Leben – Romano Guardini

 

Herkunft (1885)

  • 17.02.1885 in Verona als Romano Michele Antonio Maria Guardini
  • Vater: Romano Tullo (1857-1919) ist Kaufmann im Geflügel- und Eierhandel
  • Mutter: Paola Maria (1862-1957)
  • Guardini hat drei jüngere Brüder: Gino (Ferdinando), Mario und Aleardo
  • Guardini über seine Herkunft: „Dazu kommt, als ganz persönliches Omen, daß der Name ‚Guardini‘ doch wohl vom deutschen ‚Wardein‘ stammt, und es also nicht grundlos wäre, zu denken, auf irgend einem Heereszug von Deutschland her sei einer dieses Namens – oder Amtes – in Verona hängen geblieben. Dann wäre es nicht nur möglich, sondern sogar vorbedeutet gewesen, daß ein Nachkomme von ihm eines Tages den umgekehrten Weg gehen würde“. (Stationen und Rückblicke, Würzburg 1965 12)

Kindheit und Jugend in Mainz (1886-1903)

  • 1886 Übersiedlung der Familie nach Mainz aufgrund der beruflichen Perspektiven des Vaters
  • 1891 Eintritt in die Volksschule in Mainz (gemeinsam mit seinem Freund Karl Neundörfer)
  • 1894 bis 1903 Besuch des Humanistischen Gymnasiums (heute Rabanus-Maurus-Gymnasium) und dort Abitur am 07. August 1903

Studium und Priesterweihe (1903-1910)

  • Im Wintersemester 1903/04 Aufnahme des Studiums der Chemie in Tübingen und Abbruch nach zwei Semestern
  • Im Wintersemester 1904/05 Aufnahme des Studiums der Nationalökonomie in München und Wechsel im Wintersemester 1905/06 für die Fortsetzung nach Berlin. Dort wiederholte sich „dieselbe traurige Komödie“ (Berichte über mein Leben, 65)
  • In der Folge der Studienabbrüche: Orientierungslosigkeit und Zerfall des Glaubens beim jungen Studenten.
  • Herbst 1905: „Dachkammererlebnis“ der Wiedergewinnung des Glaubens anhand der Stelle „Wer seine Seele festhält, wird sie verlieren; wer sie aber hergibt, wird sie gewinnen“ (Mt 16,25)
  • Im Sommersemester 1906 Aufnahme des Studiums der Theologie in Freiburg gegen den Widerstand der Eltern
  • Wintersemester 1906/07 bis Frühjahr 1908: Fortsetzung des Theologiestudiums im moderneren Tübingen (Beginn der Freundschaft mit Josef Weiger): Kirche und Offenbarung werden ihm Grundlage des Lebens und Denkens
  • 1906 Erste Begegnung mit der Liturgie der Benediktiner in Beuron und dort Oblation am 21. April 1909
  • Oktober 1908 bis Mai 1910: Priesterseminar in Mainz
  • 28. Mai 1910: Priesterweihe in Mainz gemeinsam mit Karl Neundörfer durch Bischof Georg Heinrich Kirstein

Erste Kaplansjahre, Promotion und Leiter der Juventus in Mainz (1910-1918)

  • 01. Juli 1910: Kaplan in Heppenheim, Bergstraße
  • 27. Mai 1911: Kaplan in Darmstadt, Krankenhaus
  • 01. August 1911: Kaplan in Worms, Dompfarrei
  • 11. August 1911: Guardini nimmt als einziger und gegen den Willen seiner Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit an, um Religionsunterricht erteilen zu können.
  • 16. April 1912: Kaplan in Mainz, St. Christoph
  • 01. Oktober 1912: Beurlaubung zum Weiterstudium in Freiburg. Mitstudenten sind u.a. der spätere Kardinal Joseph Frings und der Philosoph Martin Heidegger
  • 14. Mai 1915: Promotion zum Dr. theol. in Freiburg bei Engelbert Krebs über „Die Lehre des hl. Bonaventura von der Erlösung. Ein Beitrag zur Geschichte und zum System der Erlösungslehre.“ (gedruckt: Düsseldorf 1921)
  • 20. Mai 1915: Kaplan in Mainz, St. Ignaz
  • Vom 15. August 1915 bis Ostern 1920: Leitung der Juventus, einer Vereinigung katholischer Gymnasiasten in Mainz. Dort erprobt Guardini die später zur Meisterschaft gelangte Jugendleitung. Durch die Juventus erhält er ab 1919 Kontakt zum Quickborn auf Burg Rothenfels.
  • 25. November 1915: Kaplan in Mainz, St. Peter
  • 01. Februar 1916: Kaplan in Mainz, St. Emmeran
  • 21. August1916: Kaplan in Mainz, wieder in St. Peter
  • 1916-1918 Militärdienst als Krankenwärter in Mainz

Auf dem Weg zur Habilitation (1918-1922)

  • 1918 Veröffentlichung des Werks „Vom Geist der Liturgie“
  • 13. April 1920: Beurlaubung zur Habilitation in Bonn und 1922 Habilitation für katholische Dogmatik an der Universität in Bonn. Thema der Habilitationsschrift „Die Lehre vom lumen mentis, von der gradatio entium und von der influentia sensus et motus und ihre Bedeutung für den Aufbau des Systems Bonaventuras“ (veröffentlicht 1964)
  • Ostern 1920: Erste Begegnung mit der katholischen Jugendbewegung „Quickborn“ auf Burg Rothenfels am Main (auf Einladung Hermann Hoffmanns anläßlich des zweiten deutschen Treffens; Begegnung mit Josef Pieper, Heinrich Kahlefeld und Walter Dirks)
  • 1920 Hausgeistlicher im Institut Sacré-Coeur in Pützchen bei Beuel am Rhein und im Kloster St. Adelheid
  • September 1921: Vortragszyklus „Vom Sinn der Kirche“ auf der Bonner Tagung des Katholischen Akademikerverbandes
  • 1922 Privatdozent für Systematische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Begegnung mit Martin Buber.

Professor in Berlin und Lehrer der Jugend im Quickborn auf Burg Rothenfels (1923-1933)

  • 11. April 1923 Berufung auf den neu errichteten Lehrstuhl für „Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung“ an der „preußisch-protestantischen“ Universität Berlin (aus organisatorischen Gründen wurde Guardini Mitglied der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Breslau mit der Verpflichtung, als ständiger Gast an der Universität Berlin zu lesen.)
  • 1924 Mitherausgeber der 1920 von Josef Aussem gegründeten „Quickborn“-Zeitschrift „Die Schildgenossen“
  • seit 1924 geistiger Mittelpunkt des „Quickborn“
  • 1925 Begegnung mit Eugen Jochum. Guardini wird später Taufpate der Jochum-Tochter Romana
  • 1926 Tod von Karl Neundörfer, der tödlich in den Bergen verunglückte.
  • 1927 Bundesleiter des „Quickborn“ und Leiter von Burg Rothenfels am Main (Stellvertreter ist Heinrich Kahlefeld)
  • 1928-1943 Gestaltung des sonntäglichen Studentengottesdienstes in Berlin, St. Benedikt
  • 1931 Vortrag auf den ersten Salzburger Hochschulwochen

Guardini in der Zeit der „Zwölf Jahre“  (1933-1945)

  • 1935 erhält Guardini zum 50. Geburtstag die Festschrift „Christliche Verwirklichung“ (hrsg. von Karlheinz Schmidthüs)
  • 1936 baut Rudolf Schwarz für Romano Guardini in Berlin-Schlachtensee dessen erstes Haus, das dieser nach verschiedenen Wohnungen in Potsdam und Berlin 1936 bezieht.
  • 1937 Erste Buchauflage von „Der Herr. Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi“
  • 1939-1943: Vortragstätigkeit an der Katholischen Volkshochschule in Berlin
  • 11. März 1939: Zwangsemeritierung nach Aufhebung des Lehrstuhls in Berlin
  • 1939 Verbot der Arbeit auf Burg Rothenfels und Konfiszierung der Burg durch die Nationalsozialisten
  • 1941 Verbot der Zeitschrift „Die Schildgenossen“
  • 1941 Redeverbot für Romano Guardini
  • 1943 Trotz Redeverbot hält Guardini auch Einladung Alfons Maria Wachsmanns  hin in Greifswald die eindrucksvolle Vortragsreihe über „Freiheit, Gnade, Schicksal“. Wachsmann wird daraufhin verhaftet und am 4. Dezember zum Tod verurteilt und am 21. Februar1944 hingerichtet.
  • 1943-45 Aufenthalt („Exil“) bei seinem Freund Josef Weiger, Pfarrer in Mooshausen im schwäbischen Allgäu. Bei Weiger gehen zu dieser Zeit u.a. aus und ein: Joseph Bernhart und der Kapuzinerpater Manfred Hörhammer. Guardinis autobiographische Aufzeichnung „Berichte über mein Leben“ entstehen in Mooshausen.
  • 06. März 1945 Ende der autobiographischen Aufzeichnungen.

Neue Blüte in den Lehrjahren in Tübingen und München (1945-1962)

  • 1945 Berufung auf den Lehrstuhl ad personam für „Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung“ an der Universität Tübingen 
  •  Romano Guardini würdigte die Mitglieder der „Weißen Rose“ und vor allem Hans und Sophie Scholl bei einer Gedenkstunde an der Münchener Universität am 4. November 1945 mit den Worten: „So standen sie im Raum des Glaubens … so haben sie für die Freiheit des Geistes und die Ehre des Menschen gekämpft, und ihr Name wird mit diesem Kampf verbunden bleiben.“ (Zitiert in: Die Weiße Rose und das Erbe des deutschen Widerstandes)
  • 1948-1962 Inhaber des Lehrstuhls für „Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung“ an der Philosophischen Fakultät der Universität München
  • Predigttätigkeit an der Münchener Universitätskirche St. Ludwig. Ein Teil der Predigten ist 1956-1959 unter dem Titel „Wahrheit und Ordnung“ in 33 Heften erschienen.
  • 1950 Veröffentlichung der Psalmen-Übersetzung „Deutscher Psalter“ (im Auftrag der deutschen Bischöfe)
  • 1952 Friedenspreis des deutschen Buchhandels (als 3. Preisträger überhaupt)
  • 1952 Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten
  • 1952 Guardini eröffnet den Berliner Katholikentag mit der bezeichnenden Rede „Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen“.
  • 1954 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i.Br.
  • 1955 Goldene Ehrenmünze der Stadt München
  • 1956 Ehrenbürger von Verona
  • 1. Februar 1957: Richtungweisender Festvortrag über „Kultur als Werk und Gefährdung“ beim Gründungsakt der Katholischen Akademie in Bayern in der Großen Aula der Ludwig-Maximilian-Universität München
  • 1958 Bayerischer Verdienstorden
  • 1958 Mitglied der Friedensklasse des Ordens „Pour le Mérite“
  • 1959 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1961 Ernennung zum Mitglied der liturgischen Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil
  • 1962 Verleihung des Erasmuspreis in Brüssel durch Z.K.H. Bernhard, Prinz der Niederlande
  • 1962 Zu Beginn des Wintersemesters Beendigung der Vorlesungstätigkeit an der Universität München aus gesundheitlichen Gründen. Sein Nachfolger wird Karl Rahner.

Letzte Lebensjahre

  • 1963 San Zeno Preis der Stadt Verona
  • 1963 Ehrenbürger von Isola Vicentina, dem Wohnsitz der Familie Guardini
  • 1964 Prof. Dr. Karl Rahner SJ übernimmt den „Romano-Guardini-Lehrstuhl“ (bis 1967)
  • 1965 Drei Jahre vor seinem Tod bot ihm Papst Paul VI einen Kardinalshut an, den Guardini allerdings ablehnte.
  • 1965 Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
  • 1965 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Padua
  • 1965 Ehrung durch die Stadt München mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold
  • 1965 Festakt zum 80. Geburtstag in der Universität München und Überreichung der Festschrift „Interpretation der Welt“ (hrsg. von Helmut Kuhn, Heinrich Kahlefeld und Karl Forster)
  • 1968 Letzte Italienreise zusammen mit Frau Maria Parzinger, Frau Clara Chrzanowiski und seinem Arzt Dr. Franz Riedweg zum Familiensitz auf die Isola Vicentina.
  • 01.10.1968 Tod in München im Alter von 83 Jahren
  • 04.10.1968 Requiem in St. Ludwig. Die Predigt hielt Julius Kardinal Döpfner.
  • Begräbnis auf dem Priesterfriedhof des Oratoriums des Hl. Philipp Neri in München, St. Laurentius