Die Theaterakademie zeigt "Once Upon a Mattress" | Abendzeitung München
Kritik

Die Theaterakademie zeigt "Once Upon a Mattress"

Philipp Moschitz rettet ein altmodisches Musical von Mary Rodgers im Prinzregententheater
| Robert Braunmüller
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen
Tim Morsbach als Königin mit Ömer Örgey (Sir Harry), Mats Visser (Prinz Arglos) und Lorena Brugger (Lady Larken) in "Once Upon a Mattress" im Prinzregententheater.
Lioba Schöneck Tim Morsbach als Königin mit Ömer Örgey (Sir Harry), Mats Visser (Prinz Arglos) und Lorena Brugger (Lady Larken) in "Once Upon a Mattress" im Prinzregententheater.

Das Märchen von der "Prinzessin auf der Erbse" von Hans Christian Andersen passt auf eine halbe Buchseite. Es erzählt nicht mal eine Geschichte, es ist bestenfalls eine Anekdote. Und die schreit auch nicht wirklich nach Theater. Für die Zwecke eines Musicals muss sie mit dem operettenüblichen Zweit-Paar und einer Ballszene aufgehübscht werden, was ein Autorentrio 1959 für die Komponistin Mary Rodgers unternahm.

Herausgekommen ist dabei das in den USA und Kanada immer noch beliebte, sehr altmodische Musical "Once Upon a Matress", das in jenem etwas seichten Mittelalter spielt, das man aus mäßig witzigen US-Filmen wie "Der Hofnarr" mit Danny Kaye kennt.

Im Prinzregententheater erwartet den Zuschauer in der Aufführung der Musical-Klasse der Bayerischem Theaterakademie recht hübsche Musik, die beim einen Ohr hinein- und beim anderen wieder hinausgeht. Im Arrangement des Dirigenten Andreas Kowalewitz klingt sie recht frisch nach Broadway, und Fünfziger-Jahre-Nostalgie. Ein Hit ist allerdings nicht dabei.

Die Königin mit dem Hirschgeweih

Retten lässt sich diese Petitesse nur durch erstklassige Darsteller und eine witzige Inszenierung. Beides bietet Musical-Klasse überreich. Die intrigante Königin, die keine Frau neben sich duldet, ist männlich besetzt. Tim Morsbach rast langbeinig und mit einem Hirschgeweih über die Bühne, als wäre er die böse Fee aus Schneewittchen. Dass die Dame letztendlich nicht ganz so gemein ist, wie Morsbach sie spielt, mindert den Spaß nicht im Geringsten - Logik und Psychologie ist das, was man bei einem Märchen am allerwenigsten erwarten darf.

Über den Prinzen Arglos von Mats Visser sagt der Name bereits alles. Die auf den 20 Federkernmatratzen nächtigende Prinzessin auf der Erbse ist in Rodgers' Musical auf eine fast schon peinlich brave Art und Weise naturburschenhaft frech. Emily Mrosek schafft es aber, diese ziemlich schlecht gealterte Figur so natürlich zu spielen, dass es eine Freude ist.

Respektvoll überdreht

Dazu gibt es einen weiblich gelesenen Barden (Juliette Lapouthe) als Erzähler, eine singende Nachtigall (Alida Will) und ein sehr präzise singendes und tanzendes Ensemble, das sein zu erlernendes Handwerk perfekt beherrscht.

Die Idee, die Königin mit einem Mann zu besetzen, um das Musical mit Queerness und Camp aufzubrezeln, hatten vor der Theaterakademie auch schon amerikanische Produktionen. Philipp Moschitz ist aber das Kunststück gelungen, dieses biedere Musical mit Respekt zu überdrehen und ihm die Langeweile auszutreiben. Dazu tragen auch die sehr fantasievollen Choreografien von Sven Niermeyer bei, die das zweite Paar (Lorena Brugger, Ömer Örgey) einmal mit dem Auto vom Prinzregententheater bis in die Normandie fahren lassen. Und als Running Gag darf der Chor hochpräzise schnauben und klatschen.

Das macht Spaß ohne jede Reue und doppelten Boden. Den wird man bei diesem Musical auch durch 22 Matratzen nicht fühlen. Was ja hin und wieder auch mal sein darf und eigentlich viel zu selten passiert.

Wieder am 21., 23. und 25. November im Prinzregententheater. Karten auf der Website der Theaterakademie

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.