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Wahlen in der Türkei: Rätsel um Erdogans Gesundheitszustand - ZDFheute
Wahlen in der Türkei: Rätsel um Erdogans Gesundheitszustand
Wahlen in Türkei:Rätsel um Erdogans Gesundheitszustand
von Julia Klaus
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Der türkische Präsident Erdogan will wiedergewählt werden. Doch seit er ein Live-Interview unterbrochen und Wahlkampftermine abgesagt hat, gibt es Gerüchte über seine Gesundheit.
Wie steht es um seine Gesundheit? Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (Archivbild)
Quelle: Reuters
Wird der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wiedergewählt? Darüber können auch 1,5 Millionen Türkinnen und Türken in Deutschland mitentscheiden. Gerüchte gibt es derzeit zu seinem Gesundheitszustand. Am Dienstagabend musste er ein Live-Interview im Fernsehen unterbrechen.
ZDF-Korrespondentin Anna Feist beobachtet die Lage in Istanbul und berichtet über den Auftritt:
Nach 15 Minuten kehrte er noch einmal zurück, entschuldigte sich und sagte, er habe einen leichten Infekt, er habe eine leichte Erkältung.
Anna Feist, ZDF-Korrespondentin
Nachdem der türkische Präsident einen wichtigen Wahlkampftermin abgesagt hat, gibt es Gerüchte über gesundheitliche Probleme. Anna Feist berichtet aus Istanbul. 27.04.2023 | 0:55 min
Erdogan sprach von einer "Magen-Darm-Grippe" - er beendete das Interview wenig später und hat seitdem Wahlkampftermine in Präsenz abgesagt.
Der türkische Gesundheitsminister schrieb am Donnerstag auf Twitter, dass er Erdogan am Morgen besucht habe. Und weiter:
Seine Gesundheit ist in Ordnung. Die Auswirkungen seiner Gastroenteritis-Infektion haben abgenommen.
Fahrettin Koca, türkischer Gesundheitsminister
Eine Gastroenteritis ist eine Entzündung der Schleimhäute des Magens und des Dünndarms.
AKW-Einweihung mit Putin nur als Online-Treffen
Am Mittwoch stand eigentlich die Einweihung eines Hochgeschwindigkeitszuges an. Am Donnerstag soll Erdogan zur Eröffnung des ersten türkischen Atomkraftwerks nur online zugegen sein. Bei dem von Russland gebauten AKW wird auch Kreml-Chef Wladimir Putin zugeschaltet werden.
Türkische Staatsbürger können ab heute in Deutschland ihre Stimmen für die türkischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abgeben. Die wichtigsten Daten und Fakten. 27.04.2023 | 0:53 min
ZDF-Korrespondentin Feist sagt dazu:
Seit Tagen tourt der Präsident durchs Land, eröffnet gefühlt jeden Tag ein neues großes Prestigeprojekt - und nun so etwas. Das Kommunikationsministerium bleibt aber dabei: Sie dementieren alle Gerüchte. Dem Präsidenten gehe es gut und er müsse sich nur etwas erholen.
Anna Feist, ZDF-Korrespondentin
Erdogans Sprecher teilte in einer Pressemitteilung am Mittwoch mit: "Wir weisen solche unbegründeten Behauptungen über den Gesundheitszustand von Präsident Erdogan kategorisch zurück." Er warnte vor Desinformationen.
Negative campaigning: Gesundheit als Angriffspunkt
Die Gesundheit oder das Alter von Spitzenkandidaten wird in Wahlkämpfen immer wieder für sogenanntes "negative campaigning" genutzt - auf Deutsch auch "Angriffswahlkampf" genannt. Dies hat zum Ziel, den politischen Gegner zu diskreditieren.
Mitte Mai wählt die Türkei ein neues Parlament und den Präsidenten. Laut Umfragen kann es für Amtsinhaber Erdogan bei dieser Wahl knapp werden. Braucht er Stimmen aus dem Ausland? 27.04.2023 | 1:33 min
Der Politikberater Johannes Hillje, der auch als Wahlkampfmanager der Europäischen Grünen Partei gearbeitet hat, erklärt ZDFheute dazu:
Die körperliche Gesundheit ist insbesondere bei älteren Kandidaten ein sensibler Angriffspunkt. Die Wählenden wissen, dass ein Präsidentenamt eine erhebliche körperliche Belastung bedeutet. Wenn sich Zweifel an Erdogans Gesundheitszustand erhärten sollten, könnte das seinen Wahlerfolg gefährden.
Johannes Hillje, Kommunikationsberater
Laut Hillje könnte Erdogans Umfeld seine gesundheitlichen Probleme unter- und seine Kontrahenten sie übertreiben.
So oder so schadet Erdogan diese Debatte gehörig. Erdogans Interview-Abbruch und seine Auftrittsabsagen stehen für sich und entfalten für ihn eine negative Kraft des Faktischen.
Johannes Hillje, Kommunikationsberater
Am 14. Mai finden in der Türkei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Erdogan strebt eine dritte Amtszeit an. Der türkische Staatschef betreibt einen intensiven Wahlkampf. Teils nahm er an drei oder mehr Veranstaltungen täglich teil. Im Jahr 2011 unterzog er sich einer nach Angaben der Ärzte erfolgreichen Operation an seinem Verdauungssystem.
Seit 20 Jahren ist Recep Tayyip Erdogan an der Macht – bei der Wahl am 14. Mai zeigt sich, ob die Ära endet. ZDFheute live erklärt, wie die Chancen für einen Politikwechsel stehen.