Von Sebastian Bauer
Sogar die Sonne gab ihm ihr letztes Geleit. Für einen Mann, den Freunde und Weggefährten als stets freundlich, warmherzig und einfühlsam bezeichnen.
Am Sonnabend wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (1931–2022) beerdigt. Am 5. Oktober war der Schöpfer von Filmstoffen wie „Solo Sunny“ (1980) und „Die Stille nach dem Schuss“ (2000) gestorben.
„Ich mochte ihn doppelt. Einmal als fantastischen Drehbuchautor und dann als freundlichen Menschen mit unglaublich viel Herz“, so der Schauspieler und B.Z-Kulturpreisträger Ulrich Matthes (63) zur B.Z. Nadja Uhl (50), die mit Kohlhaase-Werken wie „Sommer vorm Balkon“ (2005) große Erfolge feierte, sagt: „Ich verdanke ihm zwei meiner wichtigsten Rollen. Wenn man seine Texte spricht, nimmt man eine ganz neue Weltsicht an.“
Zur Trauerfeier sang Regisseur Matti Geschonneck (70) ein Lied aus dem Kohlhaase-Film „Mama, ich lebe“ (1977).
Mit Tränen in den Augen und brüchiger Stimme erinnerte Regisseur und Dauer-Kooperationspartner Andreas Dresen (59) in seiner Rede, wie er mit Kohlhaases Filmen aufwuchs, die „das Kino und die Welt geprägt“ hätten.
Und in Anspielung auf die Ambitionen des Drehbuchautors als Hobby-Boxer: „Plötzlicher K. o., dabei warst du nicht mal angezählt. Wolfgang, es ist Samstag. Eigentlich solltest du jetzt beim Training sein.“
Zu Musik aus „Solo Sunny“ wurde der Sarg zu Grabe getragen, mit Umarmungen und warmen Worten wurde Kohlhaases Witwe Emöke Pöstenyi (80) getröstet.
Hollywood-Star Sylvester Groth (64, „Inglourious Basterds“), der mit Kohlhaases „Der Aufenthalt“ (1982) seine Karriere startete, sagte zur B.Z.: „Nach diesem Film ging es damals für mich los. Ich kann nicht glauben, dass Wolfgang nicht mehr da ist.“
Doch wird Wolfgang Kohlhaases Menschlichkeit in seinen Werken überleben, ist Berlins Ex-Regierender Walter Momper (77) überzeugt: „Seine Filme sind wie das Leben. Aber mit einer großen Portion Witz.“