Ralf Gustav Dahrendorf wurde am 1. Mai 1929 als Sohn des Genossenschafters und SPD-Reichstagsabgeordneten Gustav Dahrendorf in Hamburg geboren.

Sein Vater war in der Weimarer Republik sozialdemokratischer Politiker, im Dritten Reich engagierte er sich im Umkreis der Widerst�ndler des 20. Juli.

Ralf Dahrendorf war ein deutsch-britischer Sozialwissenschaftler und Professor der Soziologie, Politiker und Publizist. Er galt als wichtigste intellektuelle Stimme des politische Liberalismus in Deutschland und einer der wichtigsten Vertreter einer liberalen Gesellschafts- und Staatstheorie und hat die Entwicklung der deutschen Nachkriegssoziologie ma�geblich gepr�gt. Dahrendorf war ein Vordenker liberaler Gesellschaften und ein leidenschaftlich-liberaler Denker.

Dahrendorf studierte in Hamburg Philosophie und klassische Philologie und promovierte an der dortigen Universit�t sowie an der �London School of Economics�. Anschlie�end lehrte er an verschiedenen deutschen und ausl�ndischen Hochschulen.

Nach dem Krieg schlug der Autor den Pfad der Wissenschaft ein: Mit 28 Jahren war er bereits Professor f�r Soziologie in Hamburg, sp�ter berief man ihn zum Direktor der renommierten London School of Economics. Je gr�ndlicher er die Realit�t analysierte, desto gr��er wurde die Verlockung, diese auch aktiv zu gestalten. Als Staatssekret�r unter Bundesau�enminister Walter Scheel, schlie�lich als EG-Kommissar und dann als Lord im britischen Oberhaus hatte er reichlich Gelegenheit dazu.

Dahrendorf bekleidete in seiner Laufbahn viele wissenschaftliche und politische �mter. Er war Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft f�r Soziologie, Mitglied des Deutschen Bundestages, parlamentarischer Staatssekret�r im Ausw�rtigen Amt, Mitglied der Europ�ischen Kommission und Direktor der London School of Economics and Political Science.

Das Buch �Homo sociologicus� bietet erstmalig eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und Bedeutung der Kategorie sozialen Handelns. Hierf�r setzt Dahrendorf den in angels�chsischen Wissenschaftskreisen bereits gel�ufigen Begriff der �sozialen Rolle� ein.
Als Begleitung auf der Suche nach den Schl�sselbegriffen der Soziologie f�hrt Dahrendorf das Konstrukt des Homo sociologicus ein, anhand dessen er erkl�rt, wie die Gesellschaft den Einzelnen pr�gt, und zeigt die Grenzen dieser Pr�gung auf.

Bekannt wurde Dahrendorf auch durch �ffentliche Diskussionen mit den Protagonisten der 68er-Bewegung wie z.B. Rudi Dutschke.

Dahrendorf trat zuerst in die SPD, und sp�ter in die FDP ein, und wurde 1969 f�r die Liberalen in den Bundestag gew�hlt. In den 1960er Jahren war Ralf Dahrendorf als liberaler Politiker t�tig und �bte ein politisches Mandat aus. 1968 zog Dahrendorf f�r die Liberalen als Abgeordneter in den Landtag von Baden-W�rttemberg ein, doch legte er am 28. Oktober 1969 sein Mandat wieder nieder, als er gleichfalls f�r die Liberalen in den Deutschen Bundestag einzog, den er aber bereits am 25. August 1970 wieder verlie�.

Er amtierte in jener Zeit auch kurzzeitig in der ersten Regierung Brandt als Parlamentarischer Staatssekret�r im Ausw�rtigen Amt, bevor er 1970 als Kommissar f�r Au�enbeziehungen und Au�enhandel in die EG-Kommission Malfatti nach Br�ssel wechselte.

In der �Kommission Ortoli� war er bis zu seinem R�cktritt 1974 f�r Forschung, Wissenschaft und Bildung zust�ndig.

Nach einer kurzen T�tigkeit in der Bundesregierung wechselte er 1970 zur Europ�ischen Kommission nach Br�ssel. 1974 kehrte Dahrendorf in die Wissenschaft zur�ck und leitete bis 1984 die renommierte �London School of Economics�.

Von 1984 bis 1986 lehrte er an der Universit�t Konstanz, und 1986-1987 an der Russell Sage Foundation in New York.

Von 1987 bis 1997 war er Rektor des St. Antony's College in Oxford und von 1991 bis 1997 zudem Prorektor der dortigen Universit�t.

1988 nahm er die britische Staatsb�rgerschaft an. F�r seine Verdienste wurde er von K�nigin Elisabeth II. zun�chst zum Sir (Ritter) und 1993 zu einem "Life Peer als Baron Dahrendorf of Clare Market" in der City of Westminster erhoben.

Ab 1993 geh�rte Lord Ralf Dahrendorf, der inzwischen die Staatsb�rgerschaft seiner Wahlheimat angenommen hat, dem britischen Oberhaus an.

Seit Januar 2005 war er Forschungsprofessor am Wissenschaftszentrum Berlin f�r Sozialforschung.
Ralf Dahrendorf war Mitbegr�nder der Universit�t Konstanz.

Ralf Dahrendorf gilt als einer der einflu�reichsten Publizisten. Als zeitkritischer Intellektueller ver�ffentlichte er viele Publikationen, darunter �ber die Zeit nach 1989 und �ber Europa.

Am Ende seines Lebens begann Dahrendorf, sich um moralischen Grundlagen der parlamentarischen Demokratie zu sorgen und staatsb�rgerliches Pflichtbewusstsein zu fordern. Und noch im Ruhestand beteiligte er sich an der politischen Diskussion.

Zu seinen wichtigsten soziologischen Werken geh�ren "Homo Sociologicus" (1959) und "Gesellschaft und Freiheit" (1961).

Der liberale Weltb�rger und Homo Sociologicus Ralf Dahrendorf starb am 17. Juni 2009 im Alter von 80 Jahren in K�ln nach langer Krankheit.

Mit dem Tod von Ralf Dahrendorf verlor der politische Liberalismus in Deutschland seine wichtigste intellektuelle Stimme.