Ukraine kämpft um Bachmut und setzt auf schnellen EU-Beitritt | BR24
Ein ukrainischer Soldat steuert am 4. März 2023 eine Drohne während der Kämpfe an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Evgeniy Maloletka

Ukraine kämpft um Bachmut und hofft auf schnellen EU-Beitritt

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Ukraine kämpft um Bachmut und setzt auf schnellen EU-Beitritt

In der Ostukraine gehen die Kämpfe um die Stadt Bachmut weiter. Offenbar sind sie für die russische Seite sehr verlustreich. Unterdessen will Kiew die Kooperation mit den europäischen Institutionen ausbauen, um einen Beitritt zur EU zu beschleunigen.

In der Ostukraine setzen russische Truppen ihre Angriffe auf die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut fort. Die ukrainische Armee hält den Angriffen der russischen Invasoren nach eigenen Angaben weiterhin stand. So erklärte der ukrainische Generalstab am Sonntagmorgen, am Vortag seien "mehr als 130 feindliche Angriffe" abgewehrt worden, insbesondere in Bachmut, Kupjansk, Lyman und Awdijiwka. Armeesprecher Sergej Tscherewaty versicherte, die Lage in der ostukrainischen Industriestadt Bachmut sei "schwierig, aber unter Kontrolle".

Offenbar hohe Verluste auf russischer Seite

Internationalen Beobachtern zufolge erleidet hier vor allem die russische Seite hohe Verluste, weil sie ihre eigenen Soldaten teils regelrecht als "Kanonenfutter" verheizt. Kiew beziffert die Zahl der täglich Gefallenen und Verletzten auf russischer Seite auf bis zu 500. Das sagte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow der "Bild am Sonntag" und nannte Russlands Strategie eine "Taktik des Fleischwolfs". Offizielle Angaben über Verluste auf ukrainischer Seite gibt es nicht.

In der Gegend um Bachmut ist vor allem die Söldnertruppe Wagner aktiv. Deren Chef, der kremlnahe Oligarch Jewgeni Prigoschin, rekrutierte in der Vergangenheit seine Männer auch in russischen Gefängnissen. Gerade unter ihnen sollen Berichten zufolge die Verluste extrem hoch sein.

Munitionsmangel: Russland kämpft mit Spaten

Britische Militärexperten sprechen von Waffen- und Munitionsengpässen auf russischer Seite, die bizarre Konsequenzen nach sich ziehen sollen. Im täglichen Kurzbericht schrieb das britische Verteidigungsministerium am Sonntag, Moskau setze im Nahkampf auch gewöhnliche Feldspaten ein.

Hintergrund sind Äußerungen russischer Reservisten, die angegeben haben sollen, nur mit "Schusswaffen und Schaufeln" zum Angriff auf einen einbetonierten ukrainischen Stützpunkt geschickt worden zu sein. Laut den Briten rankt sich um den gängigen Feldspaten des Typs MPL-50 der russischen Streitkräfte - eigentlich ein Schanzwerkzeug - ein Mythos, der diesen zur tödlichen Waffe erhebt. Dabei sei er seit seiner Einführung im Jahr 1869 kaum weiterentwickelt worden.

Beobachter: Schnelle Einkesselung Bachmuts unwahrscheinlich

Das in den USA ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) hält es seinem jüngsten Bericht zufolge für unwahrscheinlich, dass es den Russen in nächster Zeit gelingen könnte, Bachmut komplett einzukesseln. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow gab an, dass aber auch eine Einnahme Bachmuts durch Russland kaum strategische Auswirkungen hätte.

Ukraine will Kooperation mit EU verstärken

Inmitten des Krieges treibt die Ukraine ihre Annäherung an die Europäische Union voran. Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Kooperation mit den europäischen Institutionen im laufenden Jahr deutlich ausbauen und sein Land auf Sicht in die EU führen.

"Die Aufgabe besteht darin, aktiv alles für die Mitgliedschaft unseres Landes in der Europäischen Union vorzubereiten, die Waffenlieferungen an die Ukraine zu erhöhen und die Sanktionen gegen Russland zu verstärken", sagte Selenskyj am Samstag in seiner allabendlichen Videobotschaft. Dazu hätten er und EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola auch bei einem persönlichen Treffen gesprochen.

Bei dem Gespräch ging es laut Selenskyj darum, die Forderungen der EU-Kommission so schnell wie möglich zu erfüllen, um noch in diesem Jahr mit Beitrittsverhandlungen beginnen zu können. Das begrüßte auch Roberta Metsola.

EU-Parlamentspräsidentin fordert Lieferung von Kampfjets

Metsola drang auf eine Ausweitung der Waffenlieferungen an die ukrainischen Streitkräfte. "Die Mitgliedstaaten sollten ernsthaft erwägen, Kampfflugzeuge in die Ukraine zu schicken", sagte die maltesische Politikerin am Rande eines Besuchs in der westukrainischen Großstadt Lwiw. Sie werde weiterhin dazu auffordern, alles an Ausrüstung bereitzustellen, was die Ukraine für einen Sieg benötige. Auch Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins sprach sich für die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine aus.

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