Rainer Eppelmann

besuchte nach der achten Klasse die Erweiterte Oberschule in Berlin-Weißensee. Er trat in die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft ein. Was er heimlich tat, da es seine Eltern ihm untersagten. Der beabsichtigte Eintritt in die FDJ unterblieb, da es seine Eltern ebenfalls verboten. Wechselte bis zum Mauerbau 1961 auf ein Gymnasium in Berlin-Neukölln.

Er wollte Architektur studieren oder Bundeswehrpilot werden. Aus Furcht, die Grenze in Berlin könnte bald geschlossen werden, wollte er sich einen Westberliner Ausweis besorgen. Was aber misslang. Nach dem Mauerbau arbeitete er zunächst in einem Dachdeckerbetrieb. Lernte Maurer (Rohbaumonteur) 1962-1964 im Wohnungsbaukombinat in Berlin-Lichtenberg. Arbeite als Mauer und Putzer bei der Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) "Bauhütte Berlin". Besuchte kurz die Ingenieurschule für Bauwesen in Berlin-Friedrichshain. Arbeitete danach bei der PGH "Bauhütte Berlin".

Studierte Theologie am der Predigerschule Paulinium in Berlin 1969-1973. Pfarrer in der Samaritergemeinde in Berlin ab Dezember 1975. Während seiner Dienstzeit dort, schloss die Gemeinde mit Gemeinden aus anderen Ländern "Friedensverträge". Er gehörte dem Gesprächskreis "Frieden und Theologie" an.

Verweigerte den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee, da er mit dem DDR-Regime möglichst wenig zu tun haben wollte. Er kam als Bausoldat nach Stralsund und Saßnitz.

In Stralsund traf er auf Jörg Hildebrandt, der sich als Bausoldat geweigert hatte das Gelöbnis abzulegen und dafür acht Monate Knast aufgebrummt bekam. Daraufhin verweigert auch er das Gelöbnis. Was ihm ebenfalls acht Monate einbrachte. Nach seiner Haft leistete er seinen Bausoldatendienst ohne Gelöbnis weiter.

Im Gegensatz zu seiner Familie, seine Mutter hatte einen Ausreiseantrag gestellt, entschied er sich aus Liebe zu seiner späteren Ehefrau in der DDR zu bleiben.

Das Ministerium für Staatssicherheit hatte ein besonders intensives Auge auf Rainer Eppelmann. Seine Wohnung wurde verwanzt. Ulrich Schwarz, Korrespondent des Spiegel, stellte ihm im Dezember 1988 eine Gerät, welches er vom bundesdeutschen Verfassungsschutz bekommen hatte, zum Aufspüren von "Wanzen" zur Verfügung. Auch wurde er von ihm mit dem Nachrichtenmagazin versorgt. Auf Rainer Eppelmanns Bitte besorgte ihm der ARD-Korrespondent Hans-Jürgen Börner ein Wanzensuchgerät. Mit ihm untersuchte er dann im Januar 1989 seine Wohnung und wurde wieder fündig. Bei seiner Suche wurde er von mehren Personen unterstützt. Darunter der IM "Cindy". (1) Rainer Eppelmann wurde seit 1983 abgehört.

In den Akten der Staatssicherheit über ihn konnte er später nachlesen, als er einen Jugendgottesdienst mit elf Leuten vorbereitete, berichteten neun der Staatssicherheit darüber.

Da er einen rasanten Fahrstil pflegte, wurde beim MfS erwogen dies für einen "Unfall" auszunutzen.

Mitherausgeber von "Wendezeit". Mitorganisator der beliebten "Bluesmessen". Gegen ihn wurde der Operative Vorgang "Blues" des MfS eröffnet. Die erste "Bluesmesse" fand am 01.06.1979 statt.

Am 07.07.1981 schrieb er einen Brief, "Es ist fünf Minuten vor zwölf", an Erich Honecker zur Sicherheitspolitik. Der Brief wurde in der BRD-Zeitschrift Stern veröffentlicht. Ende September 1981 führte er zusammen mit Robert Havemann ein Interview. Am 10.10. war in Bonn eine Demonstration gegen die NATO Nachrüstung geplant. Das Interview wurde von ARD, WDR3 und ZDF ausgestrahlt.

Mitinitiator des "Berliner Appells" 1982. Die Kirche weigerte sich den Appell zu verbreiten. Er erschien dann in der Frankfurter Rundschau. Wegen des Appells wurde er am 09.02.1982 festgenommen. Nach Intervention der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg kam er am 12.02. wieder frei. Gleichzeitig wurde sein Handeln von der Kirchenobrichkeit missbilligt. "Ich könnte den Appell heute nicht mehr so formulieren wie damals als Pfarrer. Das hat mit veränderter Einsicht zu tun", sagte er am 28.07.2005 in einem Interview. (2)

Im Juni 1982 sollte er auf der Friedensdemo in Bonn sprechen. Er erhielt aber keine Reisegenehmigung von der DDR-Führung. Treffen mit Bastian, Beckmann, Kelly und Schily (Grüne BRD) 1983. Unterschrieb 1983 einen Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages mit der Bitte gegen die geplante Stationierung von Pershing II und Marschflugkörpern in der Bundesrepublik einzutreten.

Im Januar 1984 wurde er und seine Frau zur Ausreise aus der DDR gedrängt. Was sie aber ablehnten. Sollte er während eines Besuches im kapitalistischen Ausland ausgebürgert werden, wollte er im Kofferraum eines Korrespondenten oder unter Medienaufmerksamkeit über die Mauer zurückklettern.

Unterzeichnete 1985 einen offenen Brief an die Teilnehmer der XII. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Moskau. Im Juni 1985 unterzeichnete er die "Antwort auf den Prager Appell". Teilnehmer des deutsch-deutschen Friedensseminars am 29.09.1985 in der Berliner Samaritergemeinde. Es kam zur Verstimmung, weil ein West-Grüner einen detaillierten Bericht darüber verfasste, obwohl es eine Verständigung gab, alle öffentlichen Äußerungen über das Seminar zu unterlassen. Unterzeichnete ein Brief von Ludwig Mehlhorn an Erich Honecker vom 01.11.1986. Ihn ihm wird um die Einstellung des Verfahrens gegen Reinhard Lampe ersucht. Reinhard Lampe hatte am 13.08.1986 gegen die Berliner Mauer protestiert.

Bei einer Reise in die BRD 1987 traf er namhafte BRD-Politiker. Auch war er dreimaliger Gast des Kanzlerfestes. Ex BRD-Minister Norbert Blüm (CDU) nahm schon 1981 Kontakt zu ihm auf. Teilnehmer an einem Treffen mit CDU/CSU-Politikern in der Berliner Wohnung von Ralf Hirsch 1987. Teilnehmer eines Treffens am selben Tag mit Vertretern einer US-amerikanischen Delegation, von Botschaftsangehörigen und dem Korrespondent der Frankfurter Rundschau in der DDR.

Mit Stephan Bickhardt schrieb er einen Brief vor dem Honeckerbesuch in der Bundesrepublik 1987 an die Fraktionen der Volkskammer und der Bundessynode der Evangelischen Kirchen in der DDR in dem u. a. die Bildung einer Freundschaftsgesellschaft beider deutscher Staaten vorgeschlagen wurde. Ab Dezember 1987 hatte er Kontakt zu einer Gesprächsgruppe der SPD. Wegen seiner Kontakte zu BRD-Politikern trat er auch als Kontaktanbahner zwischen DDR- und BRD-Politikern auf. Gab am 18. August 1989 zusammen mit niedersächsischen FDP-Mitgliedern eine "Gemeinsame Erklärung zum fünfzigsten Jahrestag des Überfalls auf Polen" ab.

Während eines Besuchs in der Bundesrepublik 1987 ließ Rainer Eppelmann es sich nehmen, am Straßenrand zu stehen und zuzusehen wie Erich Honecker durch Trier fuhr.

Rainer Eppelmann wollte in Ostberlin die SPD neu gründen, die nach dem Mauerbau 1961 von der SPD aufgelöst wurde. Die Idee brachte er bei einem Westbesuch 1987 ins Spiel. Die SPD lehnte aber ab. Er schloss sich aber später der Initiative zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei in der DDR nicht an. Er vervielfältigte den Aufruf zur Gründung einer Sozialdemokratischen Partei in der DDR auf Martin Gutzeits Wunsch. Die 100 Exemplare übergab er ihm am 01.09.1989. (3) Manfred Stolpe verhalf der Samaritergemeinde auf Bitten Rainer Eppelmanns zu einer Druckmaschine. (4)

Anlässlich des 40. Jahrestages der UNO-Menschrechtserklärung unterschrieb er am 08.12.1988 eine Erklärung, in u. a. der die Verwirklichung der Menschenrechte in der DDR gefordert wird. Deswegen wurden gegen ihn mit § 220 StGB "Öffentliche Herabwürdigung", gedroht.

Er erstattete Anzeige wegen Wahlfälschung nach der Kommunalwahl im Mai 1989. Er wurde von der Staatsanwaltschaft vorgeladen und ihm wurde mit strafrechtlicher Verfolgung gedroht. Schon zur Volkskammerwahl im Mai 1987 hatte er an Wahlüberprüfungen teilgenommen.
Link zum Schreiben Eppelamnns zur Kommunalwahl an die Nationale Front

Nach einer Aussage von Ralf Hirsch war Rainer Eppelmann über die Gründung des Neuen Forum verärgert. Angeblich habe er und Bärbel Bohley verabredet sie machen was gemeinsam. (5)

In einem Interview im August 1989 äußerte er die Befürchtung, dass die Ausreisewelle aus der DDR ein Aderlass werden kann, an dem wir kaputtgehen. (6) Am 9. Oktober 1989 unterschrieb er einen Aufruf "Vier dringende Bitten" in dem zur Besonnenheit aufgerufen wurde. Von ungenehmigten Demonstrationen sollte abgesehen werden, um die politisch Verantwortlichen nicht unter Druck zu setzen. (7) Alle Protestaktionen für zwei Wochen auszusetzen und eine Denkpause einzulegen, dafür plädierte er im Sender RIAS. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 09.10.1989 begrüßte er den Dialog zwischen dem Dresdner Oberbürgermeister und der Gruppe der 20.

Im Juni 1989 Mitglied des Initiativkreises zur Gründung des DA. Er nannte es später eine schmerzhafte Überraschung, dass er am 29.10. nicht zum Vorsitzenden des DA gewählt wurde. Da er der geistige Vater des DA gewesen sei. (8)

Zeitweise Vertreter des DA am Zentralen Runden Tisch. Mitglied in Vorstand des DA. Nach Wolfgangs Schnurs Ausschluss aus dem DA, übernahm er dessen Rolle als Vorsitzender. Die Wahl Schnurs zum DA-Vorsitzenden nannte er später einen der letzten Erfolge der Stasi. (9) Für Rainer Eppelmann war die Enttarnung Wolfgang Schnurs besonders schmerzlich, da er mit ihm befreundet war.

Nach seiner Erfahrung mit den Stasivorwürfen gegen Wolfgang Schnur, er hatte sie zunächst zurückgewiesen, wiederholte er die Prozedur nachdem Stasivorwürfe gegen Ibrahim Böhme laut wurden.

Im November 1989 sprach sich Rainer Eppelmann für eine Zusammenarbeit zwischen den Oppositionsgruppen und einer "veränderten SED" aus. Ordner bei der Demo am 04.11.1989 in Berlin. Die Art und Weise wie die Grenzöffnung am 09.11.189 geschah war nach seiner Meinung verantwortungslos.

Er überlegte im Herbst 1989, ob er den Aufruf "Für unser Land" unterschreiben sollte. Nahm dann aber davon Abstand. In einem Interview sagte er später, wenn er vor der Veröffentlichung gefragt worden wäre, hätte er womöglich ja gesagt. (10)

Anfang Dezember 1989 forderte er den Rücktritt der Regierung Modrow und eine Regierung aller Parteien und neuer Gruppen. Gast auf dem "kleinen Parteitag" der West CDU am 11.12.1989 in Berlin.

Im Dezember 1989 unterzeichnete er den "Appell der 89".

Im Januar 1990 sagte Rainer Eppelmann in einer Fernsehsendung, die CDU solle sich doch nicht wie eine unschuldige Jungfrau gebärden, die vergewaltigt worden wäre, in Wirklichkeit sei sie ein schlampiges Mädchen gewesen, das nur allzu willig in das "warme Bett" der SED gekrochen sei. (11) Woraufhin in der CDU-Zeitung Neue Zeit durch drei Zeitzeugen und ihre politische Arbeit nachzuweisen versucht werden sollte, das "warme Bett" hätte es für CDU-Mitglieder nicht gegeben.

Der Artikel in der Neuen Zeit endet dann auch: "Diesen drei Zeitzeugen ließen sich mühelos viele andere mit analogen Erfahrungen zur Seite stellen. Könnten sie alle sich öffentlich artikulieren und gegen Eppelmanns Unterstellung verteidigen, so würde noch deutlicher: Wer gerecht urteilen will, muss unterscheiden zwischen einem Mann wie Götting, der sich bedenkenlos anpasste und in offenbar krimineller Weise zum Nutznießer seines Systems wurde, wofür er sich vor Gericht zu verantworten hat, und der großen Zahl von CDU-Mitgliedern die an der Basis opponierten, einen erheblichen Teil ihrer Freizeit, ihrer Lebenskraft und Erfahrung gaben, und persönliche Interessen samt Familie oft über lange Jahre hinten anstellten, weil sie als Christen ihren Mitmenschen in der Gesellschaft dienen wollten und nachweislich gedient haben. Jenes 'warme Bett', von dem Pfarrer Eppelmann verleumderisch sprach sie haben es nie gehabt!" (12)

Rainer Eppelmann war in der Regierung Modrow Minister ohne Geschäftsbereich. In einem Interview im März 1990 sagte er: "Es war in gewisser Weise eine vergnügliche Tätigkeit". Als Grund nannte er Hans Modrow und die anderen "alten" Minister. Er nannte Modrow eine Person, die er sehr schätze. (13)

Delegationsmitglied beim Besuch der Regierung Modrow bei Bundeskanzler Kohl in Bonn am 13./14. Februar 1990. Den Termin nutzte er, um bei seinem Duzfreund Norbert Blüm 30 Million für das DDR-Gesundheitssystem loszueisen. Bei den Gesprächen in Bonn meinte er, die Entwicklung brauche mehr Zeit. Die Menschen in der DDR müssten die Chance haben, ein Stück Identität einzubringen in das gemeinsame Deutschland. Er forderte ein ungebundenen Finanzkredit von 5 Mrd. DM.

Mitglied der DDR-Regierungsdelegation am 06.03.1990 in Moskau.

In einer möglichen gemeinsamen Kommission für die Währungsunion war er von Seitens der Modrow-Regierung als Mitglied vorgesehen.

1990 besuchte er Erich Honecker in Lobetal bei Berlin. Am 15.02.1990 verlas er im DDR-Fernsehen eine Erklärung von Erich Honecker.

Im Bonner Kanzleramt, als nach der Volkskammerwahl der DDR-Ministerpräsident ausgeguckt wurde, brachte er Manfred Stolpe für diesen Posten ins Gespräch. Markus Meckel habe ihm während der Regierungsbildung klarzumachen versucht, Lothar de Maizière sei als Regierungschef nicht geeignet. Er, Rainer Eppelmann, solle das Amt übernehmen, berichtete er später. (14)

In der Regierung de Maizière war Rainer Eppelmann Minister für Abrüstung und Verteidigung. Er meinte, später hätte er erfahren, er sei Wunschkandidat der Armeespitze gewesen. (15)

Nach einer Aussage von Lothar de Maizière beschwerte sich Rainer Eppelmann bei Bundeskanzler Helmut Kohl darüber, dass ihm als amtierender Vorsitzender des Demokratischen Aufbruch kein Ministeramt angeboten worden sei. Kohl habe ihn darauf angerufen. Worauf er Rainer Eppelmann das Verteidigungsministerium anbot. Zu seinem Erstaunen zeigte der sich nicht abgeneigt, bat aber um Bedenkzeit. (16) Berater im Ministerium für Abrüstung und Verteidigung wird vom 01.07. bis 02.10.1990 Egon Bahr.

Bei vielen seiner ehemaligen Mitstreitern kam die Übernahme dieses Ministeramtes nicht gut an. Sein ältester Sohn sprühte an das Haus, in der er wohnte, "Eppelmann treibt uns in die NATO".

Nach seinen Angaben desertierten durchschnittlich 34 Personen bei der NVA pro Tag. (17) Die Staatssicherheit registrierte im Zeitraum 01.01.-20.09.1989 Fahnenflüchtige aus NVA und Grenztruppen von 342. (18) Als Ort der ersten Begegnung mit seinem bundesdeutschen Amtskollegen, Gerhard Stoltenberg, schlug er Torgau an der Elbe vor. Stoltenberg lehnte aber ab. Auch sein Vorschlag gemeinsame Reisen nach Moskau, London, Paris, Prag und Warschau durchzuführen stießen auf keine Gegenliebe.

Nach der Übernahme des Ministerpostens meinte er: Wehrpflicht sei nunmehr auch ein Stück Demokratie. (19) Nach einer Erinnerung von Hans-Jochen Tschiche, erschien er in Begleitung von Generälen im Finanzausschuss der Volkskammer und sagte wiederholt: "Ich und meine Männer." (20) Als er von der bevorstehenden Veröffentlichung eines angeblichen Briefes von NVA-Obersten, am 23.04.1990 in der Jungen Welt, an den Bundesverteidigungsminister Stoltenberg erfuhr, indem die Auflösung der NVA und die Stationierung der Bundeswehr auf dem Gebiet der DDR gebeten wurde, versuchte er die Junge Welt zu bitten von der Veröffentlichung des Briefes abzusehen. Ihm gelang es aber nicht Kontakt zur Jungen Welt herzustellen. (21)

In seine Amtszeit fiel die Vernichtung der NVA-Spionageakten. Erst in einem geeinten Europa könne es eine gemeinsame deutsche Armee geben, meinte er 1990. Und, Deutschland solle eine Mitgliedschaft in der NATO und im Warschauer Vertrag anstreben. Folglich sollte es auch gemischte Truppen aus beiden Pakten geben. Auf der Kommandeurstagung am 02.05.1990 sprach er sich für einen Erhalt einer Volksarmee im Interesse der äußeren Sicherheit auf dem Territorium der DDR aus, obwohl die Einsicht, in Europa sei ein Krieg nicht verantwortbar und gewinnbar, einhellig geteilt werde. Und auf dem ehemaligen DDR-Territorium gebe es nach der Vereinigung eine Armee, die keinem Militärbündnis angehöre. (22)

Am 01.06.1990 berichtete die Zeitung "Neue Zeit": "Der Minister wiederholte deshalb seinen Vorschlag von Moskau und Warschau, Deutschland politisch in die NATO zu integrieren, auf dem jetzigen Territorium der DDR aber eigene Streitkräfte mit einem eigenen Oberbefehlshaber zu belassen. So würden die heutigen Machtgrenzen nicht verschoben. Eppelmann bestätigte, dass die UdSSR und Polen diesem Modell gegenüber ihm Verhandlungsbereitschaft angedeutet haben."

Am 26.06.1990 berichtete die "Neue Zeit": "Auf einer Tagung in der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik plädierte Eppelmann für einen eigenen Führungsstab und einen eigenen Oberbefehlshaber für die Truppen auf dem heutigen Gebiet der DDR, die den Parlamenten der fünf Länder rechenschaftspflichtig sein sollten."

In der Berliner Zeitung ist am 26.06.1990 zu lesen: "Eppelmann relativierte seinen bislang geäußerten Standpunkt, wonach es in einem vereinigten Deutschland zwei Armeen geben müsse. Auch er sei letztlich für nur eine deutsche Armee und pflichte dem Grundsatz von Bundesverteidigungsminister Stoltenberg - ein Volk, eine Regierung und eine Armee - bei. Nur könne sich der BRD-Minister den Zeitraum bis zur Verwirklichung kürzer vorstellen als er."

Am 24.09.1990 musste er dem Oberkommandierenden des Warschauer Vertrages die Austrittsurkunde der DDR übergeben. Nach seiner Aussage sei der Sowjetunion alle Geheimunterlagen und die Codes für die Luftverteidigung unkopiert und kostenlos zurückgegeben worden. Verträge über Waffenverkäufe konnten nur nach Zustimmung der BRD-Regierung Rechtskraft erlangen.

Während er die Abrüstung der Nationalen Volksarmee vorantrieb, rüstete er persönlich auf. Er legte sich eine Pistole zu. Die kleinste Walther, damit er auch ohne Personenschutz mit seiner Frau im Wald Pilze suchen kann, verriet er. (23) Auch beim Großen Zapfenstreich der Bundeswehr war er schon mal zu sehen. Während seiner Ministerzeit wagte er eine Prognose bis wann es zur deutschen Einheit kommen werde und nannte den 01.12.1992. Er stimmte am 23.08.1990 für den Beitritt der DDR zur BRD nach Grundgesetz Artikel 23Artikel 23 des Grundgesetzes.

Nach seinen Angaben wollte Lothar de Maizière nach der letzten Sitzung der Volkskammer zurücktreten. Grund seien, obwohl die Regierung sich aufreibe, gibt es immer nur Stasivorwürfe. Peter-Michael Diestel soll ihn dabei unterstützt haben, so Eppelmann. Es bedurfte einiger Anstrengungen des Beraters aus Bonn und ihm, um die Katastrophe abzuwenden, meinte er später. (24)

Mitglied der CDU seit September 1990. Abgeordneter im Bundestag 1990-2005. Während dieser Zeit gehörte er der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe an. Abgeordneter in einem gesamtdeutschen Parlament zu sein, sei ein Jugendtraum gewesen, bekannte er später. Nahm am International Prayer Breakfast teil. 1991 wurde er zum Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Familie und Senioren gewählt. Mitglied im Bundestagsausschuss für Menschenrechte und im Ausschuss für Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Stimmte 1993 für die Änderung des Asylrechtsparagrafen.

Von Oktober 1995 bis April 2000 gehörte er dem CDU-Präsidium an. Ende 1999 wurde versucht ihn als CDU-Kreisvorsitzenden in Märkisch-Oderland zu kippen. Was er gerade noch verhindern konnte. Kreisvorsitzender bis November 2001. Im Landesvorstand der Brandenburger CDU bis 2001. Von März 1994 bis Juni 2001 war Rainer Eppelmann Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Danach dessen Ehrenvorsitzender. Nach seinen Angaben sagte Helmut Kohl zu im, er erwarte vom ihm, dass er zuerst als CDU-Mitglied und dann erst als CDA-Mitglied Entscheidungen zu treffen. (25) Was er dann auch bei der Frage der Senkung der Lohnnebenkosten tat. Weswegen er als Verräter beschimpft wurde. Mitglied in der Seniorenunion.

In einem Interview am 02.10.1993 sagte er: "Im Wirtschaftsbereich haben Seilschaften Ost-Ost, Ost-West, Deutsch-Russisch, Deutsch-Mafia unserem Gemeinwesen einen Schaden bis zur dreistelligen Milliardensumme zugefügt." (26)

1994 wandte er sich gegen die Forderung Bilder von Kommunisten aus der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin zu entfernen. Unterschrieb die Erklärung "Herr Gysi - es reicht", 1994. Vorsitzender der 1. und 2. Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Vorsitzender in der 1998 gegründeten Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Er unterschrieb die "Berliner Antwort" auf die "Erfurter Erklärung" 1997, in der eine soziale Politik gefordert wurde.

1999 meinte er: "In manchen Punkten haben die Genossen aus dem Mielke-Imperium zu ihrer Zeit sehr viel klarer gesehen als wir selber oder auch die klugen Zeithistoriker und Journalisten im Westen oder auch unsere Kirchenleitungen, wie es um die Bürgerbewegten in der DDR stand." (27)

Im Januar 2005 unterzeichnete er einen Brief an Außenminister Fischer mit der Forderung, weiterhin kubanische Oppositionspolitiker in die deutsche Botschaft in Havanna einzuladen. Im selben Jahr wurde ihm seine zukünftige Rente wegen "Systemnähe" gekürzt. Grund ist sein Ministerposten 1990 in der Regierung Modrow. Im August 2006 Mitglied im Schattenkabinett des CDU-Kandidaten Friedbert Pflüger für die Wahl des Abgeordnetenhauses in Berlin. Als eine zentrale Lehre aus seinem Leben nannte er die Verweigerung des Wehrdienstes in jeder Armee der Welt. Er versteht sich selbst als Pazifist. (28) Der SPD wirft er vor mit den Kundgebungen mit BRD-Politikerpromis in der DDR begonnen zu haben, so dass andere Parteien nachziehen mussten. (29)

Vor der EKD meinte er im September 1994, das Gebiet der früheren DDR sei wieder zum Missionsland geworden. (30) In einem Interview im August 2006 sagte er: "Ich verstehe den lieben Gott auch als Herrn der Geschichte nur so, dass er uns als Werkzeuge braucht. Wenn wir gehorsam sind, dann könnte da vielleicht auch etwas Gurtes daraus werden." (31) Ohne Karol Wojtyla, der sich als Papst Johannes Paul II. nannte, wären die politischen Umwälzungen im östlichen Europa gar nicht angestoßen worden, meinte er 2007. (32) Bei der Audienz bei Papst in Rom im Juni 2002 überreichte er ihm den ersten Band der Materialien der 2. Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Michail Gorbatschow überreichte er im März 1990 bei einem Besuch in Moskau eine brennende Kerze mit der Aufschrift "Spassibo" (auf deutsch Danke). Er unterstütze ein Verbot von DDR-Symbolen, äußerte er im Juni 2013. Aus seiner Sicht hatte das DDR-System "faschistoide Tendenzen". (33) Er unterschrieb eine Gemeinsame Erklärung zu Chemnitz vom 05.09.2018.

Er unterschrieb die Offene Erklärung vom 18.08.2019 "Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf", durch die AfD.

Eine Grußadresse an die Demonstranten in Belarus unterschrieb er im September 2020.

Rückblickend meinte er: "In unseren Diskussionen spielte die Vorstellung einer deutschen Einheit damals keine Rolle. Wir wollten eine andere DDR schaffen. Die weltpolitische Konstellation und die Lage in Europa schlossen jede andere Überlegung aus. Wir hatten uns mit der Teilung nicht nur abgefunden, sondern akzeptierten sie auch als letzte Sühne für die Verbrechen Hitlerdeutschlands. Wir im Osten mussten eben mehr von dieser Last tragen.

Wir träumten von einem dritten Weg, von einem Reformsozialismus mit allen demokratischen Freiheiten. Die Namen, die wir unseren Organisationen und Parteien gaben, hatten im Westen keine Vorbilder: Neues Forum, Demokratischer Aufbruch, Demokratie jetzt, Initiative für Frieden und Menschenrechte, Deutsche Forumpartei - in diesen und anderen Benennungen drückte sich unser Wille aus, eine eigene politische Kultur zu schaffen: weder Diktatur noch Konsumgesellschaft. Aus dem Rahmen fiel nur die SDP, die lediglich zwei Buchstaben vertauschte, bis sie nach einigem Hin und Her durch die Bonner 'Baracke' anerkannt wurde." (34)

"Es gab damals kaum einen Oppositionellen, der nicht für einen so oder so gearteten Sozialismus eintrat." (35)

„Das war mein Bemühen: In dieser DDR etwas zu verändern. Ich wollte sie offener, bunter, menschlicher, effizienter machen. An ihre Abschaffung habe ich nicht gedacht." (36)

Wenn er nur eine Person bestimmen dürfte, die große Schuld auf sich geladen hat und vor Gericht gestellt werden soll, so würde er Margot Honecker nennen. Alle früheren Bürger der DDR seien dem menschenunwürdigen Bildungssystem der DDR ausgesetzt gewesen. (37)

Er und andere oppositionelle Pfarrer seien Schachfiguren im "Spiel" zwischen Kirche und Staat gewesen, äußerte er später. Dass es kaum Friedens- und Menschenrechtskreise in katholischen Gemeinden gab, führte er auf das Verhältnis der katholischen Kirche zum Staat und den totalitären Strukturen in der katholischen Kirche zurück. (38)

"Atheistisch an Gott glauben", von Dorothee Sölle, sei für ihn zum Programm geworden. Ich konnte mein Studium nur unter dieser Prämisse zu Ende bringen, schrieb er später. (39)

Ehrhart Neubert sagte im November 2008 auf einer Podiumsdiskussion: "Rainer hat versucht, noch auf das Schiff des 'Neuen Forum' zu gelangen oder in das Schiff, wie die 'Grünen' auch. Und Reinhard Schult ergänzt: "Als 'Grüne Liste im Neuen Forum' hat er Unterschriften gesammelt. (40)

"Für die Bürgerbewegungen waren und blieben wir 'Blockflöten', wurden bestenfalls (oder in deren Augen - schlimmer noch) 'Wendehälse', die den Anschluss nicht verpassen wollten. Wir wiederum empfanden die penetrante Selbstgerechtigkeit eines Schnur und eines Eppelmann und auch die Wohlgefälligkeit, mit der sich Bärbel Bohley und Wolfgang Templin als die Mütter und Väter der Revolution feiern ließen, als unerträglich." (41)

Mitglied im Beirat der Stasiunterlagenbehörde. Engagiert sich in der Hilfsorganisation Care. Er spielte 1990 in der Fußballauswahl der Volkskammer gegen den FC Bundestag.

Im wurde am 02.10.2019 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

(1) Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland, Kiepenheuer & Witsch 1993, S. 309ff
(2) Die Zeit, 28.07.2005
(3) Martin Gutzeit und Stephan Hilsberg in: Kuhrt, Eberhard u.a. (Hrsg.): Opposition in der DDR von den 70er Jahren bis zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft, Am Ende des Sozialismus (3), S. 625
(4) Rainer Eppelmann a.a.O. S. 125
(5) Irena Kukutz: Chronik der Bürgerbewegung NEUES FORUM 1989-1990, BasisDruck 2009, S. 63
(6) Kasten Timmer: Vom Aufbruch zum Umbruch, Die Bürgerbewegung in der DDR 1989, Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 2000, S. 103
(7) Marianne Birthler: Halbes Land, Ganzes Land, Ganzes Leben, Erinnerungen, Hanser Verlag Berlin 2014, S. 162f
(8) Rainer Eppelmann in "Chronik der Wende", 30.10.1989, Sendung des ORB 1994
(9) Eppelmann, Rainer: Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier, Hänssler Verlag 2007, S. 185
(10) Borchert, Konstanze; Steinke, Volker; Wuttke, Carola (Hrsg.): Für unser Land, Eine Aufrufaktion im letzten Jahr der DDR, IKO-Verlag 1994, S. 188ff
(11) Neue Zeit, 20.01.1990
(12) ebenda
(13) Rainer Eppelmann: Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier, S. 193
(14) Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland, S. 386
(15) ebenda S. 387
(16) Lothar de Maizière: Ich will, dass meine Kinder nicht mehr Lügen müssen, Meine Geschichte zur deutschen Einheit, Verlag Herder GmbH 2010, S. 153f
(17) Rainer Eppelmann: Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier, S. 217
(18) Jochen Staadt in Der Tagesspiegel, 04.10.2014
(19) Für Dich 28/90
(20) Hans-Jochen Tschiche: Nun machen Sie man, Pastorche! Mitteldeutscher Verlag 1999, S. 171f
(21) Neues Deutschland, 24.04.1990
(22) Rainer Eppelmann: Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier, S. 216f
(23) BZ am Abend, 02.06.1990
(24) Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland, S. 413
(25) Rainer Eppelmannr: Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier, S. 272
(26) Thüringer Allgemeine, 02.10.1993
(27) Rainer Eppelmann in: Am Ende des realen Sozialismus (3), Eberhard Kuhrt u.a. (Hrsg.), Kapitel I.
(28) Rainer Eppelmann: Gottes doppelte Spur. Vom Staatsfeind zum Parlamentarier, S. 32f
(29) ebenda S. 189
(30) ebenda S. 259
(31) ebenda S. 339
(32) ebenda S. 308
(33) Berliner Zeitung, 01./02.06.2013
(34) Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland, S. 334
(35) ebenda S. 336
(36) 17. Bautzener Forum, 04./05.05.2006
(37) Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland, S. 375
(38) Rainer Eppelmann in Brummer, Arnd (Hg.): Vom Gebet zur Demo, 1989 - Die Friedliche Revolution begann in den Kirchen, edition chrismon 2009, S. 11f
(39) Rainer Eppelmann: Fremd im eigenen Land. Mein Leben im anderen Deutschland, S. 101
(40) Martin Gutzeit, Helge Heidemayer, Bettina Tüffers (Hg.): Opposition und SED in der Friedlichen Revolution. Organisationsgeschichte der alten und neuen politischen Gruppen 1989/90, Berlin 2011, S. 64
(41) Manfred Gerlach: Mitverantwortlich. Als Liberaler im SED-Staat. Morgenbuch Verlag Berlin, 1. Auflage 1991, S. 332

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