Was das Derby zwischen Stendal und Tangermünde besonders macht
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Was das Altmarkderby zwischen Lok Stendal und Saxonia Tangermünde so besonders macht

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Zwei Spieler im Zweikampf.
Aus den Freunden Jonas Lehmann (li.) und Rosario Schulze (re.) werden am Sonntag wieder Gegner. © Haack

Das Verbandsliga-Derby zwischen Lok Stendal und Saxonia Tangermünde wirft seine Schatten voraus. Warum das Spiel auf vielen Ebenen besonders ist, hat die AZ-Sportredaktion herausgearbeitet.

Am kommenden Sonntag bekommt die aktuelle Verbandsliga-Saison, die sportlich aus altmärkischer Sicht keine Spannung mehr bietet, doch nochmal einen Schuss besonderer Würze: Mit der Begegnung Lok Stendal gegen Saxonia Tangermünde beginnen nämlich die großen Derby-Wochen. Das Duell der beiden ostaltmärkischen Aushängeschilder ist dabei besonders speziell. Nicht nur, dass beide Stadien nur knapp 14 Kilometer auseinander liegen, die Vereine sind auch auf sämtlichen Ebenen eng miteinander verflochten.

Die Spieler

Auf Spielerebene wurde in den vergangenen Jahren munter zwischen Elbe und Uchte hin und her gewechselt. Während sich der 1. FC Lok Stendal als gestandener Platzhirsch die Kirschen aus dem Tangermünder Aufgebot pickte, haben es die Saxonen in ihrer Transferpolitik eher auf die zweite Reihe der Eisenbahner abgesehen.

Der Erfolg gibt vor allem den Stendalern Recht. Die Verpflichtung von Stürmer Rosario Schulze, von Trainer Jörn Schulz längst als „Zielspieler“ geadelt, hat sich voll und ganz ausgezahlt. In 59 Verbandsliga-Spielen netzte der Deutsch-Italiener 30 Mal ein. Florian Stark benötigte am „Hölzchen“ eine gewisse Anlaufzeit, hat mittlerweile aber seinen Platz in der Viererkette gefunden. 46 Spiele hat er in den vergangenen anderthalb Jahren für Lok absolviert und durfte immerhin über drei eigene Tore jubeln. Der mutige Schritt vom damaligen Verbandsliga-Aufsteiger zum Oberliga-Absteiger hat sich für das Duo gelohnt – und ganz nebenbei hat Stendal den Emporkömmling vor der eigenen Haustür mit diesen Transfers auch noch nachhaltig geschwächt.

Aufseiten des FSV Saxonia Tangermünde taucht nahezu in jeder zweiten Spieler-Vita irgendwo der Name 1. FC Lok Stendal auf. Allein in den vergangenen zwei Jahren waren es mit Tim Seidel-Holland, Niklas Bittner, Tomy Pusch, Silas Lehmann und Maurice Schmidt gleich fünf Akteure, die es an die Elbe zog. Torjäger Schmidt konnte sich mit Lok nicht auf einen neuen Vertrag einigen und nahm die Ausfahrt Saxonia. Die anderen vier Spieler sahen beim 1. FC Lok für sich keine Verbandsliga-Perspektive und versprachen sich beim FSV einfach mehr Spielzeit.

Diesbezüglich haben sich die Wechsel auch ausgezahlt. Die Entwicklung Maurice Schmidts zum Verbandsliga-Torschützenkönig 2023 ist bekannt. Der Rest schoss nicht ganz so steil durch die Decke, kam aber immerhin auf seine Minuten. Seidel-Holland (43 Spiele/5 Tore), Bittner (47/0) und Pusch (24/0) sind aktuell unumstrittene Stammspieler im System von Trainer Maik Aumann. Silas Lehmann hat sich unter dem neuen FSV-Coach, der große Stücke auf den Youngster hält, sogar zu einem der ganz wenigen Lichtblicke der laufenden Tangermünder Saison gemausert.

Bei anderen Spielern der Saxonia liegt die Zeit im rot-schwarzen Lok-Trikot noch weiter in der Vergangenheit. Richard Liebisch wechselte im Sommer 2017 zum damaligen Landesklassisten nach Tangermünde. Fabian Ehricke, Philipp Kühne, Pascal Lemke und Jonas Lehmann waren in ihrer Jugend für Stendal am Ball. Ebenso wie Innenverteidiger Marius Schmidt, der nach der A-Jugend zunächst sein Glück bei den Herren versuchte, anschließend nach Wahrburg wechselte und 2022 im Stadion „Am Wäldchen“ eine sportliche Heimat fand. Den Zwischenschritt Wahrburg nahmen auch Hari Karaterzyan und Daniel Ujazdowski, ehe sie in Tangermünde landeten. Letzterer ist beim Verbandsliga-Vorletzten aber schon wieder Geschichte.

Die Trainer

Wie der kommende Gegner im Inneren des Vereins tickt, können auch die beiden Trainer beurteilen – denn auch sie waren als Spieler mal für die Gegenseite aktiv. Bei Jörn Schulz hat es sich in Tangermünde nur um ein kurzes Intermezzo in der Landesliga-Saison 2006/07 gehandelt. Maik Aumann wiederum hat am Stendaler „Hölzchen“ Spuren hinterlassen. Von 2010 bis 2013 stürmte der heute 37-Jährige für den 1. FC Lok in der Verbandsliga und erzielte 21 Tore in 81 Spielen. Für ihn wird die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte am Sonntag mit Sicherheit speziell, hat er doch auch privat in der Altmark seit dieser Zeit seine Wurzeln geschlagen.

Die sportliche Führung

Regelrecht pikant sind die Verbindungen zwischen dem 1. FC Lok Stendal und dem FSV Saxonia Tangermünde auf der Ebene der sportlichen Führung. So ist FSV-Sportchef Michael Fraaß nebenbei auch noch F-Jugend-Trainer des 1. FC Lok. In seinem Schrank finden sich also die Trainingsanzüge beider Klubs, einer für die Verbandsliga-Herren in Tangermünde und einer für die F-Jugend-Meisterrunde in Stendal. An und für sich ein amüsantes Detail, das zum provinziellen Amateurfußball passt. Dass Jugendtrainer Fraaß mit Tomy Pusch im vergangenen Sommer allerdings einen Stendaler A-Junior nach Tangermünde lotste, fand beim 1. FC Lok niemand lustig.

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