Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit
In dem Krimi von "Nightcrawler"- Regisseur Dan Gilroy verfällt der rechtschaffene Anwalt Roman Israel in eine Krise, die ihn zu extremen Taten animiert.
Originaltitel
Roman J. Israel, Esq.
Regie
Dauer
1220 Min.
Kinostart
19.04.2018
Genre
FSK
6
Produktionsland
Cast & Crew
Redaktionskritik
Denzel Washington spielt einen Anwalt, der seinen moralischen Kompass verliert. Dafür wurde er zum neunten Mal für den Oscar nominiert
Schon auf den ersten Blick wirkt Roman (Denzel Washington) mit seiner riesigen Brille und seinem Afrolook wie aus der Zeit gefallen. Er hört nicht nur die Soulmusik der frühen Siebzigerjahre, er trägt auch noch dieselben Anzüge wie damals. Die Wände seines winzigen Apartments sind mit Erinnerungen an die Höhepunkte der Bürgerrechtsbewegung dekoriert, er sammelt Vinylplatten und ernährt sich fast ausschließlich von Erdnussbutter-Sandwiches. Vor allem aber ist Roman ein echter Edelmann mit altmodischen Manieren und einem geradezu klassischen Ehrbegriff, dafür steht das „Esquire“ am Ende seines Namens. Seit Jahrzehnten arbeitet er als Jurist für die Bürgerrechtsikone William Henry Jackson. Als sein Mentor einem Schlaganfall zum Opfer fällt, gerät Romans Leben aus den Fugen.
George Pierce (Colin Farrell), ein ehemaliger Student des Verstorbenen, ist Partner in einer renommierten Anwaltskanzlei und bietet ihm einen Job an. Doch dem eigenbrötlerischen Roman fehlt das diplomatische Geschick, um sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Ohnehin hat er es längst satt, „das Unmögliche für die Undankbaren zu tun“. Und so lässt er sich zu einer Entscheidung hinreißen, die seine moralischen Prinzipien auf den Kopf stellt und ihn selbst auf die schiefe Bahn bringt.
Das von Regisseur und Drehbuchautor Dan Gilroy („Nightcrawler“) inszenierte Charakterdrama wirkt seltsam unentschlossen. Doch das, was Denzel Washington aus dieser Rolle macht, ist geradezu atemberaubend. Der schwerfällige, leicht federnde Gang korrespondiert perfekt mit Romans autistischem Naturell. Dass Washingtons Darstellung für einen Oscar nominiert war, ist kein Wunder: Er verleiht dem selbstgerechten Kreuzritter der Besitzlosen und Benachteiligten eine stille Größe, deren Tragik nachhaltig berührt.
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