Rendezvous mit einem Engel: Penny Marshall konnte für ihr herzerwärmendesRemake der Weihnachtskomödie "Jede Frau braucht einen Engel" das schwarze Traumpaar Denzel Washington und Whitney Houston gewinnen.
Nach „Bodyguard“ und „
Waiting To Exhale“ begibt sich R&B-Diva Whitney Houston in Disneys Remake von „
Jede Frau braucht einen Engel“ aus dem Jahr 1947 zum dritten Mal vor die Filmkamera, um neben ihrem Gesangstalent schauspielerische Ambitionen darzubieten. Die Rolle des himmlischen Helfers Dudley wird in dieser Penny-Marshall-Inszenierung von Denzel Washington („Mut zur Wahrheit“) übernommen.
Die größte Reiz des Originals lag in seiner großartigen Besetzung mit Cary Grant als verschmitztem Engel, David Niven als bedrückter Priester und Loretta Young als seine vernachläßigte Ehefrau. Für das Remake adaptierten Nat Maudlin und Allan Scott das Originalskript und versahen die beinahe identische Handlung mit einer modernisierten Portion harschem Großstadtalltag der Neunziger. Insgesamt vermittelt das musikalische Weihnachtsmärchen dennoch einen zeitlosen, fast etwas altmodischen Eindruck. Herausragender Pluspunkt der Neuverfilmung ist ebenfalls die Besetzung und der Umstand, daß Whitney Houston besser singen kann als Loretta Young, was sich zweifelsohne in den Soundtrack-Umsätzen niederschlagen wird. Als Julia, die Frau Julia des protestantischen Predigers Henry Biggs (Courtney Vance), bekommt sie ausreichend Gelegenheit, stimmige Gospelsongs zu schmettern und in einem Jazzclub die hitverdächtige Ballade „I Believe In You and Me“ zu intonieren. Ihr Mann quält sich indes mit einem kaputten Kirchenboiler und nagenden Selbstzweifeln, die ihn veranlassen göttlichen Beistand zu erbitten, der in Gestalt des Engels Dudley (Washington) erhört wird. Dieser recht menschlich wirkende Engel freut sich himmlisch, wieder auf der Erde zu weilen und ein Stück Pizza zu genießen. Leider erhält er weniger Gelegenheiten als der Original-Dudley, dem skeptischen Henry seine magischen Kräfte unter Beweis zu stellen. Statt dessen knistert es hier mehr zwischen Engel und vernachläßigter Ehefrau, und Henrys Eifersucht kommt offensichtlicher zum Tragen. Letztlich findet Henry wieder die nötige „Hoffnung“ und „Liebe“ (die entscheidenen Schlagworte seines abschließenden, flammenden Sermons), um seinen angeschlagenen Glauben zu erneuern und seine Überzeugungen vertreten. So lehnt Henry den Deal mit einem befreundeten Baulöwen (Gregory Hines) ab, der zum Abriß seiner Kirche führen und damit die Gemeinde ihres „alles zusammenhaltenden Klebstoffs“ berauben würde. Zudem widmet er sich wieder mehr seiner Familie, anstatt sich nur auf die bedürftigen Schafe seiner Gemeinde zu konzentrieren.
Wenn das Tempo teils ein wenig zu schleppen beginnt, wird mit einer charismatischen Gesangseinlage Houstons aufgewartet, oder Jenifer Lewis („
Girl 6„) sorgt mit viel Elan und Esprit als Julias fesche Mutter für frischen Wind. Kameraarbeit und Produktionsdesign sind grundsolide, doch ob die auf afroamerikanische Zuschauer zugeschnittene Weihnachtsfantasie auch in Deutschland kommerzielle Chancen hat, weiß gegenwärtig nur der Himmel. ara.