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Pierre Werner war der Großvater des Euro

Der "Werner-Plan" wurde zum Wegweiser der Währungsunion

diese für einen Politiker durchaus zweifelhafte Titulierung hatte bei ihm nichts Negatives. Pierre Werner war einer der ersten, der nach dem Krieg den deutsch-französischen Ausgleich vorantrieb. Wie viele seiner Nachfolger als luxemburgischer Premierminister bildete er das Scharnier zwischen den beiden großen Nachbarn. Wenn es wieder einmal hakte zwischen deutscher und französischer Hauptstadt, stets war der Luxemburger zur Stelle. Den friedlichen Ausgleich der einstigen Erzfeinde Frankreich und Deutschland nannte Werner einmal das wichtigste politische Ereignis in seinem Leben, und er, der zwischen 1959 und 1984 mehrfach das Amt des Premierministers sowie zahlreiche Ministerämter bekleidete, hatte daran nicht unwesentlichen Anteil. Als luxemburgischer Politiker trieb er den Ausbau des kleinen Landes zum Banken- und Finanzzentrum voran.

Untrennbar verbunden ist sein Name allerdings mit der gemeinsamen europäischen Währung, die seit Beginn des Jahres fast 300 Millionen Europäer in ihren Portemonees haben. Als Großvater des Euro wird der luxemburgische Politiker vielfach bezeichnet, denn er lieferte den ersten Entwurf, die Blaupause für die spätere gemeinsame Währung.

Im März 1970 wurde Pierre Werner vom Rat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) beauftragt, den Vorsitz einer hochrangigen Studiengruppe zu übernehmen, mit dem Ziel, die Aussichten einer schrittweisen Einführung einer Wirtschafts- und Währungsunion in der Gemeinschaft zu untersuchen. Der Endbericht der Studiengruppe, als "Werner-Plan" bekannt, war bis in einzelne Details wegweisend für die spätere Wirtschafts- und Währungsunion. Fast 20 Jahre ruhten die Pläne in den europäischen Archiven, Ölkrise und Währungsturbulenzen verhinderten die Umsetzung.

Erst Ende der 80er Jahre grub der damalige Kommissionspräsident Jacques Delors den Werner-Plan wieder aus. Skeptiker prophezeiten dem zweiten Anlauf zur Währungsunion ein ähnliches Schicksal wie Werners Visionen. Sie behielten Unrecht. Schwer krank erlebte Werner noch die Realisierung seines Traums, die feierliche Einführung des Euro zu Beginn dieses Jahres. Ohne Pierre Werner wäre der Euro undenkbar gewesen.

Pierre Werner wurde am 29. Dezember 1913 in St. André geboren und starb am 24. Juni 2002 in Luxemburg.

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