhart zu sein und mir auch die Spiele anschauen, die ganz spät angepfiffen werden. Zumindest die aus der deutschen Gruppe.

fanclub.dfb.de: Was wäre denn ein WM-Finale nach Ihrem Geschmack?

Sönke Möhring: Zum einen natürlich Deutschland. Ich weiß es nicht, ob die Konstellation möglich wäre, aber am liebsten gegen Brasilien. Und dann selbstverständlich mit einem Sieg für Deutschland.