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5. April 2024 Senatsempfang 100 Jahre Paritätischer Wohlfahrtverband

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Rede des Ersten Bürgermeisters Dr. Peter Tschentscher. Es gilt das gesprochene Wort.

Senatsempfang 100 Jahre Paritätischer Wohlfahrtverband

Sehr geehrte Frau Alheit,
sehr geehrter Herr Dr. Rock,
sehr geehrte Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen im Rathaus zum Senatsempfang anlässlich des 100. Jubiläums des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes!

Die Gründung des Paritätischen am 7. April 1924 fiel in die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, die in Deutschland eine Zeit des Um- und Aufbruchs waren.

Überall – auch in Hamburg – herrschten Hunger und schwierigste Lebensbedingungen.

Nach den Opfern und Entbehrungen des Krieges starben nun deutschlandweit Hunderttausende Menschen an der Spanischen Grippe. Inflation und Reparationszahlungen lösten eine schwere Wirtschaftskrise aus.

Die Bürgerinnen und Bürger wollten ein besseres Leben.

Es entstand eine revolutionäre Bewegung, die sich für demokratische Grundrechte, das allgemeine Wahlrecht, auch für Frauen, für Meinungsfreiheit und eine unabhängige Justiz einsetzte.

Zugleich haben viele soziale Errungenschaften ihren Ursprung in dieser Zeit.

Dazu gehören Arbeitnehmerrechte und ein allgemeiner Zugang zu Bildung, Kultur und Gesundheitsversorgung.

Die Weimarer Republik war nicht nur das erste demokratische System in Deutschland, sondern auch der erste Sozialstaat.

In Hamburg entstanden in jenen Jahren viele Institutionen, auf die wir bis heute stolz sind: die Hamburger Bücherhallen, die Volkshochschule, die städtische Wohnungsbaugesellschaft, die wir heute SAGA nennen, städtische Kindertagesstätten, eine Universität mit Zugang für alle Bevölkerungsschichten und viele weitere Einrichtungen in der Kultur, im Gesundheits- und Bildungswesen.

In der neu gegründeten „Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands“ – dem heutigen Paritätischen – schlossen sich erstmals weltanschaulich und religiös unabhängige Organisationen zusammen, die sich für soziale Gerechtigkeit und das Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger einsetzten. Von Anfang an waren Hamburger Einrichtungen mit dabei.

Unter dem Dach des Paritätischen konnten sie sich vernetzen, Kooperationen eingehen und ihre Belange gegenüber der Politik vertreten.

Das wirkte in Hamburg und in ganz Deutschland wie ein Katalysator für den Aufbau sozialer Einrichtungen und Strukturen.

In der Rathausdiele wird die Geschichte, die Entwicklung des Paritätischen [derzeit] in einer Ausstellung präsentiert, die interessant und gut besucht ist.

Heute ist der Paritätische Hamburg einer der größten Verbände unserer Stadt, mit 400 Mitgliedsorganisationen, die mehr als tausend soziale Dienste und Einrichtungen betreiben.

Sie unterstützen und begleiten Menschen in allen Altersgruppen und Lebenslagen.

Der Paritätische berät seine Mitglieder in fachlichen, rechtlichen und organisatorischen Fragen, unterstützt sie bei der Finanzierung von Projekten und bietet Aus- und Weiterbildungsangebote. 

Er ist deutschlandweit der größte Dachverband von Selbsthilfeinitiativen im Gesundheits- und Sozialbereich.

Er gibt Anregungen für die Gestaltung einer modernen Sozialpolitik und setzt mit seinen „Armutsberichten“ immer wieder starke Impulse für öffentliche Diskussionen.

Als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege ist der Paritätische Hamburg ein wichtiger Partner der Sozialbehörde und des Senats.

Er hat sich zum Beispiel am Aufbau des Kitagutscheinsystems beteiligt und die qualitative Entwicklung der Kita-Betreuung gefördert – unter anderem, indem mehr Männer den Beruf des Erziehers ergreifen und das Konzept der Sprachkitas in Hamburg umgesetzt wird.

Als Träger der Eingliederungshilfe, der Freiwilligendienste sowie der Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (KISS) übernimmt er auch öffentliche Aufgaben.

Während der Flüchtlingskrise 2015 und der Coronapandemie hat der Paritätische die Stadt in vielen Bereichen maßgeblich unterstützt.

Vielen Dank für diese gute Partnerschaft mit dem Senat, für die gute Kooperation und die Unterstützung der Stadt, wenn es darauf ankommt und wenn wir Hilfe gut gebrauchen können.

Doch, sehr geehrte Damen und Herren,

letztlich ist der Paritätische nicht nur ein Partner für die Politik, für die Stadt oder den Senat, er ist ein Partner für Menschen.

Für diejenigen, die in schwierigen persönlichen Lebenslagen auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, um zurecht zu kommen und teilhaben zu können in einem Land und in einer Stadt, in der es vielen gut geht, aber in der auch niemand an den Rand gedrängt oder zurückgelassen werden soll.

Im Namen des Senats danke ich allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – im Grunde auch stellvertretend für alle vorherigen Generationen, die in Ihrem Verband in den letzten 100 Jahren tätig waren – ich danke Ihnen für ihre engagierte Arbeit und gratuliere sehr herzlich zum 100. Jubiläum.

Weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft!

Vielen Dank.

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