Paul von Hindenburg: Heimlicher Herrscher des Deutschen Kaiserreichs - FOCUS online
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Paul von HindenburgHeimlicher Herrscher des Deutschen Kaiserreichs
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Paul v. Hindenburg
Bundesarchiv, Bild 183-U0618-0500 /CC-BY-SA 3.0 Für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg wurde Paul von Hindenburg durch Kaiser Wilhelm II. zum Generalfeldmarschall ernannt – der höchste zu vergebende militärische Dienstgrad

Für seine militärischen Verdienste wurde Hindenburg durch Kaiser Wilhelm II. zum Generalfeldmarschall ernannt, der höchste zu vergebende militärische Dienstgrad. Dabei blieb es nicht. 1916 übernahm Hindenburg, wieder in Kooperation mit General Ludendorff, die Oberste Heeresleitung des Deutschen Reiches. In Kriegszeiten konnte er in wachsendem Maße Einfluss auf das politische Geschehen und sowohl die wechselnden Reichskanzler als auch auf den Kaiser selbst nehmen. Eine Ausrichtung von Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf die Bedürfnisse des Militärs war die Folge. Der unfreiwillige Abgang des gemäßigten langjährigen Kanzlers Theobald von Bethmann Hollweg 1917 ging auf den starken Druck zurück, den die Oberste Heeresleitung unter Ludendorff und Hindenburg auf den Kaiser ausübte. „Obwohl Hindenburg als Militär dazu keine amtsmäßige Legitimation besaß, konnte er sich bereits lange vor Übernahme des Reichspräsidentenamts politische Herrschaftsbefugnisse aneignen“, so Wolfram Pyta, der Hindenburg als eine „machtbewusste Herrschergestalt“ charakterisiert, die „Reichskanzlern und sogar dem Kaiser seinen Willen aufzwang.“

Bis zuletzt hoffte Paul von Hindenburg darauf, den Krieg doch noch gewinnen zu können. Jedoch endete der Erste Weltkrieg in einer klaren Niederlage des Deutschen Reichs. Der Herzensmonarchist Hindenburg hatte das Ende des Kaiserreichs zu akzeptieren. Nach Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles im Juli 1919 hatte er auch seine Arbeit in der Obersten Heeresleitung eingestellt und trat zum zweiten Mal den Ruhestand an.

Ein Dolch in den Rücken des deutschen Heers


Hindenburg erkannte, dass nach Kriegsende die Monarchie in Deutschland nicht mehr haltbar war. „Er war eben kein Ultramonarchist, für ihn rangierte die Nation über der Staatsform“, erläutert Experte Pyta. Im Anschluss propagierte Hindenburg vor einem Untersuchungsausschuss der jungen Weimarer Nationalversammlung die sogenannte Dolchstoßlegende. Nach dieser Verschwörungstheorie sei Deutschland auf den Kriegsfeldern selbst unbesiegt geblieben und habe den Krieg nur aufgrund dessen verloren, weil Sozialdemokratie und andere linke Gruppen, statt das Militär in der Heimat zu unterstützen, eben jenem mit einem „Dolch in den Rücken gefallen“ wären. Für die noch während des Kriegs parlamentarisierte Reichsregierung war es jedoch unumgänglich geworden, nach einem Waffenstillstand zu ersuchen – welchen Hindenburg zuvor selbst einmal als notwendig erkannt hatte. Das Vorgehen der Regierung aber wurde durch die Dolchstoßlegende diffamiert und diese durch Hindenburgs Aussagen verstärkt. Hindenburgs Absicht vor dem Ausschuss war es, das eigene Handeln während des Kriegs zu rechtfertigen und die Schuld für die Niederlage anderen anzulasten. Die Dolchstoßlegende schadete der noch nicht gefestigten Weimarer Demokratie nachhaltig und blieb ein häufig genutztes Propagandainstrument nationalistischer Kreise.

Der ruhige Lebensabend, den Hindenburg in einer für seine Verdienste geschenkten Villa in Hannover verbringen wollte, währte nicht allzu lange. 1925, er war inzwischen 77 Jahre alt, wollten das nationalistische und das konservative Parteilager den Parteilosen als ihren Kandidaten für die Wahl zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik aufstellen. Seinen anfänglichen Widerstand gab Hindenburg schließlich auf, und so wurde er nach Friedrich Ebert der zweite und letzte Reichspräsident der Weimarer Republik – er war der erste, der durch Volkswahl in sein Amt gelangte. Als Staatsoberhaupt hielt er sich bis ans Ende der 20er-Jahre und dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise an die demokratischen Prinzipien der Weimarer Republik. Im Jahr 1930 aber begann Hindenburg außerordentlich autoritär zu handeln. Heinrich Brüning wurde ohne Konsultationen mit den im Reichstag vertretenen Parteien zum neuen Reichskanzler berufen. Die Phase der Präsidialkabinette nahm seinen Lauf – Hindenburg regierte mithilfe von Notverordnungsrechten, die ihn die politische Macht in den eigenen Händen bündeln ließen. 1932 gewann Paul von Hindenburg die Wiederwahl. Alle demokratischen Parteien hatten sich hinter ihn gestellt, selbst die SPD unterstützte Hindenburg, da es galt, den NSDAP-Kadidaten Adolf Hitler zu verhindern.
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