Der rumänische Pianist Radu Lupu: Ein "Sensibilissimus" | Klassik entdecken | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk

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Der rumänische Pianist Radu Lupu Ein "Sensibilissimus"

Galati, 30. November 1945. Der Pianist Radu Lupu wird geboren. Er war kein Tastenlöwe, sein Repertoire war eher schmal und gesprochen hat er kaum. Nichtsdestoweniger zählt er in seiner Eigenwilligkeit zu den faszinierendsten Musikern des 20. Jahrhunderts.

Der Pianist Radu Lupu | Bildquelle: picture alliance / Fred Toulet/Leemage

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Was für ein Anschlag! Und was für ein falsches Wort dafür. Denn Radu Lupu schlug die Töne nicht an, er lockte sie aus der Dunkelheit wie einen Schwarm Glühwürmchen. Kein Wunder, dass er schnell den Spitznamen "Sensibilissimus" weghatte.

Lupu hatte berühmte Lehrer

Geboren wurde Lupu in Galati, weit im Osten Rumäniens, nahe des Donaudeltas. Die Eltern sind Akademiker. Er will Komponist werden. Sein erstes Konzert bestreitet er noch ausschließlich mit eigenen Werken. 12 Jahre alt ist er da. Mit 14 geht es dann auf nach Bukarest zu Florica Musicescu, Lehrerin eines gewissen Dinu Lipatti. Und nur zwei Jahre später nach Moskau, wo ihn der legendäre Klavierpädagoge Heinrich Neuhaus unter seine Fittiche nimmt. Wie vor ihm schon die russischen Klaviergroßmeister Emil Gilels oder Swjatoslaw Richter – Namen, die gewissermaßen dynastisches Flair atmen, die an die verzweigten Stammbäume von Königshäusern erinnern: europäischer Pianistenadel. Ein Kreis von Unverwechselbaren, zu denen bald auch der Klavierspieler Radu Lupu gehört. Allerspätestens mit dem Gewinn des Klavierwettbewerbs in Leeds im Jahr 1969.

Er sprach wenig

Lupu war ein so eigenwilliger wie leiser Spieler. Gesprochen hat er kaum. Interviews mit ihm sind ziemlich rar. Wenn man sucht, findet man eher Aussagen dritter. Gelegentlich ein indirektes Zitat. Er, Lupu, könne nur Komponisten spielen, die auch zu ihm passten. Entsprechend klein war sein Repertoire: Mozart ist dabei, Beethoven natürlich, Schubert und Schumann und nicht zuletzt: Johannes Brahms. Mit dem alten Brahms hat ihn auch der Dirigent Ivan Fischer mal verglichen. Der Rauschebart, klar. Aber Fischer ging es um Grundsätzlicheres, um die Haltung: Die Versunkenheit, die Lupu beim Spielen ausgestrahlt hat. Wenn sich er sich setzte, wurde der Klavier- zum Lehnstuhl.

Falsche Töne? Kein großes Drama!

Eher zurückgelehnt war Lupu auch, wenn es um falsche Töne ging. Kein großes Drama für den Altmeister. Er "tatzt", hat die Süddeutsche mal über ihn geschrieben. Schönes Wort. Das Samtige steckt genauso drin wie eine gewisse Nachlässigkeit, ein Hang zum Ungefähren, den er vor allem in seinen letzten Lebensjahren kultiviert hat. Recht hatte er: Töne sind kleine Erbsen.

Radu Lupu spielt Brahms

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Radu Lupu - Brahms Piano Concerto No.1 in D minor / Jukka-Pekka Saraste, FRSO (Video 1996) | Bildquelle: Anson Yeung (via YouTube)

Radu Lupu - Brahms Piano Concerto No.1 in D minor / Jukka-Pekka Saraste, FRSO (Video 1996)

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Sendung: "Allegro" am 30. November 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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