Marine Le Pen: Vater, Ehemänner, Partei, Privatleben
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Marine Le Pen: Alle Infos zur Anführerin der französischen Rechtsaußen

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Marine Le Pen
Marine Le Pen hat ihre Partei, den Rassemblement National, in Frankreichs Politik etabliert. (Archivbild) © Aurelien Morissard / IMAGO

Marine Le Pen ist das Gesicht der französischen Rechtsaußen. Mit ihrer Partei Rassemblement National kann sie Erfolge feiern und prägt damit die Politik Frankreichs.

Paris – Die am 5. August 1968 in Neuilly-sur-Seine geborene Marine Le Pen ist die Tochter von Pierrette Lalanne und Jean-Marie Le Pen, der 1972 die rechtsextreme Partei Front National (FN) gründete. Bis zum 16. Januar 2011 hatte er das Amt des Vorsitzenden inne, bis er es an seine Tochter abgab und selbst – aufgrund der Verharmlosung der nationalsozialistischen Gaskammern – aus der Partei ausgeschlossen wurde.

NameMarine Le Pen
Geboren5. August 1968 in Neuilly-sur-Seine
ElternJean-Marie Le Pen und Pierrette Lalanne
StudiumRechtswissenschaft

2022 führte die Rechtspopulistin Marine Le Pen ihren dritten Präsidentschaftswahlkampf. 2017 schaffte sie es in die Stichwahl gegen Emmanuel Macron und erreichte 34 Prozent der Stimmen – mehr als ihr Vater Jean-Marie Le Pen, der Gründer des Front National, je erreicht hat. Bei der Wahl zum Staatspräsidenten Frankreichs 2022 galt sie als eine der schärfsten Widersacherinnen des Amtsinhabers Emmanuel Macron, scheiterte jedoch erneut in der Stichwahl.

Marine Le Pen – ihre Karriere

Nach dem Abitur am Lycèe Florent Schmitt in Saint Cloud studierte Marine Le Pen bis 1990 Rechtswissenschaften in Paris und legte ein Jahr später auch die Prüfung im Strafrecht ab. 1992 bekam sie die Anwaltszulassung und arbeitete bis 1998 als Rechtsanwältin in Paris. In der Anfangszeit ihrer Berufstätigkeit vertrat sie als Pflichtanwältin häufig illegale Immigranten. Ihr weiterer Berufsweg:

  • 1986 wurde Marine Le Pen Front National-Mitglied und stieg seitdem ständig in der Parteihierarchie auf.
  • Ab 1998 arbeitete sie in der FN-Rechtsabteilung, die sie bis 2003 leitete.
  • Von 1998 bis 2004 war sie in der nördlichsten Region Frankreichs, Nord-Pas-de-Calais, als Abgeordnete im „Conseil général“ („Generalrat“) kommunalpolitisch tätig.
  • 2000 wurde sie in den inneren FN-Führungskreis, dem „Bureau politique“, aufgenommen.
  • 2003 erfolgte die Wahl auf einen der acht Vizevorsitzenden-Posten.
  • 2007 wurde sie durch die Ernennung zur für Kommunikation, Schulung und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlichen Vizevorsitzenden zur Nummer 3 beziehungsweise Nummer 2 auf der Rangliste der FN.
  • Anfang 2011 setzte sie sich nach der Rücktrittsankündigung ihres Vaters Jean-Marie Le Pen gegen ihren innerparteilichen Kontrahenten Bruno Gollnisch, der als vermeintlicher Holocaust-Leugner vor Gericht gestanden hatte, durch und wurde zur Nachfolgerin ihres Vaters gewählt.
  • Im Juli 2021 wurde sie auf dem Parteitag des Rassemblement National (RN) einerseits im Amt als Parteivorsitzende bestätigt. Andererseits machte sie ihre Ambitionen auf das französische Präsidentenamt deutlich.

Le Pens parteilichen Aktivitäten

Seit der Übernahme des Vorsitzes der FN versucht Marine Le Pen die Front National zu „entschärfen“ und ihr einen bürgerlicheren Anstrich zu geben. Ihr Ziel ist es, die Partei gemäßigter werden zu lassen, sie von der rechtsradikalen, antisemitischen Protestgruppierung zu einer nationalistischen Volkspartei zu entwickeln und damit auch für Juden und mitte-rechts gesinnte Franzosen wählbar zu machen. Das bedeutete auch: Antisemitische Politiker in den eigenen Reihen entmachtete sie weitgehend. Eine Strategie, die punktuell Wirkung zeigt: Laut einer Umfrage im Januar 2022 sehen nur noch 40 Prozent der Franzosen Le Pen, die die Partei 2018 in Rassemblement National („Nationaler Zusammenschluss“) umbenannte, als Vertreterin einer „nationalistischen und ausländerfeindlichen extremen Rechten“. Trotzdem wollen nur 21 Prozent, dass sie, die sich gerne als „Kandidatin der Vergessenen“ bezeichnet, Präsidentin wird.

Die Rassemblement National

Nach der Übernahme des Parteivorsitzes unternahm Marine Le Pen große Anstrengungen, um das Image der FN in der Öffentlichkeit zu verändern und sich von rechtsextremistischem Gedankengut abzusetzen. Zwar ist die in „Rassembelement National“ umbenannte Partei auch weiterhin eine am rechten Rand des politischen Spektrums angesiedelte Partei. Selbst definiert sich die Partei allerdings als „weder rechts noch links“ sowie als „patriotisch“, „populistisch“ und „souveränistisch“ und distanziert sich von offen rechtsextremistischen Parteien wie der deutschen NPD. Offizielle Parteilinie wurde unter Marine Le Pen das Bekenntnis zur Demokratie sowie, auch in Hinblick auf potenzielle jüdische Wähler, eine klare Anerkennung des Holocaust als historische Tatsache. Marine Le Pen sucht insbesondere mit denen den Schulterschluss, die mit der EU auf Konfrontationskurs stehen, etwa Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban. Sie fordert mehr Souveränität für Frankreich, spricht von imperialistischen Visionen aus Brüssel. War ihr Motto bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2017 noch „Frexit!“ (EU-Austritt Frankreichs; Anm.), so vertritt sie mittlerweile einen etwas gemäßigteren Kurs: Ihr Ziel als Präsidentin wäre ein Europa der Nationen, in dem Länder nur dann bei gemeinsamen Projekten mitmachen, wenn es ihnen passt. Meinungsforscher sehen Marine Le Pen mittlerweile nicht mehr als Gefahr für die Demokratie, sondern als Teil der politischen Landschaft des Landes.

Bei einem Sonderparteikongress am 5. November 2022 hat Marine Le Pen den Vorsitz des Rassemblement National abgegeben. Neuer Chef der Rechtsaußen ist ihr langjähriger Vize Jordan Bardella.

Marine Le Pen und ihr Vater – ihr Gedankengut

Immer öfter grenzt sich Marine Le Pen von den Äußerungen ihres Vaters ab. Sie wolle den Islamismus bekämpfen, doch den Islam als Religion greife sie nicht an, sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Sie setzt sich für die Souveränität Frankreichs gegenüber der Europäischen Union ein. Seit 2004 ist sie Mitglied des Europäischen Parlaments und wünschte sich anfangs noch einen Austritt ihres Landes aus dem Euro und der EU („Frexit“), ebenso wie aus der NATO. Innenpolitisch fordert die Mutter von drei Kindern, dass sich Einwanderer assimilieren. Ausländern soll in Frankreich die Sozialhilfe gekürzt, die französische Staatsbürgerschaft nur für bestimmte Verdienste, nicht aber durch das Geburtsortprinzip vergeben werden. Über die Wiedereinführung der Todesstrafe soll ein Referendum entscheiden. Im aktuellen Wahlkampf kündigte Marine Le Pen an, sie wolle – für den Fall, dass sie gewählt wird – die Franzosen gegen die „Einwanderungs-Überflutung“ beschützen, da die unkontrollierte Einwanderung Teile des Landes in Nicht-Frankreich-Zonen verwandeln würde. Präsident Emmanuel Macron habe das Land finanziell heruntergewirtschaftet, zur Spaltung der Gesellschaft beigetragen und sei arrogant und deprimierend. Marine Le Pen agiert aber nicht nur mit scharfen Worten: Ende 2015 hatte sie über Twitter mehrere Bilder von Opfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verbreitet. Eines von ihnen zeigte den blutverschmierten und enthaupteten Leichnam des US-Journalisten James Foley. Die französische Justiz leitete daraufhin Ermittlungen ein. Im März 2017 hob das Europäische Parlament die Immunität von Marine Le Pen auf. Ihr wurde die Verbreitung gewalttätiger Fotos über Twitter unterstellt, was mit bis zu drei Jahren Gefängnis oder einem Bußgeld von 75.000 Euro geahndet werden kann. Im März wurde sie freigesprochen. Die Veröffentlichung habe einen informativen Zweck gehabt, sei Teil eines politischen Protestes und trage zur öffentlichen Debatte bei, hieß es im Urteil eines Gerichts in Nanterre.

Le Pens Privatleben und ihre Ehemänner

Aus ihrer ersten Ehe mit dem Geschäftsmann Franck Chauffroy, der für die FN tätig war, gingen drei Kinder hervor, eine 1998 geborene Tochter und 1999 geborene Zwillinge. Ihr zweiter Ehemann hieß Eric Iorio und war ein Parteikollege - die Ehe hielt jedoch nur vier Jahre und wurde 2006 geschieden. Der letzte bekannte Mann an ihrer Seite hieß Louis Aliot, seit 2020 Bürgermeister von Perpignon und Abgeordneter der französischen Nationalversammlung. Mit Aliot war Marine Le Pen zwischen 2009 und 2019 liiert.

Marine Le Pen – Die Frankreich-Wahlen 2022

Bei der Stichwahl in Frankreich 2022 kam es erneut zum Duell mit Emmanuel Macron. Dabei konnte sich der Liberale mit 58.5 Prozent erneut durchsetzen. Nur wenige Wochen später feierte Le Pen jedoch einen Erfolg: Bei der Parlamentswahl in Frankreich gewann Marine Le Pen ihren Wahlkreis mit 61 Prozent der Stimmen. Zudem erreichte der Rassemblement National sein historisch bestes Ergebnis. Die Rechtsaußen zogen mit 89 Abgeordneten in die Nationalversammlung ein.

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