Roman Herzog (1994 - 1999)
Roman Herzog wurde am 5. April 1934 in Landshut geboren. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaft und promovierte zum Dr. jur.
Er arbeitete als Assistent bei dem Staatsrechtler Theodor Maunz, habilitierte sich 1964 und lehrte danach in München, ab 1965 auf einem eigenen Lehrstuhl an der Freien Universität in Berlin und ab 1969 in Speyer.
1970 trat Herzog der CDU bei. 1973 wurde er ordentliches Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche.
Nachdem er fünf Jahre lang die rheinland-pfälzische Landesvertretung in Bonn geleitet hatte, trat er 1978 als Kultusminister in die Stuttgarter Landesregierung ein. 1980 übernahm er das Amt des Innenministers, in dem er durch seine Bereitschaft, rechtsstaatliche Grundsätze auch mit Härte durchzusetzen, von sich reden machte.
1983 ging er als Vizepräsident ans Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe und übernahm 1987 das Amt des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts.
1987: Bundespräsident Richard von Weizsäcker ernennt Roman Herzog in Karlsruhe zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts
In der durch den Fall der Mauer eröffneten Debatte um eine Erneuerung des Grundgesetzes sprach Herzog sich für mehr Kompetenzen der Länder, eine Neuordnung der Finanzverfassung und die Aufnahme von Volksabstimmungen ins Grundgesetz aus.
Johannes Rau gratuliert Roman Herzog nach der Wahl zum Bundespräsidenten
1994 wurde Roman Herzog zum Bundespräsidenten gewählt, wobei er sich im dritten Wahlgang gegen Johannes Rau durchsetze. Er war der erste Bundespräsident, der von Anfang an seinen ersten Amtssitz in Schloss Bellevue in Berlin hatte.
Roman Herzog mit Boris Jelzin und Helmut Kohl 1994 bei der Verabschiedung der russischen Truppen aus Deutschland
Redegewandt und humorvoll, bezog Herzog zu den grundlegenden Problemen der Gesellschaft Stellung. Er setzte sich dafür ein, dass das wiedervereinigte Deutschland nun auch international Verantwortung übernehme.
Warschau 1994: Bundespräsident Roman Herzog wird von Staatspräsident Lech Walesa zum Mittagessen empfangen. Roman Herzog nimmt an der zentralen Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Warschauer Aufstands gegen das nationalsozialistische Besatzungsregime teil.
1995: Das Ehepaar Herzog mit den Künstlern Christo und Jeanne Claude auf dem verhüllten Reichstag
Aufsehen erregte er, als er sich 1996 deutlich gegen alle Ansprüche auf ehemalige deutsche Ostgebiete aussprach, wodurch er sich bei den Vertriebenen nicht nur Freunde machte.
Noch heute ist sein Wort vom "Ruck", der durch Deutschland gehen müsse, im Gedächtnis. In einer Rede im Hotel Adlon - der ersten "Berliner Rede", deren Tradition seine Nachfolger fortsetzten - hatte er 1997 mit diesem Begriff mehr Reformbereitschaft und Änderungswillen angeregt und dadurch eine Diskussion geprägt, die noch viele Jahre andauern sollte.
1998 verleiht Bundespräsident Roman Herzog das Bundesverdienstkreuz an den Regisseur Steven Spielberg
Nach dem Ende seiner Amtszeit blieb Roman Herzog wissenschaftlich und publizistisch tätig. Im Jahr 2000 leitete er den Konvent zur Erarbeitung der EU-Grundrechte-Charta und legte die Empfehlungen der Herzog-Kommission für die zukünftige Parteienfinanzierung vor. Seit dem 3. Oktober 2003 leitet er den "Konvent für Deutschland", dessen Hauptthema die Verbesserung der Reformfähigkeit Deutschlands ist.
2000: Roman Herzog, Vorsitzender des Konvents zur Erarbeitung einer Charta der Grundrechte, und Joschka Fischer, Bundesminister des Auswärtigen
Porträt von Roman Herzog und Christiane Herzog
Roman Herzog war evangelisch. 1959 heiratete er die Hauswirtschaftslehrerin Christiane Krauß, die am 19. Juni 2000 verstarb. Sie widmete sich an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose erkrankten Menschen und gründete die nach ihr benannte Christiane-Herzog-Stiftung. Das Ehepaar hatte zwei Söhne.
Roman Herzog starb am 10. Januar 2017 in Jagsthausen. Er war in zweiter Ehe mit Alexandra Freifrau von Berlichingen, geb. von Vultejus, verheiratet.