Der Spanische Bürgerkrieg wurde mit unvorstellbarer Grausamkeit geführt: Einerseits die regierenden Republikaner, unterstützt von Sozialdemokraten, Kommunisten, Anarchisten, Gewerkschaften; anderseits die Nationalisten, Monarchisten, Bürgerlichen, Kleriker, Nationalsyndikalisten, Falangisten.
Im Alcázar von Toledo verbarrikadierten sich 1900 Belagerte gegen die regierungstreuen Milizionäre und Soldaten, die zu Tausenden die Belagerung und Erstürmung versuchten. Denn der Alcázar, einst Sitz von Kaiser Karl V., war von besonderer symbolischer Bedeutung - war er die Kadettenschule des alten Spaniens. Mit Sturmangriffen, Artilleriebeschuß, Bombardierungen aus der Luft, unterirdischen Unterminieren, Brandbeschleunigern sollten die Belagerten vernichtet werden: „Das unablässige Einschlagen der Bomben, die lähmende Angst vor den drohenden Explosionen, die ständig wachsenden Schwierigkeiten dieser schier endlosen Belagerung, all das hätte dazu beitragen können, weniger unerschrockene Seelen zu entmutigen. Die Lage im Inneren des Alcázar wurde tatsächlich immer schrecklicher. Die Nahrungsmittel wurden von Tag zu Tag knapper, das Wasser mußte gnadenlos rationiert werden. Es gab immer mehr Verletzte, und die Verletzungen wurden immer schlimmer.“ [S. 87]
Doch Durchhaltewillen, Todesverachtung, Kampfkraft und Moral ließen die Belagerten ausharren. Selbst die barbarische Erpressung der Belagerer, den Sohn des kommandierenden Oberst Moscardo zu erschießen, um dessen Aufgabe zu erzwingen, konnte den Widerstand der Eingeschlossenen nicht brechen. Die schlußendliche Befreiung durch die vorrückenden Truppen des General Franco aus den Trümmern war ein propagandistischer Sieg: „Der Alcázar hatte der Lawine Stand gehalten, ohne sich zu beugen. Der Alcázar hatte ausgehalten, und er fühlte in seinen unterirdischen Sälen das ewige Herz Spaniens schlagen. Trotz dieser unmenschlichen Angriffe zählte man unter den 1900 Belagerten nicht mehr als 82 Tote.“ [S. 97]
Obwohl Toledo strategisch unbedeutend war, hatte die 70tägige Belagerung kriegsentscheidende Bedeutung, denn die tausenden Milizionäre und Soldaten, die am Ort der Belagerung gebunden waren, fehlten andernorts zur Verteidigung Madrids.
Die jugendlichen Kadetten, die Verteidiger des christlichen Abendlandes, wurden zu unsterblichen Helden - zu einer Wiederkehr der Reconquista.