Rebecca Mir im Interview: "Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass auch wir Frauen uns gegenseitig unterstützen" | COSMOPOLITAN
COSMO-Interview

Rebecca Mir im Interview: "Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass auch wir Frauen uns gegenseitig unterstützen"

Im COSMO-Interview übt Rebecca Mir Gesellschaftskritik, spricht über ihren starken Rückhalt und verrät sogar ihre GNTM-Favoritin.

Rebecca Mir im roten Kleid bei den Filmfestspielen in Cannes 2023
Rebecca Mir bei den 76. Filmfestspielen in Cannes 2023 Foto: Getty Images / Marc Piasecki / Kontributor
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Ein unbekanntes Gesicht schaut in die Kamera, als meine Zoom-Verabredung am Video-Call an diesem Samstagmorgen teilnimmt – die Managerin. Das Pad wird weitergereicht und landet nach einigen verwackelten Bildern wohl auf dem Schoss. Vor der Kamera sitzt sie nun in der Mitte eines Hotelzimmers auf einem Stuhl. Bekleidet mit einem Bademantel. Hinter ihr ein Mann, der mit verschiedenen Geräten ihre Haare bearbeitet und immer wieder einige Strähnen der dunklen Haare um seine Finger wickelt. Sie grinst in die Kamera: "Hi" und stellt sich einfach nur mit "Rebecca" vor. Sympathisch!

Auch dieses Jahr traf sich die Crème de la Crème der Film- und Fernsehwelt Ende Mai zu den 76. Filmfestspielen in Cannes. Mit dabei Model und Moderatorin Rebecca Mir. Gemeinsam mit Größen wie Kate Winslet, Eva Longoria, Andie MacDowell und Jane Fonda besuchte sie unter anderen den Lights on Women Award von L'Oréal Paris. Uns gab sie zwischen all den Terminen und Auftritten einen Abend nach der Verleihung ein Interview.

Viel Spaß beim Lesen!

COSMO-Interview mit Rebecca Mir

Erst einmal vorab: Habt ihr euch von gestern erholt? Das sah nach einer wilden Party aus …

Es war richtig schön. Wir hatten einen tollen Abend, waren eine kleine Gruppe und sehr lecker asiatisch essen. Und da war eine tolle Stimmung, guter DJ! Also, es hat richtig viel Spaß gemacht. Aber ich bin dann verhältnismäßig früh auch wieder ins Bett, weil es heute Morgen ja auch mit meinem Sohn direkt früh wieder losgeht.

Ich habe schon deine Story gesehen. Da warst du schon zwei Stunden wach und ich bin gerade erst aus dem Bett gekrochen.

Ja, ich war früher auch Langschläfer. Und seitdem ich einen Sohn habe, ist sechs Uhr morgens Aufstehzeit – der automatische Wecker.

Da kann man es sich nicht mehr aussuchen … Worauf freust du dich in Cannes am meisten?

Ja, Cannes ist natürlich einfach total toll, die ganze Atmosphäre hier. Die Menschen, die man hier trifft. Man sieht viele verschiedene, ganz, ganz tolle Looks und außergewöhnliche Persönlichkeiten. Und es macht sehr viel Spaß, dann auch mit L'Oréal vorher genau zu planen, was ich anziehe und welche Make-up-Looks wir machen. Philip (Sie zeigt auf den Mann, der noch immer hinter ihr her wuselt und gerade eine ihrer Haarsträhne in der Hand hält) bringt sich natürlich auch ein und sagt halt 'das und das ist gerade angesagt'. Ich bin quasi nur eineinhalb Tage hier – und wir machen sechs verschiedene Looks und es geht wirklich von einem Termin zum nächsten. Aber es macht wahnsinnig viel Spaß, also ich finde es total toll!

Klingt aufregend. Gestern wurde der 'Lights on Women'-Award von L'Oréal Paris verliehen. Was denkst du: Wie wichtig sind diese speziell für Frauen und ihrer Arbeit geschaffenen Auszeichnung heute noch?

Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass auch wir Frauen uns gegenseitig unterstützen und dass auch einfach die Arbeit der Frauen honoriert und anerkannt wird. Manchmal gerät das irgendwie doch in Vergessenheit und deshalb finde ich es auch super von l'Oréal, dass man so was immer wieder hervorhebt. Weil es einfach so wichtig ist, dass wir uns – ja, ich kann mich nur wiederholen – gegenseitig unterstützen, dass wir füreinander da sind und uns pushen. Und wir müssen uns halt nicht gegenseitig fertigmachen, das raubt uns Kraft. Wofür? Es bringt uns einfach nur weiter, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und helfen.

Und was denkst du, woran das liegt, dass manche Leute die Arbeit von Menschen noch immer nicht so wirklich schätzen können, ohne das an dem Geschlecht auszumachen?

Woran das liegt? Hmm … An unserer Gesellschaft (lacht)? Gut, das kann man jetzt natürlich so pauschal auch gar nicht sagen, weil es ja immer komplett unterschiedlich, auch vom Menschen abhängig ist. Aber wir sollten uns vielleicht einfach wirklich auf das Positive und das Gute konzentrieren und das halt immer hervorheben. Uns gegenseitig stark machen. Ein offenes Ohr füreinander haben, auch wenn es vielleicht mal nicht so gut läuft oder es einem nicht so gut geht. Und einfach eine unterstützende Kraft sein und nicht versuchen, andere Menschen runterzuziehen, um sich dann besser zu fühlen. Meistens kommt das ja aus Unsicherheit.

Wie ist das in deinem Business, also sowohl beim Modeln als auch in der Moderation? Früher war immer vom Zickenkrieg die Rede. Ist da der Support mittlerweile wirklich gut und so, dass man sich wohlfühlt und einander unterstützt?

Also, ich glaube, es ist einfach auch so, dass man selbst darauf achten muss, mit welchen Menschen man sich umgibt. Ich bin halt so, dass ich versuche, mich nur mit guten und positiven Menschen zu umgeben. Dann ist es ja auch so, dann bekommt man den Support. Man kann sich gegenseitig unterstützen, man freut sich darauf, andere Menschen zu sehen. Und ich glaube, dann kommt alles andere eh von alleine.

Auch in der Mode- und Beauty-Branche scheint so eine Veränderung gerade bezüglich Schönheitsidealen voranzugehen. Glaubst du, dass dies nachhaltig ist oder doch nur ein Trend?

Ich hoffe natürlich nicht, dass es einfach nur ein Trend ist. Weil es ist ja wirklich schön, dass wir Vielfalt haben, dass wir alle unterschiedlich sind. Und es wäre im Endeffekt auch langweilig, wenn wir alle gleich aussehen würden.

Absolut! Wie ist das bei dir? In welchem Setting fühlst du dich am wohlsten und am selbstbewusstesten?

Am wohlsten und selbstbewusstesten? Ich würde sagen, zu Hause, bei meinen Freunden, bei meiner Familie. Da kann man dann auch ganz man selbst sein und entspannt. Aber ich liebe es natürlich auch, unterwegs zu sein, bei der Arbeit Menschen kennenzulernen. Ich glaube, in meinem Leben ist es auch so ein bisschen die Abwechslung, die mich selbstbewusst macht. Das, was mir geboten wird, die Reisen, neue Menschen kennenlernen und aufregende Veranstaltungen. Aber ich bin genauso froh, wenn ich zu Hause entspannt in meinem Pyjama ungeschminkt durchs Haus laufe.

Verständlich! Bei dir stand gerade dein Po im Mittelpunkt von einigen Instagram-Kommentare und, ähm …

Mein Po! … (lacht herzhaft)

… und unter anderen Posts liest man ja auch immer mal wieder Kommentare, dass du mehr essen solltest. Wie gehst du mit solcher Online-Kritik, die sich auf deinem Körper bezieht, um?

Also, ich habe mir da echt ein dickes Fell wachsen lassen und ich komme da mittlerweile echt gut mit klar. Am Anfang war das nicht ganz so einfach, weil ich dann auch teilweise an mir selbst gezweifelt habe und mich gefragt habe 'okay, warum ist das jetzt so? Warum denken die Leute jetzt so über mich?'. Also habe ich den Fehler bei mir gesucht. Aber eigentlich liegt der Fehler ja bei den anderen Menschen, weil sie Kritik an einer Person üben, die sie nicht kennen. Und ich glaube nicht, dass mich jemand auf der Straße ansprechen würde und sagen würde: 'Also dein Look und deinen Hintern und dein Outfit und deine Figur finde ich heute aber mal richtig scheiße!'. Aber zu Hause, im Dunkeln, in seiner Kammer vorm Computer oder Laptop, da traut man sich so was dann eher. Ist natürlich total schade. Aber wie gesagt, ich habe mir ein dickes Felder wachsen lassen und solange es mir zu Hause und mit meinem Freund, meiner Familie gut geht, ist es alles in Ordnung. Ich weiß, dass ich gesund bin und ich fühle mich wohl in meinem Körper. Und ich glaube, das ist das Wichtigste. Aber ich denke halt, ab und zu muss ich auch mal was dazu sagen, weil ich ja auch eine Vorbildfunktion habe. Und ich finde es halt auch nicht in Ordnung. Ja, und da sind wir wieder beim Thema, weil dann halt auch doch viele Kommentare von Frauen kommen.

Aus Neid vermutlich … oder Unsicherheit?

Das kann ich noch nichtmal sagen.

Auf jeden Fall bist du sehr sympathisch mit dem Thema umgegangen und wie du etwas dazu gesagt hast.

Das ist halt mein Hintern. Der ist halt so. Was soll ich machen?

Wie ist das denn beruflich bei dir, wenn dein Körper kritisiert wird? Oder gibt es das gar nicht, weil ohnehin nur die Modelle gebucht werden, die der Kunde gerade shooten will?

Also ich glaube natürlich schon, dass die Kunden generell, wenn sie eine gewisse Vorstellung haben, das buchen, was sie halt haben möchten. Logischerweise. Sie haben die Vorstellung und gehen dann natürlich auch zielstrebig darauf zu. Aber ich kann das natürlich in dem Sinne gar nicht beurteilen. Weil ich ja jetzt nicht klassisch in der Model-WG in New York zu den Castings gegangen bin und so gearbeitet habe. Darum bin ich da, glaube ich, die falsche Ansprechperson. Ich weiß nur tatsächlich, dass ich damals mal zu einer Agentur gegangen bin und die mir gesagt haben, dass meine Oberweite zu groß wäre für Paris und dass ich daher in Paris nicht modeln könnte. Ich glaube aber, dass sich die Modebranche, was das angeht, schon geändert hat und offener und diverser geworden ist. Aber nichtsdestotrotz wird es das sicherlich noch geben. Und ich hoffe aber auch, dass alle Mädchen und junge Frauen, die dann als Model anfangen zu arbeiten, wirklich auch einen guten Background mit ihrer Familie und den Freunden haben. Model ist nämlich nicht nur eine Glamour-Welt, es ist halt auch wirklich ein richtiger, ernst zu nehmender, harter Job. Und das kann die Psyche natürlich auch belasten. Und dann muss man halt wissen, wie man damit umgeht und was man selbst wert ist. 'You're worth it!' Das ist ja wirklich so.

Auf deinem Instagram-Profil sieht man, dass deine natürliche Haarstruktur lockig ist. Vor der Kamera trägst du meistens eher geglättete Haare. Woran liegt das?

Ja, ich liebe meine Locken, und am Strand sind die auch total toll. Aber ich habe halt echt extrem vieles und voluminöses Haar und schweres Haar, und halt eine Krause. Und es ist für Make-up-Artisten oft einfacher, diesen Style dann auch zu bändigen, um flexibler stylen zu können. Trotzdem liebe ich meine natürlichen Haare! Vor allem im Sommer, wenn sie dann offen sind und einfach so ein bisschen Salzwasser drin ist. Das ist schon schön, aber auch sehr aufwendig und sehr zeitintensiv … oder? (Dreht sich um zu Philipp Verheyen, National Make-up Artist für L'Oréal Paris, der kurz aus dem Bild gehuscht ist).

Das ergibt Sinn. Was man bei dir auf Instagram eher weniger bis gar nicht sieht, ist dein Privatleben beziehungsweise deinen Sohn. Hast du das bewusst für dich entschieden, Privates und Berufliches zu trennen?

Bei unserem Sohn haben wir uns auf jeden Fall bewusst dafür entschieden. Es gibt dann doch mal das eine oder andere Schnappschuss-Bild, also zum Muttertag oder zum Geburtstag. Natürlich ist er ein großer Teil von meinem Leben und bestimmt dieses auch. Aber ich versuche schon, die Privatsphäre so gut es geht zu schützen, ihn auch vor der Öffentlichkeit auch zu schützen. Wenn er dann irgendwann mal alt genug ist, kann er ja dann selbst entscheiden, wie er das gerne handhaben würde.

Fast so ähnlich also, wie Heidi das mit Leni gemacht hat. Und damit kommen wir schon zum nächsten Thema: GNTM. Weil du dieses Jahr wieder als Gastjurorin dabei warst – Hast du eine heimliche Favoritin oder eine auch nicht heimliche Favoritin?

Ähm, ja, tolle Mädels sind dabei! Und ich muss sagen, dass ich die Vivien wirklich ganz toll finde. Eine ganz, ganz Hübsche. Und sie fand ich auch in L.A. schon toll vom Walk und Ausdruck her. Ich bin sehr gespannt, wer ins Finale kommt (fängt an zu schmunzeln und erinnert sich vermutlich, dass sie die Infos nicht weitergeben darf). Und ja, wer Germany's Next Topmodel wird … Aber ja, alle … naja, ich darf ja noch gar nicht sagen, wer im Finale ist. Aber auf jeden Fall ganz, ganz tolle Frauen und junge Mädchen sind dabei.

Wir sind gespannt. Wir lieben GNTM. Auf der anderen Seite gibts aber auch Kritik an dem Format. Kannst du das irgendwie nachvollziehen? Du hast ja eine Rundumsicht – von Juroren über Teilnehmerinnen, vielleicht sogar Zuschauerinnen. Wie siehst du die Kritik?

Also, ich finde es auf jeden Fall supertoll, dass Germany's Next Topmodel sich auch weiterentwickelt, dass es auch mit der Zeit geht, dass es Diversity auffasst. Mittlerweile ist ja auch die Altersbegrenzung von 18 bis open-end, von egal, wie klein, wie groß, ob schlank-sportlich oder kurvig … und ich finde, da gehen die schon echt einen großen Schritt und sind teilweise sogar noch der Modebranche einen Schritt voraus.

Gibt es noch irgendwelche Projekte, die bei dir dieses Jahr anstehen und die du mit uns teilen darfst? Worauf wir und deine Fans sich freuen können?

(Rebecca schaut zu ihrer Managerin, die zuvor den Call angenommen hat) Meine Managerin so (imitiert ein Kopfschütteln)

Aber es gibt etwas, worauf DU dich auf jeden Fall schon freust.

Ja, ja, es dauert nicht mehr lang. Es gibt auf jeden Fall ein paar sehr schöne Projekte, neue Sachen, die rauskommen. Wenn wir eh schon so oft beim Thema sind: einfach bei Instagram nachgucken. Ich werde da mehr verraten.

Okay, wir bleiben dran. Weil wir noch einen Moment haben, hättest du Lust auf eine Fragerunde 'Entweder-oder'?

Ja!

Tanzen oder singen?

Tanzen. Singen liegt mir auch, aber tanzen. Das kann ich besser.

Kochen oder Essengehen?

Essen gehen. Ich liebe es, bekocht zu werden, weil ich selbst gar nicht so gut koche, aber eigentlich lieber noch zu Hause … Zu Hause bekocht werden wäre eigentlich die beste Option, aber das passiert leider auch nicht (lacht).

Frühling oder Herbst?

(Überlegt einen Moment) Uh … Herbst, da ist es noch gefühlt ein bisschen wärmer. Ach, ich liebe einfach die Vegetation. Schön, wenn die Blätter noch so gelb-gold sind und rot. Sehr schön!

Und zuletzt: Aachen oder Mannheim?

(Lacht auf und wird leiser beim Antworten) Aachen. Oh, wenn das die Mannheimer lesen. Ohohoh …

Naja Kindheitserinnerung kann keiner schlagen …

Ja!

Liebe Rebecca, vielen Dank für das angenehme, lockere und sympathische Gespräch!

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