�Briefe aus dem Jenseits�: Kriminalfilm der leisen T�ne – Quotenmeter.de
Die Kritiker

�Briefe aus dem Jenseits�: Kriminalfilm der leisen T�ne

von

27 Jahre nach dem Verschwinden des 15 Jahre alten Sven Nolden erhalten dessen Eltern einen Brief von ihrem Sohn. Es gehe ihm gut, teilt er ihnen mit. Und er wird bald zur�ckkehren. Ist dies wahr? Oder erlaubt sich da jemand einen b�sen Scherz mit den Eltern?

�Briefe aus dem Jenseits�

  • REGIE: Niki Stein
  • DREHBUCH: Niki Stein, Katja R�der
  • MUSIK: Jacki Engelken
  • KAMERA: Arthur W. Ahrweiler
  • SCHNITT: Wiebke Heinrich
  • PRODUKTION: Nils D�nker
  • BESETZUNG: Heino Ferch, Manfred Zapatka, Sina Bianca Henschel, Ronald Kukulies, Moritz F�hrmann, Mareile Blendl, Franziska Wuld, Karl Kranzkowski
Am Ende der 90 Minuten Spielzeit steht die Erkenntnis, dass der Fall als solcher, mit dem es Kommissar Ingo Thiel von der M�nchengladbacher Polizei zu tun bekommt, gar nicht so kompliziert gewesen w�re � h�tte sich sein Vorg�nger im Amt, Ex-Kommissar Dennert, nicht auf eine Spur regelrecht eingeschossen. Dennert ist seit Jahren im Ruhestand. Doch da gibt es diesen einen Fall, der ihn auch Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst verfolgt. Der Fall Sven Nolden. Ein 15 Jahre alter Junge, der 1997 Tages einfach verschwand. Dennert hat nie den Kontakt zu seinen Eltern abbrechen lassen. Zu seiner Mutter, die sich verzweifelt an die Hoffnung klammert, dass Sven eines Tages tats�chlich wieder in der T�r steht. Und den Vater, der schwer krank nur noch hofft, das er nicht im Ungewissen wird sterben m�ssen. Der Brief rei�t die alten Wunden wieder auf. Vor allem ist der nicht der erste. Nach Svens Verschwinden kamen bereits Briefe. Aus Budapest, vom Plattensee. Ein Junge, der von Daheim wegrennt. Das soll passieren. Aber warum? Eine Antwort auf diese Frage hat der in die Jahre gekommene Kommissar nie erhalten. Im Laufe der Jahre kamen immer wieder Briefe, dann h�rte es auf. Bis jetzt.

Der alte Kommissar, selbst gesundheitlich nicht mehr ganz auf die H�he, involviert seinen Nachfolger Ingo Thiel in den Fall, der den Cold Case tats�chlich neu aufrollt. Die Hoffnung, nach so vielen Jahren eine Spur zu finden, ist gering. Dennoch kniet sich Thiel nicht nur in den Fall hinein, er konsultiert auch eine Ermittlerin vom LKA D�sseldorf, mit der er vor Jahren bereits an einem Cold Case gearbeitet hat und die ihm bald wichtige Hinweise auf Besonderheiten in den Briefen und der Art des Schreibens aufmerksam macht. Hinweise, die darauf schlie�en lassen, dass die Person, die diese Briefe schreibt, offenbar Svens Schicksal aufkl�ren kann. Ein Schicksal, das m�glicherweise h�tte fr�her aufgekl�rt werden k�nnen. Warum? Der Ortsteil, in dem Sven lebte, befindet sich nahe eines Autobahnrastplatzes an der A46. Ein Rastplatz, der �ber Jahrzehnte als Schwulentreff in der Region bekannt war. Die ersten Briefe �von Sven�, die relativ fr�hzeitig nach seinem Verschwinden eintrafen, wurden in Orten abgestempelt, die sich allesamt auf Fernfahrerrouten befinden. Demnach ging Dennert davon aus, dass Sven sich m�glicherweise mit einem homosexuellen Lkw-Fahrer eingelassen hatte, was nicht gut endete. Anderen Spuren ist er de facto nie wirklich gefolgt � auch, da es keine anderen gab.

Oder gab es welche und er hat sie seinerzeit einfach �bersehen, weil diese eine Spur seinerzeit zumindest plausiblen erschien?

2017 verk�rperte Heino Ferch erstmals diesen Kommissar Thiel in dem Spielfilm �Ein Kind wird gesucht�. Seinerzeit wurde auch schon das Prinzip der Filmreihe, die de facto keinen Namen tr�gt (in der ZDF-Mediathek wird sie als �Ingo Thiel� aufgef�hrt, in den Pressenotizen und Programmank�ndigungen aber tr�gt sie keinen Titel) etabliert. Statt auf einen TV-Kommissar mit seinen �blichen Traumata und einem Hang zum Alleingang � fokussiert sich die Spielfilmreihe auf die tats�chlichen, im Team stattfindenden Ermittlungsarbeiten. Mit Thiel pr�sentiert die Serie zwar eine Identifikationsfigur f�rs Publikum, jede der handelnden Figuren aber hat ihre feste Funktion bei der Suche nach Indizien und anderen Hinweisen. Was in diesem Film dazu f�hrt, dass der Fall als solches, wie bereits erw�hnt, wenn man ihn am Ende Revue passieren l�sst, keinen Sherlock Holmes gebraucht h�tte, um ihn bereits 1997 aufzukl�ren. Die St�rke dieses Filmes jedoch resultiert aus der Frage, was passiert, wenn ein Ermittler einen Fehler macht, da er seinen �Ermittlungshorizont� (nicht einmal in b�ser Absicht) einschr�nkt, weil die Indizien, die ihm vorliegen, eindeutig erscheinen � und er daher anderen Hinweisen keine Beachtung schenkt, weil er sie einfach nicht mit dem Fall in Verbindung bringt?

Manfred Zapatka, bei den Dreharbeiten 80 Jahre alt, stellt diesen in die Jahre gekommenen Ex-Ermittler dar, der sich tats�chlich f�r diesen Fall ein Bein ausgerissen hat, der den Eltern des Jungen emotional verbunden ist � und der sich nun mit der Frage qu�len muss: Sind die Ermittlungen seinerzeit wirklich korrekt verlaufen?

Im f�nften Spielfilm der Reihe agieren Ferch und Gaststar Zapatka auf Augenh�he. �Briefe aus dem Jenseits� ist kein Rei�er oder ein aufregender Whodunnit. Man mag es Mitf�hlkrimi nennen. Da sind Mutter und Vater, f�r die 1997 nie geendet hat. Oder da ist eine Frau irgendwo in K�ln, die uns, den Zuschauerinnen und Zuschauern, lange eine Fremde bleibt, von der wir aber nat�rlich wissen, dass sie in diesem Fall tief drinsteckt und der wie ein dunkler Schatten �ber ihrem Leben h�ngt. Aber was hat sie mit dem Fall zu tun? Eines ist klar, auch f�r sie ist immer noch irgendwie 1997 � da seinerzeit ein Polizist offenbar einer falschen Spur gefolgt ist.

�Briefe aus dem Jenseits�, der seine Premiere bereits am 3. November 2023 auf arte feierte, ist ein Film, der ein gro�es Drama ganz leise erz�hlt.

Am Montag, 15. April 2023, im ZDF, 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/150603
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelLineare TV-Premiere f�r zweite �Tokyo Vice�-Staffeln�chster ArtikelBei Netflix startet �City Hunter�
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung