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Deutschland Oskar Lafontaine

„Ich fragte mich auch, ob es nicht besser gewesen wäre, in der SPD zu bleiben“

Oskar Lafontaine kehrt der Linkspartei den Rücken

Nach einem halben Jahrhundert politischer Arbeit hat sich Oskar Lafontaine, 78, mit einer Rede über den Krieg aus dem Landtag des Saarlandes verabschiedet und bekannt gegeben, dass er die Linkspartei verlässt. Bei der bevorstehenden Landtagswahl tritt Lafontaine nicht mehr an.

Quelle: WELT / Jens Reupert

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Nach seinem Austritt aus der Linkspartei spricht Oskar Lafontaine in einem Interview über seine politische Karriere. Es gebe viele Dinge, die er bereue, sagt er. Eine neue Partei möchte er nicht gründen.

Der frühere Linken-Chef Oskar Lafontaine will trotz seines Parteiaustritts keine neue Partei gründen. In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ antwortete der 78-Jährige auf eine entsprechende Frage mit „Nein“.

Gefragt, ob er in seiner langen politischen Karriere etwas bereue, sagte Lafontaine: „Selbstverständlich gibt es viele Dinge, die ich bereue. Ich fragte mich auch immer, ob es nicht besser gewesen wäre, in der SPD zu bleiben.“ Der ehemalige SPD-Chef fügte hinzu: „Aber ob es mir gelungen wäre, die Agenda 2010 oder das jetzige Aufrüstungsprogramm zu verhindern und durchzusetzen, dass die SPD an der Entspannungspolitik Willy Brandts festhält, weiß ich nicht.“

Lafontaine hatte am Donnerstag die von ihm mitgegründete Linke verlassen. In einer 44 Zeilen langen Erklärung hatte er dies unter anderem mit einer „schleichende Änderung des politischen Profils der Linken“ ab 2015 begründet. Sie sei zu einer Partei geworden, „in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen“.

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2005 war Lafontaine bereits aus der SPD ausgetreten, 1999 hatte er den Parteivorsitz und das Amt des Bundesfinanzministers im Streit um den sich abzeichnenden Sozialabbau der rot-grünen Bundesregierung niedergelegt. 2007 gehörte er zu den Mitbegründern der aus der PDS und der WASG fusionierten Linkspartei.

In der „Süddeutschen Zeitung“ warf Lafontaine insbesondere der Co-Chefin der Linken, Susanne Hennig-Wellsow, einen „Kurs der Anbiederung an SPD und Grüne“ vor. Dadurch sei die Partei in der Wählergunst immer weiter abgerutscht. Er habe sich die Entscheidung zum Austritt aus der Partei nicht leicht gemacht, sie sei über Monate gereift. Ob seine Ehefrau Sahra Wagenknecht versucht habe, ihn umzustimmen, wollte Lafontaine mit Hinweis auf seine Privatsphäre nicht sagen.

Lafontaine will mit dem besser werdenden Wetter mit seiner Frau wieder mehr Radtouren machen. Auch habe er mehr Zeit zum Lesen. „Im politischen Leben bleibt zu wenig Zeit für die Poesie. Jetzt habe ich die Möglichkeit, einiges nachzuholen“, sagte der 78-Jährige.

dpa/ll

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