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Der Schatten meines Vaters Gebundene Ausgabe – 19. August 2005
- Seitenzahl der Print-Ausgabe384 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberCarl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
- Erscheinungstermin19. August 2005
- Abmessungen15.1 x 3.7 x 22 cm
- ISBN-103446206698
- ISBN-13978-3446206694
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Produktbeschreibungen
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Auch die Mutter, die später ihre Kinder ohnehin verlassen und ihr Glück ohne die Kinder mit einem neuen Mann suchen wird, wurde, als Richard drei und seine Geschwister gerade einmal sieben, zehn und zwölf Jahre alt waren, während eines Einkaufs von der Straße weg verhaftet. Die Kinder geraten in die Fänge einer staatlichen Fürsorgerin, die ihre sadistischen Triebe vorzugsweise an dem vierjährigen Richard auslebt. Keine leichte Kindheit also, ganz unabhängig von dem braunen Schatten des Vaters...
Als Baldur von Schirach aus der Haft entlassen wird, folgt wegen ihrer nicht in Deckung zu bringenden Anschauungen über die generelle wie individuelle Schuldfrage schon bald der Bruch zwischen Vater und Sohn. Letzterer hat sich mit diesem Buch Klarheit zu verschaffen gesucht über sein Leben. Und wir müssen ihm danken, dass er uns daran teilhaben lässt. Denn Der Schatten meines Vaters ist weit mehr als eine Autobiografie. Das Buch ist ein ebenso bewegendes wie in Teilen sehr lehrreiches Zeitzeugnis erster Güte. -- Hasso Greb
Pressestimmen
Evelyn Fischer, ARD Kulturreport, 04.09.05
"Keine Abrechnung und keine Liebeserklärung - faszinierend schreibt Richard von Schirach über seinen langen Weg heraus aus dem Schatten seines Vaters."
Andreas Lueg, ARD Kulturreport, 04.09.05
"Ein Buch von bemerkenswerter Beobachtung und Lebensklugheit, glänzend geschrieben, eine Autobiographie von literarischem Rang."
Ernst Piper, Tagesspiegel, 07.11.2005
"Ein einzigartiges Dokument - einzigartig, weil es eine eindringliche, nuancierte, aus eigener Anschauung gewonnene Sprache spricht."
Dorion Weickmann, Die Zeit, 10.11.2005
Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
1953 sollte ich erstmals meinen Vater in Spandau sehen. Weil der Termin in die Unterrichtszeit fiel, wandte ich mich an meinen Klassenleiter, um ihm mit gesenkter Stimme mitzuteilen, daß ich drei Tage frei bräuchte, um meinen Vater in Berlin zu besuchen. Die genauere Bezeichnung »im Gefängnis« vermied ich. Ich fühlte mich so unbehaglich dabei, als müßte ich ein verborgenes körperliches Gebrechen preisgeben, um vom Schwimmunterricht befreit zu werden. Natürlich war er im Bilde. »Du mußt dich deswegen nicht schämen«, richtete er mich wieder auf. »Dein Vater war ein Idealist, er hat nichts Ehrenrühriges getan. Deutschland hat den Krieg verloren...«. Endlich war ich also an der Reihe und würde mitreden können, ohne auf die Berichte und Erzählungen meiner Geschwister angewiesen zu sein, die schon jene unbekannte Gefängnisschleuse, die uns von unserem Vater trennte, durchschritten hatten und nach ihrer Rückkehr aus Berlin etwas Ungesagtes davon mitgebracht hatten, das sie wie ein Geheimnis zu hüten schienen.
Dem Unternehmen sah ich voller Erwartung, aber auch nicht ohne Beklommenheit entgegen. Das Bedürfnis jedoch und die Neugier, meinen Vater, dessen Bild seit Jahren nur in meiner Phantasie lebte, endlich einmal in Fleisch und Blut vor mir zu sehen, in seine Augen zu blicken und seine Stimme zu hören, überwog am Ende alles. Ich wollte ihn unbedingt sehen und war bereit, dafür alles in Kauf zu nehmen. Endlich würde er Gestalt annehmen! Die Vorstellung, den oft besprochenen Besuch wieder abzusagen oder um ein Jahr zu verschieben, war unerträglich. Ich durfte ihn nicht im Stich lassen!
Ich war mit elf Jahren der jüngste Besucher, den das Allied Prison je erwartete. Es gab andere Mithäftlinge, wie Speer, die ihren Kindern diese Begegnung ersparen wollten, oder Hess, der es mit seinem Ehrbegriff nicht vereinbaren konnte, seinem Sohn als Gefangener gegenüberzutreten, und ihn achtundzwanzig Jahre warten ließ.
Die bevorstehende Begegnung war in der Familie jedoch nicht unumstritten und stand noch unter dem Schatten eines Besuches, den mein Bruder Klaus einige Wochen zuvor in Spandau absolviert hatte. Dabei war es im Gespräch zu einer Szene gekommen, die meinen achtzehnjährigen Bruder zu Tränen gerührt hatte. Eine Illustrierte berichtete daraufhin, daß er von Weinkrämpfen geschüttelt seinem durch ein Gitter von ihm getrennten Vater gegenübersaß. Meine Mutter meldete danach Bedenken an, ob mir dieser Besuch überhaupt zugemutet werden könne. »Er hat nicht geheult Quatsch!«, wiegelte mein Onkel Heini ab und versuchte, den dramatischen Eindruck zurechtzurücken. »Zwei Tränen sind ihm beim Sprechen runtergekullert das war alles«, schrieb er mit der Empfindsamkeit eines Flußpferdes und gab für die bevorstehenden Besuche der jüngeren Söhne seine Diagnose ab: »Robert und Richard scheinen mir nicht so sensibel.«
Solche Überlegung hinterließen auch bei meinem Vater ihre Spuren, der sich der Belastung bewußt war, die ein solcher Besuch für einen jungen Menschen bedeuten konnte, und er äußerte sich dazu in einem Brief an meine Tante Annemutz, die mich auf der Reise und ins Gefängnis begleiten sollte:
»Bei unserer Begegnung ist Richard die Hauptperson und Du nach deinem Willen die stille Teilnehmerin, eine herzliche stille Teilnehmerin, wie du das so schön ausgedrückt hast. Gewiß: ein Sohn kommt zu seinem Vater, das ist das Ereignis, vor dem wir selbst zurücktreten... ein kleiner Junge kommt nach vielen Jahren, in denen er seinen Vater nicht gesehen hat und in deren Verlauf das Bild dieses Vaters fast völlig verblaßt sein muß, nach einer langen Reise in eine völlig zerstörte Stadt, in ein riesiges, von fremden Soldaten bewachtes Gefängnis, in ein kleines Zimmer, wo fremde Personen sind, und sieht dort hinter einem Gitter einen Mann, der zu ihm spricht und sein Vater ist. Wir beide, Du und ich, sind nur dazu da, das Ungeheure zu überwinden, das die Seele eines Kindes bei einer solchen Begegnung überwältigen kann. Ich würde meinen Kindern diese Begegnungen ersparen (wenn ich auch selbst das Leid, sie nicht wiederzusehen, kaum ertragen könnte), ich würde sie ihnen dennoch ersparen, aber ich weiß, daß es für sie gut ist. Nicht nur, weil ihre Seele danach verlangt. Der Mensch kann nicht früh genug lernen, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Und wenn mit ihrem Vater der Begriff eines in Glück und Unglück großen Schicksals verbunden ist, sollen diese Kinder nicht davor behütet werden, sich dieses Schicksals ganz bewußt zu werden. Tragen sie es doch mit! Unter den schöpferischen Mächten der Welt stehen Leid und Glück obenan und haben gleichen Rang. Sie beide haben im Leben und in der Kunst das Höchste hervorgebracht. Wenn ein junger Mensch erkennt, daß es nicht auf das ankommt, was man ertragen muß, sondern wie man es erträgt, und daß die menschliche Freiheit und Würde nicht von äußeren Umständen abhängig sind, kann eine solche, aus der leidvollen Begegnung mit dem Vater gewonnene Erkenntnis für die Bildung des Charakters wohltätiger sein als viele Jahre Unterricht. Sehen meine Kinder mich nicht mit eigenen Augen, könnte ihre Vorstellung von mir eine völlig falsche werden. Ich möchte aber in ihren Gedanken weder als romantischer Held noch als zerknirschter Büßer leben, sondern als der, der ich bin...«.
Die Befürchtungen meiner Mutter erfüllten sich nicht. Trotz der eisigen Atmosphäre des Kalten Krieges, die auch die Viermächte-Verwaltung des Alliierten Militärgefängnisses polarisiert hatte, verlief der Besuch ohne erkennbaren Zwischenfall.
Als wir die einfache Pension in Spandau verließen und uns im Sonntagsstaat zu Fuß auf der stillen Wilhelmstraße dem Gefängnis näherten, bekam ich vor Aufregung wenig mit von den Scharfschützen auf den Wachtürmen, dem Elektrozaun, von dem ich schon gehört hatte, der Wachstube hinter dem Eisentor und den blauuniformierten Wachmannschaften. Die Gebäude im Inneren der Gefängnisanlage, an denen vorbei wir zum »Besucherzimmer« geführt wurden, wirkten wie ausgestorben, die Gänge öde und tot. So groß und leer hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Und doch war es nur ein Ausschnitt der Anlage, den wir zu Gesicht bekamen.
Das halbe Dutzend uniformierter Männer, die inzwischen dichtgedrängt hinter unseren Besucherstühlen Platz genommen hatten, nahm ich kaum wahr. Endlich ging auf der gegenüberliegenden Seite die Türe auf und mein Vater trat ein, gefolgt von einem Wärter, der einen großen Schlüsselbund in der Hand hielt. Er begrüßte mich mit einem »guten«, herzlichen Lächeln, bevor er mir gegenüber auf dem Stuhl Platz nahm. Eine Wand mit einem engmaschigen Sichtfenster in Augenhöhe trennte uns. Als erstes fielen mir sein kurzgeschnittenes Haar, das die grauweiße Farbe der Gefängnisgänge angenommen zu haben schien, und die ausdrucksvollen blauen Augen in seinem blassen Gesicht auf. Er trug einen einfachen Kordanzug mit Rollkragenpullover. Knapp und korrekt begrüßte er die Anwesenden, von denen er scheinbar jeden einzelnen kannte. Einen Gefängniston hatte ich mir anders vorgestellt als diesen höflich-kühlen Umgangston. Ich konnte mir darauf keinen Reim machen und rätselte, warum er, der so höflich alle begrüßte und so umgänglich wirkend auf seinem Stuhl saß, Tag und Nacht von so vielen Menschen bewacht werden mußte. Was machte ihn so gefährlich? Warum beobachteten und belauschten so viele erwachsene Menschen in diesem Raum, was wir sprachen und was ich aus meinem Schülerleben erzählte? Und warum durfte die Besuchszeit um keine Sekunde überschritten werden? War vielleicht schlagartig alles anders, kaum daß der Besuch zu Ende war?
Die Befangenheit der ersten Minuten legte sich rasch. Vor Aufregung hüpfte ich mit den Fragen, die mir durch den Kopf gingen, wie ein Vogel von Ast zu Ast. Meine Tante Annemutz, eine frühere Titelblattschönheit, die einst die Eliteorganisation »Glaube und Schönheit« des BDM geleitet hatte, saß neben mir auf dem Besucherstühlchen und vermittelte mir Sicherheit. Ich erzählte ungestüm...
Produktinformation
- Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 2. Edition (19. August 2005)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 384 Seiten
- ISBN-10 : 3446206698
- ISBN-13 : 978-3446206694
- Abmessungen : 15.1 x 3.7 x 22 cm
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 160,114 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 642 in Geschichte Deutschlands (Bücher)
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Ein Buch, das nicht nur informiert, sondern auch diejenigen zum Nachdenken anregt, die oft der irrigen Meinung sind, nicht "alles" sei so schlimm gewesen, wie man "uns" immer "einreden" will und dass auch die Beteiligten nicht alle nur harmlose "Mitläufer" waren, sondern auch - trotz Herkunft, Bildung und gar nicht konformem Charakter - in den Sog einer Ideologie gerieten, aus dem es irgendwann kein Zurück mehr gab und zu einem aktiv Handelnden wurden.
Interessant ist die Entwicklung des Autors in der Beschreibung der Entwicklung seines Vaters während derl langen Gefangenschaft und die völlige Entfremdung nach dessen Entlassung, nachdem man jahrelang Hunderte von Briefen ausgetauscht und sich sporadisch an Besuchstagen gesehen hat, während der die eigentlichen Tatsachen aber niemals angesprochen oder auch nur angedeutet wurden.
Bücher über den Nazionalsozialismus gibt es wie Sand am Meer, seine Geuel, seine Unmenschlichkeit, seine "aktiven Vertreter" (Göring, Göbbels, Himmler, Heydrich, Mengele), so dass Richard von Schirachs Buch in seiner letztendlichen Neutralität - nicht dem billigen Rechtfertigungsdrang und den peinlichen Entschuldigungen - wohltuend menschlich daherkommt. 100%ig lesenswert.
Leider ist meiner Meinung nach die Zeit nach der Entlassung seines Vaters aus der Haft im Vergleich zu restlichen Geschichte etwas zu kurz geraten.
gelesen.
Die Dimensionen des Zweiten Weltkriegs und vieler damit verbundener Folgen sind
mir als Nachgeborener nach der Lektüre dieses Buches erst richtig klar geworden.
Man kann hier auch sehr viel über Resilienz lernen. Sehr empfehlenswert, lesen!
Er erzählt sehr lebendig und für den Leser nachvollziehbar.