Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang wendet sich im ZDF-Sommerinterview gegen FDP-Chef Lindner. Dessen Vorschlag für längere AKW-Laufzeiten bis 2024 lehnt sie ab. Vorerst.
In der Ampel-Koalition verschärft sich der Streit um längere Laufzeiten von Atomkraftwerken. Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang lehnt den Vorschlag von FDP-Chef Christian Lindner ab, die drei deutschen Meiler bis 2024 am Netz zu lassen. Lang sagt im ZDF-Sommerinterview:
Lang wirft Lindner vor, eine unernste Debatte zu führen. Atomkraft helfe in Bezug auf fehlendes russisches Gas nur "ganz, ganz, ganz wenig". Es gebe andere Mittel, Gas zu ersetzen - zum Beispiel durch den Einsatz von Kohlekraftwerken. "Das ist für mich als Klimaschützerin kein einfacher Schritt", sagt sie.
Lang lässt Hintertürchen für Atomkraft offen
Lang fordert in dem Interview einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Hier hätten in den vergangenen 16 Jahren unter anderem CDU und CSU versagt, namentlich nennt Lang den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Lang sagt:
Ein Hintertürchen für längere Laufzeiten lässt Lang allerdings offen: den sogenannten Stresstest. Zwar habe man bei der Stromversorgung derzeit eine gesicherte Lage. Aber: "Wir rechnen es noch mal nach und schauen uns das Ergebnis an", so Lang.
Sollte das Ergebnis dieses Stresstests eine befristete Laufzeitverlängerung der bestehenden Atomkraftwerke nahelegen, wäre offenbar auch ein Ja der Grünen und ein Kompromiss in der Ampel denkbar. Ein in Stein gemeißeltes Nein jedenfalls vermeidet Lang im ZDF-Sommerinterview.
Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang kritisiert den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Er habe beim Ausbau erneuerbarer Energien versagt, sagt sie im ZDF-Sommerinterview.
Lang fordert Entgegenkommen von FDP
Angesichts hoher Preise fordert Lang noch im Herbst weitere Entlastungen, gerade für Menschen mit geringem Einkommen. "Natürlich für Menschen, die in Hartz IV leben, aber auch die, die knapp darüber sind". Finanziert werden müsse dies unter anderem durch eine Übergewinnsteuer, also durch Steuererhöhungen für Unternehmen wie Shell.
Die FDP müsse ihre Ablehnung der Übergewinnsteuer überdenken. So wie die Grünen ihr Nein zur Kohle relativiert hätten, müsse sich jetzt auch Christian Lindner der neuen Realität stellen. Das sei zwar schwierig, aber:
Doch Christian Lindner hat dieser Forderung bereits eine Absage erteilt: "Wir sollten alles unterlassen, was Arbeitsplätze, die wirtschaftliche Entwicklung, das Vertrauen in den Standort Deutschland gefährdet", sagt er am Sonntag im ZDF. Nach einem Ja zur Übergewinnsteuer klingt das nicht, eher nach neuem Streit in der Ampel.