Eine deutsch-deutsche Fußballgeschichte
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Eine deutsch-deutsche Fußballgeschichte

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Jürgen Sparwasser jubelt bei der WM 1974 über das entscheidende 1:0 der DDR gegen die BRD, dpa
Jürgen Sparwasser jubelt bei der WM 1974 über das entscheidende 1:0 der DDR gegen die BRD, dpa © picture alliance / dpa

Ronald Reng stellt neues Sport-Politik-Buch in Eichendorffschule vor

Kelkheim - Der Vater brauchte ihn, wenn es um Fußball ging. Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland holte sich bei ihm Rat, wenn er öffentlich etwas zum Fußball sagen musste.“ Ronald Reng, bekannter Sportjournalist und Autor mit Wurzeln in Fischbach, schreibt von Matthias, Sohn von Bundeskanzler Willy Brandt. Denn der ließ sich „Tipps geben, wie es mit Netzer stand, wie die Bayern in Form waren“. 1974 war der Junior besonders wichtig: Die Weltmeisterschaft im eigenen Land stand bevor. So nahm er ihn mit ins „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF. Dort sollte der Vater vor allem Stellung zur Sportpolitik nehmen, der Sohn durfte für ihn auf die Torwand schießen - und traf zweimal.

Politik und Fußball - diese Kombination war nicht nur an diesem Abend für die Brandts von Bedeutung. Sie zieht sich auch wie ein roter Faden durch Ronald Rengs neues Buch „1974 - eine deutsche Begegnung“ mit dem Untertitel „Als die Geschichte Ost und West zusammenbrachte“.

Eine der ersten Lesungen dazu ist am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr in der Aula der Eichendorffschule, Lorsbacher Straße 28. Sie hat Reng besucht, wurde im Vorjahr dort zum 50-jährigen Bestehen mit dem „Schul-Oscar“ für Literatur ausgezeichnet. Anmeldung zur Lesung an kultur@kelkheim.de .

Im Zentrum steht ein Spiel, das sportlich fast keine Bedeutung mehr hatte: Am 22. Juni trifft die BRD zum ersten und einzigen Pflichtspiel in Hamburg auf die DDR. Der kleine Nachbar gewinnt gegen den großen Gastgeber durch das Tor durch Jürgen Sparwasser kurz vor Schluss. Beide sind damit für die Hauptrunde qualifiziert. Während die DDR in der Gruppe mit Brasilien, Argentinien und Finalist Holland keine Chance hat, kommt der „Westen“ in seiner leichteren Runde ins Finale und gewinnt es mit 2:1. Reng nennt das deutsch-deutsche Aufeinandertreffen einen „nationalen Erinnerungspunkt“, eine „Büroklammer im deutschen Gedächtnis, die all die geschichtlichen Ereignisse und den Alltag jener Zeit zusammenhält“: vom RAF-Terror, Selbstschussanlagen an der Grenze, DDR-Spion im Kanzleramt, Recht auf Abtreibung.

„Und natürlich: Günter Netzer“. Das Spiel als „brisanter und universeller Moment“, so Reng, bringe Menschen und Ereignisse jener Zeit zusammen. Ihre Geschichten erzählt der frühere Fischbacher auch in Gesprächen mit Zeitzeugen wie Brandt-Sohn Matthias, den damaligen Spielern Günter Netzer, Bernd Hölzenbein, Wolfgang Overath, Gerd Kische, Lothar Kurbjuweit oder Klaus Jünschke, der damals als RAF-Mitglied in Haft saß. wein

Das Buch ist im Piper-Verlag erschienen und kostet 24 Euro.

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