On the Line | Film-Rezensionen.de
On the Line
© SquareOne Entertainment

On the Line

„On the Line“ // Deutschland-Start: 16. Dezember 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit Jahrzehnten schon arbeitet Elvis Cooney (Mel Gibson) fürs Radio, hat sich während der Zeit eine Fangemeinde erarbeitet, die ihm trotz – oder wegen – seiner konfrontativen Art die Treue hält. Vor seinen bissigen Kommentaren ist niemand gefeit, auch nicht Dylan (William Moseley), der neue Praktikant, der sich schon am ersten Tag vorführen lassen muss. Aber die Show muss weitergehen, gemeinsam mit Mary (Alia Seror-O’Neill) beginnen sie mitternächtliche Sendung, in der sie die unterschiedlichsten Anrufe entgegennehmen. Einer davon stammt von Gary (Paul Spera). Auf Anhieb wird klar, dass da etwas nicht stimmt bei dem jungen Mann. Doch erst später verrät er, was er vorhat: Er hat die Familie von Elvis als Geisel genommen, aus Rache für etwas, das dieser einmal getan hat. Aber was? Und wie lässt sich das Unglück noch verhindern?

Eine stationäre Bedrohung

Nachdem er sich viele Jahre eher rar gemacht hat, ist der zwischenzeitlich in Ungnade gefallene Mel Gibson offensichtlich wieder dicker im Geschäft. In großen Hollywood-Blockbustern ist er zwar nicht mehr zu sehen. Aber er ist beschäftigt, allein 2022 sind gleich sieben Filme mit ihm fertig produziert. Kürzlich kam die Krimikomödie Last Looks bei uns heraus. Nun ist er erneut in einem humorvoll angelegten Genrebeitrag zu sehen. Als Komödie würde man On the Line zwar sicher nicht bezeichnen wollen. In seiner Paraderolle als großschnäuzigem Ekel bekommt der Schauspieler aber jede Menge Gelegenheit zu zeigen, dass er nicht an Biss verloren hat und damit sein Publikum unterhalten kann – sofern man sich nicht grundsätzlich an dem problematischen Darsteller stört.

Wobei sich das mit dem Humor irgendwann sowieso erledigt hat, wenn die eigentliche Geschichte um die Geiselnahme beginnt. Das ist anfangs tatsächlich spannend. Zum einen ist da für alle Beteiligten die große Frage, wer denn dieser Anrufer ist und was ihn mit Elvis verbindet. Vor allem aber darf man gespannt sein, auf welche Weise der Moderator den Unbekannten denn stoppen soll. Das Setting der Radiostation ist eines, das zwar immer mal wieder im Genreumfeld verwendet wird. Da war etwa der Kultfilm Pontypool oder kürzlich Bad Candy. Der deutsche Thriller Radio Silence – Der Tod hört mit erzählte sogar eine ähnliche Geschichte rund um eine Geiselnahme und ein Spiel, das die Hauptfigur spielen sollte, um das Leben der Geisel zu retten. Aber auch wenn das Setting nicht ganz neu ist, so ist es doch dankbar, wenn Kammerspiel auf äußere Bedrohung trifft. Die jeweiligen Protagonisten müssen die Situation lösen, obwohl sie sich nicht vom Fleck bewegen können.

Zäher Mittelteil, kontroverses Ende

Leider gibt Regisseur und Drehbuchautor Romuald Boulanger, der bislang überwiegend im Fernsehbereich tätig war, dieses Konzept aber vorzeitig wieder auf. Stattdessen verwandelt er sein Kammerspiel in eine Art Schnitzeljagd, bei der viel herumgelaufen wird. Auch das hätte prinzipiell spannend sein können. On the Line scheitert aber an der Aufgabe, daraus auch wirklich etwas zu machen. Die Geschichte kommt da trotz der vielen Bewegung nicht groß vom Fleck. Das wird schon sehr repetitiv, ist manchmal langweilig. Manchmal nervt es auch, wenn Gary sich vom unsicheren Amokläufer zu einem allgegenwärtigen Mastermind wandelt und damit zu sehr einem Klischee entspricht. Es ergibt auch alles nicht sonderlich viel Sinn: Wer zwischendurch Wert auf Logik setzt, ist im falschen Gebäude.

Wobei sich dieses Problem später relativiert, wenn der Film erneut die Richtung wechselt. Zum Teil kann man das Ende sicherlich erahnen, der französische Filmemacher hat da vorab schon ein paar Hinweise gestreut. Dennoch wird die Auflösung für viele sicherlich überraschend sein – und auch sehr kontrovers aufgenommen werden. Die einen werden lieben, wie On the Line da bewusst völlig entgleist, andere werden es hassen. Insgesamt ist der Thriller aber durchaus einen Blick wert. Im Gegensatz zu anderen Ex-Stars, die sich mit austauschbaren B-Movie-Actionthrillern ihren Lebensabend verdienen, sucht sich Gibson zumindest interessantere Sachen heraus, selbst wenn die keine großen Highlights sind.

Credits

OT: „On the Line“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Romuald Boulanger
Drehbuch: Romuald Boulanger
Musik: Clement Perin
Kamera: Xavier Castro
Besetzung: Mel Gibson, William Moseley, Alia Seror-O’Neill, Paul Spera, Nadia Farès, Enrique Arce, Yoli Fuller

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

On the Line
fazit
„On the Line“ nimmt uns mit zu einer Radiostation, dessen Moderator entsetzt feststellt, dass ein Anrufer seine Familie als Geisel genommen hat. Das beginnt ganz spannend, bevor es im Mittelteil etwas zäh und unsinnig wird. Vor allem aber am Ende werden sich die Geister scheiden.
Leserwertung78 Bewertungen
5.2
6
von 10