Luftangriffe auf Rees

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Britischer Blindgänger bei Rees (1943)
Generalleutnant Brian Horrocks, Chef des britischen XXX. Corps, am 26. März 1945 mit seinen Feldkommandanten auf dem zerstörten Marktplatz in Rees

Die Luftangriffe auf Rees waren Teil der Luftangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Die Stadt Rees am Niederrhein wurde mehrfach aus der Luft angegriffen.[1][2] Die erste Bombe auf Rees fiel am 10. Mai 1940 und ging am Fährkopf nieder. Am 20. Juli 1944 trafen Bomben eine Metzgerei sowie die Güterabfertigung der Kleinbahn. Dabei starben sechs Menschen. Bei einem Angriff am 11. September 1944 starben erneut sechs Menschen, ebenso, wie bei einem weiteren Luftangriff am 23. November 1944. Am Abend des 23. Oktobers 1944 fielen Bomben am Rand des (alten) Stadtkerns, in der Gegend der Güterabfertigung, des Stadtgartens sowie der Gärtnerei Bust. Eine Frau starb bei diesem Angriff.[3] Neun Menschen verloren bei einem nächtlichen Angriff am 11. Dezember 1944 ihr Leben, als das Altersheim des Krankenhauses getroffen wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 1945 war die Reeser Bevölkerung bereits gewarnt. Täglich gab es Fliegeralarm, und man suchte Schutz in Kellern und Bunkern, da Flugzeugverbände die Stadt überquerten. Mehrere Luftangriffe auf andere niederrheinische Städte waren geschehen,[4] so dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Rees ebenfalls bombardiert wird. Viele Menschen hatten die Stadt bereits verlassen und außerhalb in der Umgebung der Stadt Schutz gesucht. Man schätzt, dass von den 4.900 Einwohnern der Stadt nur etwa 1.600 Menschen nachts in der Stadt blieben. Am 14. Februar 1945 kam es zu einem erneuten Angriff, bei dem neun Menschen getötet wurden.

Zwei Tage danach, am Freitag, dem 16. Februar 1945, wurde Rees um 12:00 Uhr von der britischen Royal Air Force (RAF) so massiv bombardiert, dass 76 % des Stadtgebietes zerstört wurden und 32 Menschen starben. Dieser Tag wird als der „schwärzeste Tag“ in der fast 800-jährigen Reeser Geschichte angesehen.[5]

Dem Zweiten Weltkrieg fielen 465 Tote und 85 Vermisste aus Rees zum Opfer.

Alliierte Bombenangriffe am Niederrhein (Februar 1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bedeutung als Angriffsziel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Angriffe auf Rees dienten der Vorbereitung der Alliierten auf die Rheinüberquerung am Niederrhein (Operation Plunder), die am 23. März 1945 in Wesel, Xanten und Rees stattfand. Zwei Tage später, am 25. März 1945 (Palmsonntag) um 12:00 Uhr, wurde das Zwangsarbeiterlager Rees-Groin befreit und die noch anwesenden deutschen Soldaten gefangen genommen.

Der Luftangriff vom 16. Februar 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei dem Luftangriff auf Rees am Freitag, den 16. Februar 1945 gegen kurz nach 12:00 Uhr starben 32 Menschen.[10] Die Häuser der Stadt wurden zu 76 % zerstört.

In der Bevölkerung herrschte seit Tagen eine gespannte Unruhe. Man wusste, dass ein Angriff auf die Stadt bevorstand. Man wusste auch, dass auf der anderen Rheinseite britische und amerikanische Truppen kämpften und sich darauf vorbereiteten, den Rhein zu überqueren. Augenzeugen sahen gegen Mittag bei Rheinkilometer 838 linksrheinisch ein Bombergeschwader mit Jagdschutz parallel zum Rhein Richtung Osten fliegen. Da täglich Bomberverbände der Alliierten die Stadt überquerten, vermutete man nicht, dass gerade dieser Verband die Stadt angreifen würde. Das Geschwader überquerte den Rhein, drehte um und kam aus Richtung Aspel und Groin die Reichsstraße 8 (heute B 8) auf das Reeser Stadtzentrum zu.

Etwa zehn Minuten vor dem Angriff hatte man am Rathaus mit der Handsirene – es gab im Februar 1945 keinen Strom mehr in der Stadt – Fliegeralarm gegeben. Die Menschen flüchteten in die nächstgelegenen Keller. Spreng- und Brandbomben explodierten in der Dellstraße, der Kapitelstraße, der Rünkelstraße, am Westring, auf dem Kirchplatz. Es war kaum möglich zu löschen, da zu viele Häuser brannten und die Reeser Feuerwehr an dem Tag in Oberhausen eingesetzt war und, auch aufgrund der Bombardierung Wesels, erst abends in Rees eintraf. Die Bevölkerung floh nach diesem Angriff aus der Stadt in die schon übervölkerten Orte der Umgebung.

Bei dem Angriff auf die Stadt wurden das Rathaus, die evangelische und die katholische Kirche sowie die beiden letzten Stadttore, das Rhein- und Krantor, vernichtet. Das Krankenhaus konnte gerettet werden. Am späten Nachmittag wurden die Kranken und Verwundeten in einem langen Zug in ihren fahrbaren Betten über die Reichsstraße 8 in das Kloster Aspel gebracht.

Erinnerung an die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges gibt es im öffentlichen Raum in Rees verschiedene Erinnerungsstätten:

  • Im Reeser Stadtgarten steht ein Mahnmal, das an die Bombardierung am 16. Februar 1945 erinnert. Steinbrocken aus Basalt stellen die zerbombten Kirchtürme von St. Mariä Himmelfahrt stellvertretend in den Mittelpunkt.
  • Am Busbahnhof erinnert ein Mahnmal an die aus Rees kommenden jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft geworden sind. Ebenfalls dort wird der ca. 5.000 Zwangsarbeiter gedacht, vor allem Männer aus den Niederlanden, die von Ende 1944 bis März 1945 in der Reeser Umgebung Verteidigungsstellungen bauen mussten.
  • Auf 34 Stolpersteinen, verteilt im gesamten Stadtgebiet, erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig an die Opfer der NS-Zeit.
  • Am Melatenweg erinnert ein Schaukasten an das Zwangsarbeiterlager Rees-Groin.

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Voß: Erinnerungen an die Zerstörung der Stadt Rees, in: RESSA - Reeser Geschichtsverein: Reeser Geschichtsfreund Nr. 13/2020, Rees 2019, S. 89–99.
  • Martin Willing: 23. März – Beginn der alliierten Großoffensive mit Rheinüberquerung (Kapitel 16), In: Blutiger Winter. Die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Kevelaer 2012. (veröffentlicht im Internet unter blattus.de)
  • Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf, Bernd Wegner: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 6: Der globale Krieg – Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative 1941 bis 1943. Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-06233-1.
  • Helmut Schnatz: Die Zerstörung der deutschen Städte und die Opfer. In: Hessische Landeszentrale für politische Bildung: Der Bombenkrieg und seine Opfer. (Memento vom 6. September 2014 im Internet Archive) (= Polis. Nr. 39). Frankfurt am Main 2004, S. 44. (PDF)
  • Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945. 2. Auflage. Verlag Propyläen, Berlin 2002, ISBN 3-549-07165-5.
  • Ruben Thiel / Johannes Gohl / Kai Kempkes / Benedikt Rösen, Die Lage gegen Kriegsende im Raume Rees. Alltag im Nationalsozialismus. Rees 1983 (107 DIN-A4-Seiten).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. die Chronik der Reeser Geschichte des Geschichtsvereins Ressa ressa.de (Memento vom 11. Juni 2016 im Internet Archive)
  2. siehe auch: Michael Scholten, Kriegsende vor 70 Jahren. "Wie eine riesige Todesfackel", von: rp-online.de, 9. Mai 2015.
  3. Siehe: H. Voß: Erinnerungen an die Zerstörung der Stadt Rees, in: RESSA - Reeser Geschichtsverein: Reeser Geschichtsfreund Nr. 13/2020, Rees 2019, S. 89–99.
  4. Siehe hierzu unten die Liste der Luftangriffe am Niederrhein in der ersten Februarhälfte 1945.
  5. Siehe die Chronik der Stadt Rees: rees-erleben.de
  6. Siehe hierzu vor allem: Martin Willing: Blutiger Krieg. Die letzten Wochen des Weltkrieges.
  7. Siehe hierzu auch: Luftangriffe auf Wesel
  8. Vgl. H. Voß: Erinnerungen an die Zerstörung der Stadt Rees, in: RESSA - Reeser Geschichtsverein: Reeser Geschichtsfreund Nr. 13/2020, Rees 2019, S. 89–99.
  9. Siehe hierzu: Dennis Breuer, Der Widerstand beim Rheinübergang der Alliierten, in: Reeser Geschichtsverein (Hg.), Reeser Geschichtsfreund Nr. 10 / 2017, Rees 2016, S. 16–24.
  10. Vgl. hierzu: rp-online.de