Bewegender Abschied von Ruth Leuwerik
München - Familie, Freunde und Weggefährten kamen am Dienstag zur Trauerfeier für Ruth Leuwerik in die evangelische Stephanuskirche in Nymphenburg
Bunte Anemonen und Ranunkeln schmücken ihren Sarg. Auf einem Kissen unter ihrem Foto liegen das Verdienstkreuz 1. Klasse sowie der Bayerische Verdienstorden – nur zwei von zahlreichen Auszeichungen, die Ruth Leuwerik im Lauf ihres Lebens bekommen hat. Familie und Freunde haben gestern in der evangelischen Stephanuskirche in Nymphenburg Abschied genommen von dem großen Star des deutschen Nachkriegskinos.
Thomas Goppel würdigte ihre Lebensleistung
Der CSU-Politiker Thomas Goppel würdigte in seiner Trauerrede Leuweriks Lebensleistung. Als Freund der Familie sprach Patrick Utermann. „Ihre übergroße Popularität hat Ruth Leuwerik nach eigenen Worten staunend hingenommen und sich gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht“, sagte er. Erst später sei ihr bewusst geworden, wie sehr die Begeisterung sie getragen habe, auf dem Weg weiterzugehen. „Dieser Weg hat uns wunderschöne Stunden im Kino beschert.“
Dabei war Leuweriks Start im Filmgeschäft holprig. „Begabt, aber leider nicht zu fotografieren“, hieß es nach ihrem Leinwanddebüt in der Komödie „Dreizehn unter einem Hut“ (1950). Trotzdem gelang ihr nur drei Jahre später der Durchbruch. Neben O.W. Fischer brillierte sie in dem Melodram „Ein Herz spielt falsch“, in dem sie eine totkranke Frau spielt. In der Folge avancierte Leuwerik zum Publikumsliebling. Kaum eine Schauspielerin war damals öfter auf den Titelseiten zu sehen. In knapp 30 Filmen wirkte die 1924 in Essen geborene Kaufmannstochter mit – in Komödien, Melodramen und anspruchsvollen Literaturverfilmungen. Unter anderem mimte sie Theodor Fontanes Ehebrecherin Effi Briest – eine Rolle, die ihr besonders am Herzen lag.
"Die Trapp-Familie" - ein Welterfolg
Dagegen hatte Leuwerik die Rolle der Novizin Maria in „Die Trapp-Familie“ aus Vernunftsgründen angenommen, wie sie später erklärte. Der Film über die singende Großfamilie habe das Potenzial gehabt, ein Welterfolg zu werden. Tatsächlich war der Streifen einer der beliebtesten des Jahrzehnts und wurde später fortgesetzt.
Es blieb ihr einziger Welterfolg. Nach einem Flop im Jahr 1962 zog sich Leuwerik allmählich ins Private zurück. Zwar arbeitete sie noch fürs Fernsehen – unter anderem war sie 1979 als Konsulin in der Serie „Die Buddenbrooks“ nach Thomas Mann zu sehen – aber an ihre früheren Erfolge konnte sie nicht mehr anknüpfen.
Leuwerik, die ihre Schauspielausbildung einst parallel zu ihrer Arbeit als Stenotypistin absolviert hatte, lebte zuletzt sehr zurückgezogen mit ihrem dritten Mann, einem Arzt, in München. Am 12. Januar ist sie im Alter von 91 Jahren gestorben. Anlässlich ihres 90. Geburtstags im Jahr 2014 hatte sie erklärt: „In dem hohen Alter ist es ein Wunder, dass ich noch da bin.“
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Sabine Dobel und Bettina Stuhlweissenburg