Reiner Schöne ist der einzige Deutsche, der 1989 eine Nebenrolle in Star Trek: The Next Generation ergattern konnte. Der in Weimar geborene Darsteller mimte in der Folge „Versuchskaninchen“ den Außerirdischen Esoqq. Der wilde Krieger vom Planeten Chalnoth wird zusammen mit Captain Picard und zwei weiteren Aliens für ein Experiment gefangen gehalten. Nicht zuletzt durch die Blu-ray-Veröffentlichung ist die Kultserie mit Captain Picard und Co. wieder in aller Munde. Ein Grund mehr also, um Reiner Schöne nach seinen Erinnerungen vom Dreh bei Star Trek: The Next Generation zu befragen.
Star Trek HD: Wie standen Sie zu „Star Trek“ vor Ihrem Gastauftritt? Kannten Sie die klassische Serie mit William Shatner und Leonard Nimoy in den Hauptrollen?
Reiner Schöne: Aber ja! Auswendig.
Star Trek HD: Auch 25 Jahre nach Ausstrahlung der ersten Folge genießt Star Trek: The Next Generation, kurz TNG, weltweit große Popularität. Warum ist die Serie Ihrer Ansicht nach so beliebt?
Reiner Schöne: Weil sie die erste nach der alten Startrekserie war; das war ein Hype damals in Hollywood von Anfang an. Ich hatte auch ein Casting für Captain Picard mit den Chiefs bei Paramount, und dann hatte ich noch zwei Anläufe für Gastrollen. Beim dritten Mal: Bingo.
Star Trek HD: In einem aufwendigen Verfahren ist TNG jetzt restauriert worden. Erstmals können Fans ihre Serie in einer brillanten Bildund Tonqualität erleben. Haben Sie sich TNG auf Blu-ray zugelegt? Wenn nicht, planen Sie sich die Serie einmal auf Blu-ray anzuschauen? Immerhin können Sie Ihr aufwendiges Make-up für „Esoqq“ in Staffel drei erstmals in High Definition bestaunen.
Reiner Schöne: Wusst ich nicht, is ne coole Idee.
Star Trek HD: Die Leser von Star Trek HD würden gerne von Ihnen erfahren, wie Sie an die Rolle des „Esoqq“ gekommen sind.
Reiner Schöne: Ich hab das ausführlich in meinem Buch („Werd ich noch jung sein, wenn ich älter bin“
Star Trek HD: Wie haben Sie sich auf die Rolle des temperamentvollen und bedrohlichen Kriegers vorbereitet?
Reiner Schöne: Text gelernt und mich gefreut, dabei zu sein. Es gab damals in Hollywood einen totalen Run auf TNG. (siehe Whoopie Goldberg) Jede Gastrolle war wie ein Lottogewinn. Und ich bin ja der einzige Deutsche, der da jemals mitgespielt hat. Allerdings war ich ja eh in Hollywood zu Hause, es war also nur natürlich…
Reiner Schöne und Patrick Stewar in „Star Trek“ (Foto mit freundlicher Genehmigung von Reiner Schöne)
Star Trek HD: Die Folge „Allegiance“ (dt. „Versuchskaninchen“) wurde für einen Emmy in der Kategorie „Outstanding Achievement in Makeup for a Series“ nominiert. Können Sie uns schildern, wie das Auftragen Ihrer Maske ablief?
Reiner Schöne: Vielleicht wollt ihr ja die Details nachlesen in dem obern erwähnten Buch. Der Gipsabdruck war bisschen hart zu überstehen. Panikattacke, Klaustrophobie, etc… dann war ich jeden Morgen 4:20 in der Maske, um um 9 drehfertig zu sein. Aber es war ein Erlebnis der Dritten Art.
Star Trek HD: Einige Gastdarsteller berichteten im Laufe der Serie, dass sie Schwierigkeiten hatten, unter ihrem starken Alien-Make-up zu schauspielern. Wie ist es Ihnen mit „Esoqq“ ergangen?
Reiner Schöne: Bitte nicht „schauspielern“ sagen, bei dem Unwort kriegt jeder Schauspieler Pickel. Es impliziert, „jemandem ein X für ein U vorzumachen“. Es gibt leider im Deutschen keine Übersetzung für „to act“. Einigen wir uns auf „spielen“. Man muss mit diesen Schaumgummiteilen im Gesicht – drei waren’s bei Esoqq – fettest übertreiben mit der Gesichtsmuskulatur, „outrieren“, also Grimassen schneiden drunter, sonst wirken die Masken wie tote Karnevalsmasken.
Star Trek HD: Einen Großteil Ihrer Szenen verbrachten Sie in einer kleinen Zelle an der Seite von Patrick Stewart. Unser Leser Martin Grundmann möchte wissen, wie Sie die Arbeit mit dem Captain der Enterprise empfanden.
Reiner Schöne: Patrick ist genauso cool wie er rüberkommt. Ein sehr angenehmer Kollege. Wir haben uns nach Jahren bei ner Convention wiedergetroffen, eine herzliche Begegnung.
StarTrek HD: Erhielten Sie die Gelegenheit auch andere Kulissen der Serie wie die Kommandobrücke zu sehen oder andere Darsteller der Serie zu treffen?
Reiner Schöne: Es war schon cool, bei Paramount in der berühmten Kulisse rumzuturnen. Ich hatte ja auch so freakige Kontaktlinsen im Auge. Wil Wheaton sah mich und sagte:
„Wow, look at these cool contact lenses!“
„What lenses? They’ve hired me because of my eyes. They’re real.“
Er hat’s mir tatsächlich geglaubt und war sehr beieindruckt.
Star Trek HD: Das TNG-Ensemble genoss in Hollywood den Ruf, Gastdarsteller mit offenen Armen zu empfangen. Regisseure wurden allerdings während der Proben oft an den Rand des Wahnsinns getrieben. Die Stimmung sei stets sehr ausgelassen gewesen. Wie haben Sie die Atmosphäre empfunden?
Reiner Schöne: Als sehr professionell und entspannt. Rick Kolbe, übrigens auch ein Germane, war ein angenehmer Regisseur, niemand hat ihn zum Wahnsinn getrieben.
Star Trek HD: Sie haben zahlreiche Rollen im amerikanischen Fernsehen gespielt. Was ist Ihnen von Ihrem Auftritt in „Star Trek“ im Gedächtnis geblieben?
Reiner Schöne: Lange Tage. Ich bin nie vor Miitternacht nach Hause gekommen, das Abschminken hat ja auch immer ewig gedauert. Und es war sicher ein Highlight in meiner amerikanischen TV-Arbeit, was das Interesse des Publikums und auch der Medien angeht. Ist eben ne Kultserie.
Star Trek HD: StarTrek-HD Redakteur Christian Bewernick fragt, ob Ihre Rolle in Bully Herbigs „(T)raumschiff Surprise“ Sie eigentlich an Ihr Star Trek Stelldichein hat zurückdenken lassen.
Reiner Schöne: Nicht wirklich, na okay, bisschen wegen der drei Star-Trek-Charaktere … aber keine Parallele zu TNG. Bully ist übrigens einer der angenehmsten Regiemeister, die ich kenne.
Star Trek HD: Lassen Sie uns kurz über Ihren Aufenthalt in Amerika sprechen. Wie sehr haben Sie die zwanzig Jahre in Amerika geprägt? Worin unterscheidet sich die Arbeit an einer amerikanischen
und deutschen TV-Produktion?
Reiner Schöne: Die Amis haben von Hause aus mehr Geld, weil sie ihre Produktionen auf der ganzen Welt verdealen können. Das Budget, das Michael Westmore oder andere Makeup-Großmeister zur Verfügung haben…. davon dreht man hier einen abendfüllenden Spielfilm. Und in den USA gibt’s ein unglaubliches Reservoir an GUTEN DREHBUCHAUTOREN. Die Nazis haben dem deutschen Film und in der Folge noch dem Fernsehen einen unglaublichen Schaden zugefügt. Die jüdischen Autoren und Regisseure sind entweder im KZ ermordet worden … oder nach Amerika gegangen und haben Hollywood entscheidend geprägt. Der jiddische Humor fehlt Deutschland bis heute.. All die geilen Sitcoms und Filmcomedies sind in den USA ohne den Jewish sense of humor nicht denkbar. The Nanny, Dharma & Greg, Harry und Sally sind nur ein paar Beispiele.
Ich hab viel gelernt, es würde den Rahmen des Interviews sprengen. In der eigentlichen Arbeit gibts eigentlich keinen Unterschied. Hier gibts genauso gute Schauspieler wie drüben. Nur, wie gesagt, weniger gute Drehbücher, ergo weniger richtig fette Rollen.
Star Trek HD: Wie in den USA erfreuen sich auch in Deutschland Conventions großer Beliebtheit. Wann dürfen wir Reiner Schöne wieder bei einer deutschen Convention begrüßen?
Reiner Schöne: Anytime, ladet mich ein, und ich beame mich hin.
Star Trek HD: Regisseur und Produzent J.J. Abrams hat „Star Trek“ eine Frischzellenkur verpasst. Der letzte Streifen „Star Trek Into Darkness“ ist bislang der erfolgreichste Teil der Reihe, obwohl er für viel Gesprächsstoff unter den Fans sorgt. Haben Sie den Film gesehen? Wenn ja, wie hat er Ihnen gefallen?
Reiner Schöne: Nee, hab ich leider noch nicht…. zwei Bands, zwei Kinder, einen Hund und zwanzig Projekte… ich komme in letzter Zeit nur noch selten ins Kino.
Star Trek HD: Nehmen wir einmal an, Sie erhalten ein Rollenangebot für den nächsten „Star Trek“-Film. Was für eine Figur würden Sie gerne spielen?
Reiner Schöne: Jede.
Star Trek HD: Vielen Dank für das Interview!
Reiner Schöne ( © Gregor Anthes)
Über Reine Schöne
Reiner Schöne gehört zu den wenigen deutschen Schauspielern, die auch eine erfolgreiche internationale Karriere vorweisen können. Er wirkte in Filmen wie Clint Eastwoods “Im Auftrag des Drachen” (1975) und an der Seite von Karl Urban in “Priest” (2011) mit. Der in Weimar geborene Schauspieler absolvierte darüber hinaus zahlreiche Auftritte in amerikanischen TV-Serien wie “MacGuyver”, “Matlock” und “Babylon 5″. In Star Trek: The Next Generation verkörperte er 1989 in der Folge “Versuchskaninchen” den Außerirdischen Esoqq. Weitere Informationen über Reiner Schöne findet ihr auf seiner offiziellen Website www.reinerschoene.de.
Wer mag, der kann Reiner Schöne auch auf Facebook folgen: facebook.com/reinerschoene
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Eigentlich ganz nett, aber die Behauptung, dass die Nazis der deutschen Filmlandschaft nachhaltig geschadet haben sollen, da in selbiger nun der „jüdische Humor“ fehlt, ist etwas, womit ich nicht recht in einklang komme.
Was liegt dieser Aussage zugrunde?
Jüdischer Humor/ Einfluss ist also „besser“ als der „Übrige“? Oder sagen wir… ergänzend unerlässlich, was Erfolg und Qualität angeht?
Klingt für mich jedenfalls etwas danach.
Die Serien, die in den USA Kult sind, sind es hier auch nicht unbedingt immer. Bzw sie haben hier erst aufgrund ihres Kultes größere Aufmerksamkeit bekommen. Fehlt der „Sense of humor“ somit auch und vorallem dem Publikum?
Ich will die Sache nicht ganz in Abrede stellen aber ganz so einfach ist es meiner Einschätzung nach dennoch nicht.
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