Für seine Fans bleibt er immer "der Mann mit den stahlblauen Augen", der größte Frauenschwarm Hollywoods. Nun ist die Autobiografie von Paul Newman, †83, erschienen, die auf langen Gesprächen mit einem engen Freund beruht. Darin beschreibt sich der Superstar als Mensch voller Selbstzweifel. GALA fragte seine Tochter Claire, 57, wie sie sich heute an ihren Vater erinnert.
Paul Newman: So hat seine Tochter ihn in Erinnerung
GALA: Sie sagten jüngst, er kam Ihnen vor wie „Superman“. Warum?
Er hat fast all seine Stunts selbst gemacht. Jeden Tag trainierte er zwei Stunden im Fitnessstudio. Mit 70 gewann er noch das 24¬Stunden¬ Rennen in Daytona. Er war wie eine dauergeladene Batterie.
Über sich selbst sagt er, er wäre ungern eines seiner Kinder gewesen.
Meine Kindheit war nicht perfekt, aber wessen Kindheit ist das schon? Sein Fokus lag auf der Arbeit. Natürlich war er oft nicht zu Hause – aber wenn, dann mit ganzem Herzen! Als ich 13 war, stand er mal nachts um zwei Uhr auf, um mich zu einem Reitturnier im Madison Square Garden zu bringen. Dort blieb er dann auch die ganze Zeit, obwohl er Mühe hatte zu atmen – er litt unter einer Pferdehaarallergie.
Ihre Mutter Joanne Woodward kümmerte sich um die Kinder. Hat sie sich je über die Rollenverteilung beklagt? Sie war ja selbst ein berühmter Hollywood-Star.
Unseretwegen musste sie für lange Zeit ihre Karriere aufgeben. Sie nahm das Dad zwar nicht übel, aber zuzusehen, wie er sich seine beruflichen Träume erfüllte, war hart für sie.
Claire Newman: "Insgeheim wusste er, dass sie die viel bessere Schauspielerin war"
Hat er es wiedergutgemacht?
Er hat sie später in seinen Filmen besetzt und die ganze Familie ans Set geholt. Insgeheim wusste er, dass sie die viel bessere Schauspielerin war.
In dem Buch geht es auch um das Alkoholproblem Ihres Vaters.
Seine Trinkerei hat meine Mutter viel Kraft gekostet.
Warum griff er zur Flasche?
Er haderte damit, ein Star zu sein. Er war im Grunde sehr schüchtern, liebte zwar seine Arbeit, dachte aber kein großer Schauspieler zu sein. Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Besuch bei den Oscars. Da hat er sich so unwohl gefühlt! Dieses Unbehagen hat er dann versucht, mit Alkohol zu bekämpfen.
Ihr Halbbruder Scott starb mit nur 28 Jahren an einer Überdosis.
Scott dachte immer, er müsste so sein wie Dad, genauso männlich. Mein Vater fühlte sich hilflos. Er ist nie über Scotts Tod hinweggekommen.
Die größte Stütze Ihres Vaters war Ihre Mutter. Wie würden Sie ihre Beziehung beschreiben?
Mein Vater hat meine Mutter verehrt. Als es ihm schon sehr schlecht ging, trafen wir uns zum Essen, draußen regnete es in Strömen. Obwohl es ihm schwerfiel, legte er den Arm um meine Mutter, spannte den Schirm auf und half ihr ins Auto. Das war so schön, ich werde das nie vergessen.
Die beiden waren 50 Jahre verheiratet, ein Hollywood-Traumpaar.
Und es hat so gut funktioniert, weil sie so viel Leidenschaft füreinander hatten – im Guten wie im Schlechten. Meine Mutter hasste seine Autorennen, und trotzdem ging sie jedes Mal an die Strecke. Dafür begleitete er sie in die Oper.
Diese Liebe begann holprig. Als sie sich kennenlernten, war Ihr Vater bereits verheiratet, und jahrelang hatten sie dann eine Affäre. Ihr Vater bekam sogar noch ein Kind mit seiner ersten Frau.
Meine Mutter fühlte sich schlecht deswegen. Zu mir sagte sie mal, sie sei so jung gewesen und habe nicht realisiert, was für ein Chaos sie anrichtet. Ich denke, meine Eltern bedauerten das rückblickend sehr. Aber sie konnten nicht mehr ohneeinander sein.