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Die Mutter des "Bullen von Tölz" ist tot

Sie wurde vor allem als resolute Pensionswirtin Resi Berghammer in der TV-Serie "Der Bulle von Tölz" bekannt: Ruth Drexel. Doch nicht nur als Fernsehschauspielerin reüssierte die Bayerin. Auch als Theater-Intendantin war sie erfolgreich. Nun ist sie im Alter von 78 Jahren gestorben.

Ruth Drexel sei bereits am vergangenen Donnerstag gestorben, teilte ihre Agentin Susanne Schulz am Mittwoch mit. Drexel wurde im engsten Familienkreis beigesetzt.

Seit der ersten Folge war Drexel in "Der Bulle von Tölz" (Sat.1) als resolute Pensionswirtin Resi Berghammer und TV-Mutter von Titeldarsteller Ottfried Fischer zu sehen. Obwohl die Auftritte der langjährigen Chefin des Münchner Volkstheaters in der Krimiserie oft recht kurz waren, drückte Drexel den Fernsehfilmen ihren Stempel auf.

"Egal, was sie spielt, die füllt jede Szene aus", beschrieb der frühere "Bulle"-Regisseur Walter Bannert die Münchner Schauspielerin einmal. Die gebürtige Niederbayerin musste bereits 2007 wegen einer schweren Krankheit eine längere Drehpause einlegen. Worunter Drexel damals litt, wurde von ihrer Agentin nicht bekanntgegeben. Mehrere "Bullen"-Folgen musste sie aussetzen und stand dann für neue Kriminalfälle vor der Kamera.

Welche Bedeutung Drexel für die Reihe hatte, wurde bei der Ausstrahlung der Folgen ohne die beliebte Schauspielerin klar – die Einschaltquoten gingen zurück. "Otti Fischer fehlt die Mama", räumte 2008 anlässlich Drexels Bildschirm-Rückkehr der damalige Sat.1-Geschäftsführer Matthias Alberti ein. Doch nun wird Fischer alias Kommissar Benno Berghammer dauerhaft auf seine Fernsehmutter verzichten müssen.

Die in Vilshofen bei Passau geborene Mimin hatte schon vor der populären Serie viele Rollen auf und hinter der Bühne gespielt. Jahrzehntelang war sie im In- und Ausland in Theaterklassikern wie der "Dreigroschenoper" oder modernen Stücken wie "Jagdszenen in Niederbayern" zu sehen, zudem war sie seit Ende der 70er Jahre auch als Regisseurin tätig. Als erste Frau inszenierte sie 1981 am renommierten Bayerischen Staatsschauspiel.

Im Jahr 1988 übernahm Drexel als Intendantin und Geschäftsführerin die Verantwortung für das Volkstheater in der bayerischen Landeshauptstadt. Unter schwierigen Bedingungen etablierte Drexel das fünf Jahre zuvor gegründete Haus im Münchner Kulturleben, obwohl das Theater nur vergleichsweise niedrige Subvention erhielt. "Ihr Volkstheater war durchaus dem Volke nah, aber niemals volkstümelnd", lobte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Bis 2002 stand Drexel mit einer kurzen Unterbrechung an der Spitze der städtischen Bühne, wo auch ihr langjähriger Lebensgefährte Hans Brenner (1938-1998) immer wieder zu sehen war.

Die Schauspielkarriere von Drexel hatte bereits ein halbes Jahrhundert zuvor begonnen. Ab 1953 war sie zunächst an den Münchner Kammerspielen engagiert. Als junge Darstellerin gehörte sie dann auch ein Jahr dem Berliner Ensemble von Bertolt Brecht an. Bereits ab Ende der 50er Jahre folgen die ersten Rollen in Spielfilmen, TV-Serien und Fernsehfilmen. Darunter waren später Auftritte in Krimi-Klassikern wie "Tatort" oder "Der Alte" ebenso wie in Helmut Dietls "Münchner G'schichten" in der 70ern.

Schließlich kam ab 1995 ihre Paraderolle an der Seite des „Tölzer Bullen“. Drexel schätzte das Konzept der Serie: Es sei nichts Rührendes oder gar Sentimentales zu finden, "dafür viel Witz und Humor." Die erfahrene Theaterfrau sah in den Folgen mit dem typischen oberbayerischen Lokalkolorit eine Satire auf das Genre Heimatfilm und TV-Krimis. Wenn sie auf der Straße allerdings mit "Resi Berghammer" verwechselt wurde, konnte Drexel schon mal grantig werden. Dem Publikum gefiel es trotzdem, 1999 erhielt die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin für die Verkörperung der schrulligen Polizistenmutter den Deutschen Fernsehpreis als beste Seriendarstellerin.

AP

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