Robert Redford: „Ehrlich gesagt, mich hat das Geld immer sehr interessiert“ - WELT
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Film Robert Redford

„Ehrlich gesagt, mich hat das Geld immer sehr interessiert“

PARK CITY, UT - JANUARY 19: (EDITORS NOTE: Image has been digitally converted to black and white.) President and Founder of Sundance Institute Robert Redford attends the Day One Press Conference during day 1 of the 2017 Sundance Film Festival on January 19, 2017 in Park City, Utah. (Photo by George Pimentel/Getty Images) PARK CITY, UT - JANUARY 19: (EDITORS NOTE: Image has been digitally converted to black and white.) President and Founder of Sundance Institute Robert Redford attends the Day One Press Conference during day 1 of the 2017 Sundance Film Festival on January 19, 2017 in Park City, Utah. (Photo by George Pimentel/Getty Images)
"Ich höre nicht auf. Ich gehe nur einen neuen Weg": Robert Redford, 82
Quelle: Getty Images
Robert Redford will die Schauspielerei aufgeben und zu seinen Wurzeln zurückkehren, zur Malerei. Im Interview erklärt er auch, wie er über die Zukunft Amerikas denkt und warum er sich mit einer Komödie verabschiedet.

Robert Redford hat schon vor einiger Zeit erklärt, er wolle die Schauspielerei bald aufgeben und sich lieber wieder seiner Leidenschaft aus Jugendtagen widmen: der Malerei: „Bei aller Liebe für meinen Beruf muss ich zugeben, dass ich mittlerweile doch genug davon habe.“

Und der Oscar-Gewinner hielt Wort: In „The Old Man and the Gun“ wird er zum letzten Mal auf der Filmleinwand erscheinen. Redford spielt in dieser wahren Geschichte die Rolle des Forrest Tucker, eines Kriminellen, der in den 70er-Jahren nicht nur für seine Banküberfälle, sondern vor allem für sein unglaubliches Talent für Gefängnisausbrüche berühmt war (mindestens 16, dazu kam mehr als ein Dutzend gescheiterter Versuche).

Wir haben den legendären Schauspieler und Regisseur auf dem Toronto Film Festival getroffen.

WELT: Mr. Redford, ist es jetzt also wirklich offiziell? Sie hören auf?

Robert Redford: Nein, ich höre nicht auf, ich gehe nur einen neuen Weg. Ich mache diesen Job, seit ich 21 Jahre alt war. Jetzt bin ich 82. Dabei hat mein Leben eigentlich mit der bildenden Kunst begonnen. Ich habe lange dafür gebraucht, die Tatsache zu akzeptieren, dass ich Schauspieler und Regisseur geworden bin. Jetzt möchte ich zu meinen Wurzeln zurückkehren, zur Malerei. Dem Filmgeschäft bleibe ich als Regisseur und als Produzent erhalten.

WELT: Wann haben Sie die Entscheidung getroffen, dass Sie in diesem Film das letzte Mal vor der Kamera stehen werden?

Robert Redford ist „Ein Gauner und Gentleman“

Dem in die Jahre gekommenen Bankräuber Forrest Tucker war es über ein Dutzend Mal gelungen, aus dem Gefängnis auszubrechen. Nun lebt er in einer Seniorenanlage, hat aber noch nicht aufgehört, Raubüberfälle zu planen.

Quelle: DCM

Redford: Der vorherige Film, eine dramatische Liebesgeschichte mit Jane Fonda („Unsere Seelen bei Nacht“, nach der Erzählung von Kent Haruf, 2017, Anm. d. Red.), war wirklich wundervoll, aber doch recht traurig und schwierig. Deshalb wollte ich als nächstes einen fröhlichen Film drehen, etwas Erbauliches. Dabei war mir noch nicht einmal wirklich klar, dass ich ihn zu einer Zeit drehen würde, in dem unser kulturelles Ambiente derartig finster ist. Schon traurig, wenn man das zugeben muss, aber wir leben in den USA politisch gesehen in wirklich düsteren Zeiten. Die Polarisierung der beiden Parteien, die sich weigern, sich irgendwie entgegenzukommen, ist so deprimierend, und am Ende sind wir alle es ja, die dafür bezahlen und verlieren. Deshalb habe ich mir gedacht, warum machst du nicht etwas, das die Menschen aufmuntert? Und außerdem: Wenn es schon mein letzter Film als Schauspieler sein soll, dann möchte ich lieber eine fröhliche Rolle spielen.

WELT: Was würden Sie vorschlagen, was soll man in dieser politischen Situation tun, mit diesem Präsidenten im Weißen Haus?

Redford: Ich hoffe wirklich, dass er dort nicht mehr lange bleibt! (lacht) Nun, ich habe mich schon vor langer Zeit dafür entschieden, mich für die Umwelt und die Natur zu engagieren. Was hinterlassen wir unseren Kindern?

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WELT: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Ihnen und der Hauptfigur, die Sie verkörpern? Es hat den Anschein, als würde dieser Forrest Tucker die Banken eher zum Spaß ausrauben als des Geldes wegen... und: Welche Beziehung haben Sie zu Waffen?

Redford: Also ehrlich gesagt, mich hat das Geld immer sehr interessiert! (lacht). Aber wenn Sie wirklich nach einer Parallele suchen: Für Schauspieler und Diebe folgt nach der Freude unweigerlich die Depression. Schauspielern ist eine wahre Freude, aber umrahmt von tausenden schwierigen Augenblicken. Und was die Waffen betrifft, so hätte der Film eigentlich heißen müssen: „Old Man and a gun“, der alte Mann und eine Pistole, ich habe keine Ahnung, woher dieses „die“ kam. Es gibt nämlich eine gewisse Trennung zwischen den beiden: Die Pistole ist da, wird aber nie benutzt, nicht einmal geladen. Sie wird nur dazu verwendet, für Aufregung zu sorgen, nie aber, um jemandem Schaden zuzufügen, denn im Grunde will sich die Hauptfigur Forrest Tucker einfach nur amüsieren.

WELT: Haben Sie eine Liste mit Wünschen?

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Redford: Nein, keinerlei Listen. Ich lebe im Augenblick, ohne zu weit voraus zu denken. Das Leben wird einfach spannender, während man es lebt: Man wird reflektierter, man erkennt sein eigenes Potenzial besser, und gleichzeitig lernt man, die Dinge besser zu genießen.

WELT: Sind Sie für Ihr Land auch optimistisch?

Redford: Bah, eins ist sicher: Tiefer können wir nicht mehr fallen.

WELT: Von all den Filmen, die Sie gedreht haben, von „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ über „Der Clou“ bis zu „Die Unbestechlichen“, gibt es da einige, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegen?

1976, Promotional portrait of Robert Redford, right, and Dustin Hoffman standing in front of the Washington Post Building in a still from director Alan J Pakula's film 'All the President's Men'. The actors portrayed Post reporters Bob Woodward and Carl Bernstein, who were the first to investigate the Watergate scandal. (Photo by Warner Bros./Getty Images)
Redford mit Dustin Hoffman in "Die Unbestechlichen" (1976)
Quelle: Getty Images
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Redford: Das ist sehr schwer zu beantworten, aber Sie haben da zwei Filme genannt, die ich ganz besonders mochte: Ich habe vor allem mit George Roy Hill gerne zusammengearbeitet, und „Butch Cassidy“ (1969, Anm. d. Red.) war der Film, bei dem Paul Newman und ich Freunde wurden. Nur ein paar Jahre später, 1973, trafen wir uns beim „Clou“ wieder. Und genau betrachtet haben Paul und ich in diesen beiden so kurz hintereinander gedrehten Filmen die Rollen getauscht. In „Butch Cassidy“ bin ich eher der ernste, schweigsame und gefährliche Typ und Paul ist die Frohnatur. In „der Clou“ ist es genau umgekehrt: Ich verkörpere den Sorglosen, er dagegen ist viel ruhiger. Ich bin ziemlich überrascht, dass das niemand wirklich bemerkt hat. Ich finde, „Der Clou“ ist einer der schönsten Filme, die je gedreht wurden, und zwar dank George Roy Hill, der einfach alles gemacht hat, von der Musik bis zu den Bauten am Set. Ich habe ihn mir kürzlich auf Vorschlag meiner Tochter noch einmal angeschaut, und, Donnerwetter, er hat mir wieder unwahrscheinlich gut gefallen.

WELT: Sie haben immer erklärt, Sie hätten eine Vorliebe für Hüte.

Redford: Ich habe tatsächlich immer welche getragen, schon als Kind. Keine Ahnung, warum, aber mir gefiel das einfach. Beim Theater am Broadway habe ich mich dann in den italienischen Borsalino verliebt: Ich habe ihn überall getragen, ich nahm ihn nur dann ab, wenn ich auf die Bühne ging.

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