Paul Klee: Lebenslauf (Steckbrief, Biografie), Werk, Ausstellungen
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Paul Klee: Lebenslauf (Steckbrief / Biografie) Werk und Leben des Expressionisten und Bauhaus-Meisters

Paul Klee, Blumengärten von Taora, 1918,77, Aquarell auf Kreidegrundierung auf Papier, zerschnitten und neu kombiniert, auf Karton, 16 x 11,3 cm und 15,9 x 13,3 cm, Allen Memorial Art Museum, Oberlin College, Oberlin, Friends of Art Fund, 1953, Inv. Nr. 1953.222.

Paul Klee, Blumengärten von Taora, 1918,77, Aquarell auf Kreidegrundierung auf Papier, zerschnitten und neu kombiniert, auf Karton, 16 x 11,3 cm und 15,9 x 13,3 cm, Allen Memorial Art Museum, Oberlin College, Oberlin, Friends of Art Fund, 1953, Inv. Nr. 1953.222.

Der Grafiker und Maler Paul Klee (1879–1940) kam als Sohn eines Musikerehepaars in Münchenbuchsee zur Welt und wuchs in Bern auf. Der sowohl musikalisch wie künstlerisch interessierte Klee entschied sich 1898 für ein Kunststudium, das er in München absolvierte. Mit der Ausbildung an der Akademie unzufrieden, bildete sich Paul Klee auf Reisen nach Italien und Frankreich selbst fort. Mit seiner Ehefrau Lily Stumpf (1876–1946, Hochzeit 1906) und ihrem gemeinsam Sohn Felix (1907) lebte Klee zurückgezogen in München.

Bis 1914 ist das Werk von Paul Klee ausschließlich grafisch. Zeichnungen und Radierungen zeigen ihn als Anhänger des Symbolismus. Im Herbst 1911 kam er in Kontakt mit seinen Schwabinger Nachbarn Wassily Kandinsky und Gabriele Münter. Die erste Ausstellung des „Blauen Reiter“ kommentierte Klee euphorisch, an der zweiten Ausstellung 1912 nahm er selbst teil. In dieser Phase fand der Grafiker in den farbigen Fensterbildern von Robert Delaunay eine wichtige Inspirationsquelle und besuchte den Maler in Paris. Doch erst im die April 1914 gelang Klee während einer Tunisreise, die er zusammen mit August Macke und Louis Moilliet unternahm, zur Farbe.

„Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: Ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“ (Tagebuchaufzeichnung von Paul Klee, 16. April 1914)

Den Ersten Weltkrieg überlebte Paul Klee vor allem auf der Flugwerft Schleißheim, ab 1917 in der Fliegerschule Gersthofen. Hier bemalte er Flugzeuge und führte Tätigkeiten in der Schreibstube aus. Die Grafiken aus diesen Jahren zeigen abstrahierte Flugzeuge bzw. Flugobjekte, Blitze und andere Symbole. Gleichzeitig experimentierte er mit Assemblagen aus Flusssteinen, die er auch bemalte.

In der Zwischenkriegszeit stieg Paul Klee zu den bekanntesten Künstlern Europas auf. Ab 1919 konnte er sich der Malerei widmen, 1921 berief ihn Walter Gropius, gemeinsam mit Johannes Itten, Lyonel Feininger und Georg Muche, an das Bauhaus in Weimar (ab 1925 in Dessau). Im Gegensatz zu seinem Freund Wassily Kandinsky, mit dem er sich auch in Dessau ein Doppelhaus bewohnte, klärte Paul Klee während der 1920er Jahre sein künstlerisches Konzept: Bildende Kunst öffnet, nach Klee, ein geheimnisvolles Zwischenreich zwischen der realen Erscheinung und dem Wesen der Dinge. Bis 1923 leitete Klee die Metallwerkstatt am Bauhaus. Im Oktober 1923 reformierte der im Frühjahr an das Institut geholte László Moholy-Nagy die Grundausbild und machte Klees Unterricht „Formenlehre“ zum festen Bestandteil der künstlerischen Grundausbildung.

„Dies [der Sinn] kommt nun schrittweise so zum Ausdruck, dass in der Auffassung des natürlichen Gegenstandes eine Totalisierung eintritt, sei dieser Gegenstand Pflanze, Tier oder Mensch, sei es im Raum des Hauses, der Landschaft oder im Raum der Welt und so, dass zunächst eine räumlichere Auffassung des Gegenstandes an sich einsetzt.“ (Paul Klee, Wege des Naturstudiums, 1923)

1931 quittierte Paul Klee seine Professur an der Kunstgewerbeschule und trat ab April eine Professur an der Düsseldorfer Akademie an. Zwei Jahre später beendete die Machtergreifung der Nationalsozialisten Klees Lehrtätigkeit und zwang ihn zur Emigration in die Schweiz (1933). In seinen letzten sieben Lebensjahren schuf er in Bern ein umfangreiches Spätwerk. Zunehmend machte sich die Autoimmunerkrankung Sklerodermie bemerkbar, die Klee monatelang ins Bett zwang. 1937 bis zu seinem Tod 1940 durchlebte Paul Klee noch einmal eine intensive Schaffensperiode, in der er mehr als zweitausend Werke malte. Die rasante Produktion, darunter die berühmten Engelbilder und die runen- bzw. hieroglyphenhaften Schriftbilder, entstand angesichts des wachsenden Zerfalls der körperlichen Kräfte Klees.

Weitere Beiträge zu Paul Klee

Biografie von Paul Klee (1879–1940)

  • 1879

    Am 18. Dezember kam Ernst Paul Klee im Schulhaus von Münchenbuchsee bei Bern als zweites Kind von Hans Wilhelm Klee (1849–1940) und Ida Klee (1855–1921, geb. Frick) zur Welt. Drei Jahre zuvor wurde seine Schwester Mathilde (1876–1953) geboren. Der Vater arbeitete als Musiklehrer am Staatlichen Lehrerseminar Hofwil/Bern, die Mutter war eine ausgebildete Sängerin.
  • 1880

    Die Familie übersiedelte nach Bern, wo sie nach mehreren Wohnungswechseln im April 1897 ein eigenes Haus am Obstbergweg 6 bezog. Erste Anleitungen in Zeichnen und Kolorieren erhielt der Knabe von seiner Großmutter Anna Catharina Rosina Frick, geborene Riedtmann.
  • 1883

    Erste erhaltene Kinderzeichnungen von Paul Klee.
  • 1886– September 1898

    Klee besuchte die Primarschule in Bern (April 1886–März 1890). Seit seinem siebten Lebensjahr erhielt Paul Klee Geigenunterricht. Seine Gymnasialzeit (Progymnasium und Literarschule) verbrachte er im Schulhaus des nachmaligen Progymnasiums am Waisenhausplatz. Er füllte Schulbücher und -hefte mit Karikaturen, kopierte Vorlagen aus Zeitschriften und Kalendern und zeichnete nach der Natur (v.a. ab 1895). Aufgrund seiner großen Fortschritte im Violinspiel durfte Paul Klee ab 1896 als außerordentliches Mitglied im Bernischen Orchesterverein an Abonnementskonzerten der Bernischen Musikgesellschaft mitspielen. Die letzten Schuljahre erlebt Klee als ziemliche Qual: „Vor der Sekunda wäre ich gern durchgebrannt, was aber meine Eltern verhinderten.“ Die von ihm mit zwei Schulkameraden zum Schulabschluss verfasste Kommerszeitung mit dem Titel „Die Wanze“ führte zu einem Schulskandal. Noch während seiner Schulzeit reifte in Klee der Entschluss, eine Künstlerlaufbahn einzuschlagen. Lange Zeit beschäftigte ihn die Frage, ob er Musiker oder Maler werden wollte.
  • 1898

    Klee begann, am 24. April 1898 Tagebuch zu führen, das er bis 1918 weiterführte. Im September schloss er die Städtische Literarschule mit dem Abitur ab. Bereits einen Monat später, am 13. Oktober, bezog er eine Wohnung in München, um dort in der privaten Zeichenschule von Heinrich Knirr, ab Herbst 1900 auch an der Akademie bei Franz von Stuck zu studieren.
  • 1899

    Während eines Studienaufenthalts in Burghausen an der Salzach führte der Maler und Radierer Walter Ziegler Paul Klee in die Techniken des Radierens und Ätzens ein. Bei einer musikalischen Kammermusik-Soirée machte Klee die Bekanntschaft der Pianistin Lily Stumpf (1876–1946), seiner späteren Ehefrau (8.12.).
  • 1900

    Klee bezog ein eigenes Atelier in München (1.2.). Von Oktober 1900 bis März 1901 studierte Paul Klee – gleichzeitig mit Wassily Kandinsky –bei Franz von Stuck an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München.
  • 1901

    Klee trat im März aus der Malklasse von Stuck aus und bot erfolglos seine satirischen Zeichnungen diversen Zeitschriften („Jugend“, „Simplicissimus“) an. Am 22. Oktober brach Paul Klee mit dem Berner Bildhauer Hermann Haller zu einem sechsmonatigen Studienaufenthalt nach Italien auf. Er reiste über Genua und Livorno nach Rom, wo er ein Zimmer mietete. Angesichts des überwältigenden Reichtums der klassischen Kunst in Rom erlebte Klee eine künstlerische Sinnkrise.
  • 1902

    Klee verlobte sich mit Lily Stumpf. Er lebte ab Mai 1902 die folgenden vier Jahre bei seinen Eltern in Bern, da er seinen Lebensunterhalt als Künstler nicht selbstständig sichern konnte. Seine wichtigste Einnahmequelle in jener Zeit waren Engagements als Violinist in der Bernischen Musikgesellschaft. Klee verstand seinen Aufenthalt im Elternhaus als Möglichkeit der Selbstfindung und menschlichen Reifung.
  • 1903–1905

    Paul Klee arbeitete an dem Radierzyklus „Inventionen“, das er als „opus eins“ bezeichnete. Zwischen Oktober 1903 und März 1906 rezensierte Klee regelmäßig Opern- und Konzertaufführungen für das „Berner Fremdenblatt & Verkehrs-Zeitung“ bzw. „Fremdenblatt für Bern und Umgebung“.
  • 1904

    Klee begann, Bratsche zu lernen.
  • 1905

    Zusammen mit seinen Berner Jugendfreunden Hans Bloesch und Louis Moilliet reiste Klee für zwei Wochen nach Paris (31.5.–13.6.). Klee wandte sich im Oktober der Hinterglasmalerei zu, die ihn bis 1912 intensiv beschäftigte.
  • 1906

    Klee kaufte eine angeblich von Carlo Antonio Testore 1721 gebaute Geige. Im April hielt sich Paul Klee zwei Wochen in Berlin auf. Im Juni trat er erstmals als Künstler in die Öffentlichkeit und stellte auf der „Internationalen Kunstausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens „Secession““ aus. Klee lernte den Holzschneider und Zeichner Jacques Ernst Sonderegger kennen, der den jungen Künstler auf Henri de Toulouse-Lautrec, Honoré Daumier, Edvard Munch und James Ensor aufmerksam machte. Heirat in Bern mit Lily Stumpf am Standesamt in Bern (15.9.), zwei Wochen später übersiedelte das Paar nach München. Sie bezogen ein Haus in der Ainmillerstraße 32/II in Schwabing. Lily verdiente den Lebensunterhalt der Familie, indem sie Klavierunterricht gab. Paul Klee war mit dem Haushalt und seinem Sohn beschäftigt.
  • 1907

    Am 30. November wurde der Sohn Felix Paul geboren, das einzige Kind von Paul und Lily Klee.
  • 1909

    Im Frühjahr erkrankte Felix schwer; Paul Klee übernahm die Pflege. Die Sommerferien verbrachte die junge Familie in diesem Jahr wie auch in den folgenden Jahren bis 1915 in Bern und Umgebung, vor allem am Thuner See. Im November fasste Klee den Plan, Voltaires Candide zu illustrieren; er sollte die Zeichnungen aber erst 1911 ausführen.
  • 1910

    Im Juli fand Paul Klees erste Einzelausstellung mit 56 Werken statt; sie begann im Kunstmuseum Bern und wurde weiter im Kunsthaus Zürich, der Kunsthandlung zum Hohen Haus, Winterthur, und in der Kunsthalle Basel gezeigt. Im November nahm Alfred Kubin mit Paul Klee brieflich Kontakt auf, um Zeichnungen von diesem zu erwerben. Im Dezember sandte Klee elf Zeichnungen an Kubin, der „Kanalhafen“ kaufte. Der künstlerische Austausch war vor allem für Kubin wichtig und dauerte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.
  • 1911

    Im Februar begann Paul Klee, seine bisherigen Arbeiten in einem handschriftlichen Œuvrekatalog zu erfassen. Von nun an führte er bis kurz vor seinem Tod minutiös Buch über seine künstlerische Produktion. Illustrationen zu Voltaires Roman „Candide“ mit 26 Zeichnungen (publiziert 1920 unter dem Titel „Kandide oder Die beste Welt“). Erste Einzelausstellung außerhalb der Schweiz (Juni), in der Galerie Tannhauser, München. Gründungsmitglied der Künstlervereinigung „Sema“. Im Herbst lernte er durch die Vermittlung von Louis Moilliet die Künstlerkollegen August Macke, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky kennen; zudem wurde er mit den Zielen des Blauen Reiters vertraut. In der von seinem Jugendfreund Hans Bloesch redigierten schweizerischen Monatszeitschrift „Die Alpen“ schrieb er Rezensionen über Ausstellungen und kulturelle Anlässe in München (November 1911 bis Dezember 1912).
  • 1912

    Zu Beginn des Jahres beschäftigte sich Paul Klee erstmals mit der Technik der Lithografie, zudem stellte er einige Holzschnitte her. Franz Marc und Wassily Kandinsky luden Klee ein, an der zweiten Ausstellung des Blauen Reiters in der Buchhandlung von Hans Goltz in München teilzunehmen, wo er mit 17 Arbeiten vertreten war. Im April reiste er zum zweiten Mal nach Paris und besuchte die Künstler Robert Delaunay, Henri Le Fauconnier und Karl Hofer in deren Ateliers (2.–8.4.). Er sah in den Privatsammlungen von Wilhelm Uhde und in Kunsthandlungen Werke von Georges Braque, André Derain, Henri Matisse, Pablo Picasso, Henri Rousseau und Maurice de Vlaminck. Anfang Mai erschien der von Kandinsky und Marc herausgegebene Almanach „Der Blaue Reiter“, Klee ist darin mit einer Zeichnung vertreten. Hans Arp lud ihn ein, an der Ausstellung der Künstlervereinigung „Der Moderne Bund“ teilzunehmen (7.–31.7.).
  • 1913

    Klee hing in der Münchner Galerie Tannhauser Kubins bislang größte Einzelausstellung. Franz Marc lud Klee und Kubin ein, gemeinsam mit ihm, Kandinsky, Erich Heckel und Oskar Kokoschka eine illustrierte Bibel-Ausgabe zu gestalten. Klee fertigte jedoch bis 1916 nur sieben Zeichnungen zu diesem Projekt an. Ausstellungsbeteiligung mit acht Aquarellen und vierzehn Zeichnungen am „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in Herwarth Waldens Berliner Galerie „Der Sturm“ (20.9.–1.12.). Im Oktober besuchte er Wassily Kandinsky und Gabriele Münter am Bodensee, wohin sie nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs geflohen waren. Erst sieben Jahre später sahen sich die Freunde wieder.
  • 1914

    Mit seinen Künstlerfreuden August Macke und Louis Moilliet reiste Klee über Ostern nach Tunesien. Die Reise führte ihn über Marseille nach Tunis, St. Germain, Hammamet und Kairouan. Hier fand er den „Durchbruch zur Farbe“ und zur Abstraktion. Eines der Aquarelle schenkte er kurz danach Franz Marc. Gründungsmitglied der „Neuen Münchner Secession“; an deren Ausstellungen beteiligte er sich bis 1927. Nach seiner Rückkehr stellte Klee gemeinsam mit Marc Chagall in Herwarth Waldens Berliner Galerie „Der Sturm“ aus, im Oktober präsentierte er seine neuesten in Tunesien entstanden Aquarelle im Rahmen der Neuen Münchner Sezession, zu deren Gründungsmitgliedern er zählte. Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Am 26. September 1914 fiel August Macke bei Perthe-les-Hurlus in der Champagne.
  • 1915

    In München begegnete Paul Klee dem Dichter Rainer Maria Rilke. Den Sommer verbrachte er in Bern; auf der Rückreise nach München besuchte er in Goldach am Bodensee Wassily Kandinsky, der als Russe Deutschland nach Kriegsausbruch verlassen musste.
  • 1916

    Am 4. März wurde Klees Freund Franz Marc an der Front bei Verdun getötet. Klee war tief betroffen. Am 11. März wurde er selbst als Landsturmmann zur deutschen Armee einberufen. Er kam zuerst ins Rekrutendepot Landshut. Im Juni erwarb der Sammler Karl Ernst Osthaus für das von ihm 1902 gegründete Folkwang-Museum in Hagen fünf Aquarelle bzw. aquarellierte Zeichnungen von Paul Klee; es war Klees erster Verkauf an ein Museum. Am 20. Juli wurde er zum 2. Reserve-Infanterieregiment nach München verlegt, im August nach Schleissheim zur Werftkompanie der Flieger-Ersatzabteilung versetzt. Von dort aus unternahm er als Transportführer mit Flugzeugen Reisen nach Köln, Brüssel und Nordholz (Norddeutschland). Vermutlich schenkte Paul Klee am 30. November seinem Sohn Felix acht selbst gebastelte Handpuppen und eine Puppenbühne zum 9. Geburtstag.
  • 1917

    Im Januar wurde Klee zur Königlich bayerischen Fliegerschule V in Gersthofen versetzt, wo er als Schreiber in der Kassenverwaltung tätig war. Seine Ausstellung in der Galerie „Der Sturm“ im Februar gemeinsam mit Georg Muche wurde zum Verkaufserfolg.
  • 1918

    Bis zur endgültigen Entlassung im Februar 1919 wurde Paul Klee im Dezember vom Kriegsdienst beurlaubt. Im Februar gelang ihm gemeinsam mit der Galerie „Der Sturm“ der Durchbruch zum Erfolg auf dem deutschen Kunstmarkt. Schrieb seinen ersten kunsttheoretischen Essay „Schöpferische Konfessionen“ (1919 gedruckt, 1920 publiziert). Paul Klee brach im Dezember die Tagebucheintragungen ab und führte sie nicht weiter fort. Klee überarbeitete und redigierte aber das Tagebuch in den folgenden Jahren, das heißt er schrieb es eigentlichen zu einer Autobiografie um.
  • 1919

    Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst mietete Paul Klee ein Atelier im Schlösschen Suresnes an der Werneckstrasse in München; hier begann er sich intensiv mit der Ölmalerei auseinanderzusetzen. Während der Bayerischen Räterepublik wurde er Mitglied im Rat bildender Künstler Münchens und im Aktionsausschuss Revolutionärer Künstler. An der Stuttgarter Akademie setzten sich Oskar Schlemmer und Willi Baumeister erfolglos für eine Berufung Klees ein. Am 1. Oktober schloss Klee einen Generalvertretungsvertrag mit Hans Goltz, Inhaber der Galerie Neue Kunst – Hans Goltz in München, ab. Von 1919 bis 1925 fertigte er über vierzig weiter Spielfiguren und mehrere Bühnenbilder an.
  • 1920

    Hans Goltz veranstaltete von Mai bis Juni die bisher größte Klee-Ausstellung, eine Retrospektive mit 362 Arbeiten. Am 29. Oktober wurde Klee durch Walter Gropius als „Meister“ an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. In Kasimir Edschmids Anthologie „Schöpferische Konfession“ erscheint ein erster grundlegender kunsttheoretischer Essay Klees. Erste Monografien über Klee von Leopold Zahn und Hans von Wedderkop.
  • 1921

    Klee trat die Stelle am Bauhaus an (10.1.). Im März erschien mit Wilhelm Hausensteins Monografie „Kairuan oder eine Geschichte vom Maler Klee und von der Kunst dieses Zeitalters“ das bisher wichtigste Buch über den Künstler Paul Klee. Tod der Mutter (15.3.). Am 13. Mai nahm Klee seine akademische Lehrtätigkeit am Bauhaus mit einem „Kompositionspraktikum“ auf. Als Formmeister stand er der Werkstatt für Buchbinderei vor. Ende September übersiedelte die Familie nach Weimar.
  • 1922

    Klee übernahm von Johannes Itten die künstlerische Leitung der Gold-Silber- Kupferschmiede, die er im Herbst mit Oskar Schlemmer gegen die Werkstatt für Glasmalerei tauschte. Wasily Kandinsky trat ins Bauhaus ein (1.7.).
  • 1923

    Die Nationalgalerie in Berlin richtete Paul Klee im Kronprinzenpalais die bislang zweitgrößte Einzelausstellung aus und erwarb von den 270 Werken ein Ölgemälde und drei Aquarelle. In der Publikation zu den Veranstaltungen in der Bauhaus-Woche erscheint Klees Essay „Wege des Naturstudiums“. Im Oktober reformierte László Moholy-Nagy die Grundausbild am Bauhaus und machte Klees Unterricht „Formenlehre“ zum festen Bestandteil der künstlerischen Grundausbildung.
  • 1924

    Erste Klee-Ausstellung in den USA (7.1.–7.2.), veranstaltet von Katherine S. Dreier in der Société Anonyme, New York. Am 31.März wurde auf Initiative von Emmy (Galka) Scheyer die Künstlergruppe Blaue Vier gegründet, die vor allem in den USA ausstellte. Neben Klee gehörten ihr Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Alexej Jawlensky an. Im September und Oktober hielt Paul Klee sich mit seiner Frau in Italien, speziell auf Sizilien, auf. Am 26. Dezember erklärte die Direktion des Bauhauses nach massivem politischen Druck die Schule in Weimar ab 1. April des folgenden Jahres für aufgelöst.
  • 1925

    Im März beschloss der Gemeinderat in Dessau die Übernahme des Bauhauses und Umbenennung in Hochschule für Gestaltung. Im Oktober erschien als zweiter Band in der von Walter Gropius und László Moholy-Nagy herausgegebenen Reihe der Bauhaus-Bücher Klees „Pädagogisches Skizzenbuch“. Klee kündigte den Generalvertretungsvertrag mit Hans Goltz und intensivierte in der Folge die Geschäftskontakte mit Alfred Flechtheim, dem Inhaber zweier gleichnamiger Galerien in Berlin und Düsseldorf. Vom 21. Oktober bis 11. November hatte Paul Klee in der Pariser Galerie Vavin-Raspail seine erste Ausstellung in Frankreich. Im November wurden bei der ersten Ausstellung der Surrealisten in der Galerie Pierre in Paris auch Bilder von ihm gezeigt.
  • 1926

    Am 10. Juli zog Klee mit seiner Familie nach Dessau und wohnte dort gemeinsam mit Wassily und Nina Kandinsky in einem der drei von Gropius erbauten Zweifamilienhäuser für Bauhaus-Meister. Klees fast quadratisches Atelier hat eine schwarze Hauptwand sowie blaue und gelbe Seitenwände.
  • 1927

    Ab April unterrichtete Klee am Bauhaus die Freie Werkstatt Malerei, auch Freie Malklasse genannt, ab Oktober Gestaltungslehre für die Weberinnen. Im Spätsommer reiste er nach Porquerolles und Korsika.
  • 1928

    Im Februar publizierte Klee in der Zeitschrift Bauhaus den Aufsatz „exakte versuche im bereich der kunst“. Neuer Direktor des Bauhauses wurde Hannes Meyer. Am 17. Dezember begann Klee eine vierwöchige Reise nach Ägypten (17.12.1928–17.1.1929), die von der Klee-Gesellschaft – einer vom Braunschweiger Sammler Otto Ralfs 1925 gegründeten Vereinigung von Sammlern zur Unterstützung Paul Klees – finanziert wurde. Klee bereiste Kairo, Luxor und Assuan. Die Reise hinterließ nachhaltige Spuren in Klees Werk.
  • 1929

    Klee verbrachte zusammen mit seiner Frau die Sommerferien in Frankreich und Spanien. Mit der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf nahm er Verhandlungen um eine Professur auf. Er befand sich auf dem Höhepunkt seines Erfolgs und zählte zu den international angesehensten Künstlern in Deutschland. Das Museum of Modern Art in New York sowie die Nationalgalerie und die Galerie Alfred Flechtheim in Berlin organisierten zu Klees 50. Geburtstag große Ausstellungen.
  • 1931

    Paul Klee verli0e am 31. März das Bauhaus und trat am 1. Juli seine Stelle als Professor an der Düsseldorfer Akademie an. Er mietete in Düsseldorf ein Zimmer, behielt aber seine Dessauer Wohnung bis April 1933 bei. Im Sommer reiste er mit Lily nach Sizilien.
  • 1932

    Der Dessauer Gemeinderat beschloss auf Antrag der Nationalsozialisten die Schließung des Bauhauses. Klee verbrachten den Urlaub alleine in Venedig und Padua; Besuch der großen Picasso-Ausstellung im Kunsthaus Zürich.
  • 1933

    Im Januar ergriffen die Nationalsozialisten in ganz Deutschland die Macht. Mitte März erfolgte eine Hausdurchsuchung in Klees Dessauer Wohnung. Am 21. April wurde Paul Klee als Professor der Düsseldorfer Akademie fristlos beurlaubt; aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erhielt er dann per 1. Januar 1934 die offizielle Kündigung. Mit Daniel-Henry Kahnweiler, dem Inhaber der Pariser Galerie Simon, schloss er am 24. Oktober einen Generalvertretungsvertrag ab. Im November forderte Paul Klee von Museen in Berlin, Halle und Erfurt seine Leihgaben und von Galerien in Berlin und Dresden seine Kommissionsbilder zurück. Am 24. Dezember emigrierte er – wie seine Frau zwei Tage zuvor – in die Schweiz und wohnte zunächst im Berner Elternhaus. Paul und Lily Klee erhielten am 18. Dezember die Aufenthaltsbewilligung, die bis Frühjahr 1939 jährlich verlängert wurde. Felix Klee blieb als Theater- und Opernregisseur mit seiner Frau Euphrosine Klee-Grejowa in Deutschland.
  • 1934

    Paul und Lily Klee bezogen im Januar eine kleine Wohnung am Kollerweg 6, am 1. Juni zogen sie in eine Dreizimmerwohnung am Kistlerweg 6. Ernst Ludwig Kirchner besuchte Klee. Im November erschien die von Will Grohmann verfasste Monografie „Paul Klee. Handzeichnungen 1921–1930“ in einem Potsdamer Verlag, welche im April des kommenden Jahres durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde.
  • 1935

    Im Sommer besuchte Max Ernst Paul Klee; im August erkrankte Klee an Bronchitis, die sich zu einer Lungenentzündung ausweitete. Im November brach erneut eine Krankheit aus, die als Masern diagnostiziert wurde (vermutlich erste Symptome der Progressiven Sklerodermie). Klee ist bis Mitte Februar 1936 die meiste Zeit bettlägerig.
  • 1936

    Krankheitsbedingt musste Paul Klee seine Arbeit für etwa ein halbes Jahr unterbrechen; er kam auch danach kaum zum Arbeiten. Seine Jahresproduktion erreichte mit 25 Werken einen absoluten Tiefstand.
  • 1937

    Klees gesundheitliche Verfassung stabilisierte sich. Er konnte Ende Februar seine Arbeit wieder intensivieren. Am 19. Juli wurde in München die Ausstellung „Entartete Kunst“ eröffnet, die in verkleinertem Umfang als Wanderausstellung bis 1941 noch in zwölf weiteren deutschen und „österreichischen“ Städten gezeigt wird. Von Klee waren in München 17 Werke zu sehen. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten in der Folge 102 Werke Klees aus öffentlichen Sammlungen und verkauften sie zum größten Teil ins Ausland. Am 27. November erhielt Paul Klee Besuch von Pablo Picasso. Mit 264 Werken produzierte Klee 1937 wieder annähernd so viele Werke wie in den Jahren vor seiner Erkrankung.
  • 1938

    Ab diesem Jahr organisierten der Galerist J. B. Neumann und die beiden aus Deutschland emigrierten Kunsthändler Karl Nierendorf und Curt Valentin in New York und anderen Städten der USA regelmäßig Klee-Ausstellungen. Pablo Picasso besuchte Paul Klee (28.11.).
  • 1939

    Im April besuchte Georges Braque Klee zweimal in Bern (8.4.). Am 24. April stellte Paul Klee ein Gesuch für den Erwerb der Schweizer Staatsbürgerschaft. Ein im Einbürgerungsfall Klee ermittelnder Polizeiwachtmeister diffamierte Klees Kunst als Bedrohung der schweizerischen Kultur. Mit 1.253 registrierten Werken, die Mehrheit davon Zeichnungen, war 1939 das produktivste Jahr seines ganzen Schaffens.
  • 1940

    Tod von Klees Vater Hans (12.1.). Das Kunsthaus Zürich veranstaltete mit der Jubiläumsausstellung „Paul Klee. Neue Werke“ die erste umfassende und zugleich die einzige vom Künstler selbst konzipierte Präsentation seines Spätwerks (16.2.–25.3.). Im Mai trat Klee einen Kuraufenthalt im Tessin (Südschweiz) an. Kuraufenthalt im Sanatorium Viktoria in Locarno-Orselina (Tessin). Ende Mai erkrankte Paul Klee schwer. Er starb am 29. Juni an einer Herzlähmung in der Clinica Sant’ Agnese in Locarno-Muralto. Paul Klee hatte gut die Hälfte seines Lebens in Bern verbracht – insgesamt 33 Jahre. Am 5. Juli 1940 wurde seine Einbürgerung gutgeheißen. Felix Klee verzichtet zu Gunsten seiner Mutter auf die Erbansprüche gegenüber dem Nachlass seines Vaters. Der Berner Sammler und Freund des Ehepaares Klee, Rolf Bürgi, unterstützt die Witwe als Vermögensverwalter und Berater bei der Betreuung des Nachlasses.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.