Architekt aus Fulda mit Bundeskanzler Scholz auf Stadtführung in China
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Unterwegs mit dem Kanzler: Edwin Heimberg aus Fulda führt Olaf Scholz durch Millionen-Stadt in China

Olaf Scholz erkundigte sich in Chongqing, wie Stadtentwicklung in einer Millionenstadt aussieht. Die Informationen dazu lieferte der gebürtige Fuldaer Edwin Heimberg (rechts).
Olaf Scholz erkundigte sich in Chongqing, wie Stadtentwicklung in einer Millionenstadt aussieht. Die Informationen dazu lieferte der gebürtige Fuldaer Edwin Heimberg (rechts). © privat

Der Fuldaer Edwin Heimberg hat dem Bundeskanzler eine Stadtführung in Chongqing gegeben. Wie der 37-Jährige dazu kam und was Olaf Scholz wissen wollte, das erzählt er im Gespräch mit fuldarzeitung.de.

Fulda/Chongqing - Edwin Heimberg (37) ist in Fulda aufgewachsen und hat hier sein Abitur gemacht. Seit 2012 lebt und arbeitet er in China. Nun hat er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) durch die 31-Millionen-Einwohner-Stadt Chongquing geführt.

Herr Heimberg, Sie stammen aus Fulda und arbeiten als Architekt im chinesischen Chongqing. Wie kam es, dass Sie angefragt wurden, dem Bundeskanzler die Stadt zu zeigen?

Als klar war, dass Scholz nach China reisen wird, wurden die Botschaften angeschrieben und der Wunsch geäußert, dass deutsche Architekten oder Stadtplaner eine Stadtführung machen, bei der er ein Gefühl für Chongqing bekommt. Ich kenne Aron Mir Haschemi, den Leiter des Generalkonsulats für Deutschland in Chengdu, wo Chongqing zu gehört. Er hat angerufen und mich gefragt, ob ich das machen möchte.

Edwin Heimberg aus Fulda führt Bundeskanzler Olaf Scholz durch Millionenstadt in China

Was haben Sie in dem Moment gedacht?

Ich bin fast rückwärts vom Stuhl gefallen. Man rechnet ja mit Vielem, aber damit nicht.

Sie sind kein Stadtführer, warum sollten es ausgerechnet Architekten sein, die das übernehmen?

Es ging in der dreiviertel Stunde, die wir die Innenstadt besichtigt haben, vor allem um Architektur-Themen wie Stadtplanung, Stadtentwicklung, um Wohnungsbau und Leerstand. Wie läuft das in Chongqing ab im Vergleich zu deutschen Städten? Das war eine der Fragen.

Was hat Scholz zu den Unterschieden gesagt?

Ich kann es nur noch sinngemäß wiedergeben. Aber er hat gescherzt, dass Genehmigungsverfahren in Deutschland so lange dauern, wie in China die Realisierung des gesamten Großprojektes.

Stadtführung mit Bundeskanzler Olaf Scholz: Fuldaer wurde vorab gründlich gecheckt

Ist das so?

Das kann man nicht pauschal sagen. Wenn es um Standardgebäude geht, kann es schnell gehen. Das ist dann auch sehr beeindruckend. Aber sobald es technisch oder energetisch komplexer ist, wenn eben kein Standardmaterial verbaut wird oder die Statik besonders ist, dann dauert ein solcher Bau auch in China seine Zeit.

Wie haben Sie Scholz als Gesprächspartner erlebt?

Ich muss sagen, er ist sympathisch. Ja, das ist eigentlich genau das richtige Wort. Er war im Grunde so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, wie er auch sonst in den Medien rüberkommt: bodenständig, zurückhaltend, entspannt.

Bei solchen Terminen gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen. Wie war das in Chongqing?

Es gab vorab einen Check bei allen, die den Kanzler treffen. Geprüft wurden zum Beispiel der Lebenslauf und der Pass. Wir haben für den Tag eine Art Ausweis bekommen, dass wir zur Gruppe gehören. Es gab viele Bodyguards, und sowohl BKA als auch die chinesische Sicherheit hatten Leute geschickt, die sich um die Absperrungen gekümmert haben. Außerdem durfte die Route nicht durch enge Gassen führen. Wir waren daher hauptsächlich in der Fußgängerzone unterwegs.

Zur Person

Edwin Heimberg (37) ist in Fulda aufgewachsen und hat die Freiherr-vom-Stein-Schule besucht. Heimberg studierte in Heidelberg Architektur und machte in Shanghai einen Master of Business Administration (MBA). Für ein Frankfurter Architekturbüro ist er 2012 nach China gegangen. 2016 zog er nach Chongqing, eine 31-Millionen-Einwohner-Stadt, wo die Flüsse Yangtze und Jialing zusammenfließen. In Chongqing ist er für die Ingenieursgesellschaft SBI Schreiber, Brand und Partner tätig, die vor allem für die Autoindustrie arbeitet und zum Beispiel Gebäude für Prüfanlagen – etwa Windkanäle – konzipiert. Heimberg kommt regelmäßig nach Fulda, um seine Familie zu besuchen.

Waren Sie vor diesem Tag aufgeregt und wie haben Sie sich vorbereitet?

Ja, ich war aufgeregt. Es gab mehrere Vorbesprechungen. Die Route, die wir gehen sollten, bin ich sicherlich sechs oder sieben Mal mit verschiedenen Personen abgelaufen. Der Protokollchef des Bundeskanzlers zum Beispiel gab noch Tipps, was interessant wäre. Was an welcher Stelle gesagt wurde, das war alles vorab besprochen.

Die Stadtführung wäre aufgrund des Israel-Iran-Konflikts fast ausgefallen. War Nahost ein Thema während des Rundgangs?

Nein. Das war kein Thema, über das wir gesprochen haben. Es gab die Befürchtung, dass der Termin abgesagt wird, aber dass er doch stattfand, zeigte mir, dass Scholz wirklich Interesse hatte, die Stadt zu erleben.

Video: Olaf Scholz auf China-Reise - wirtschaftliche Interessen Deutschlands im Fokus

Wie bleibt Ihnen dieser Nachmittag mit dem Kanzler in Erinnerung?

Es ist immer noch so unwirklich. Für mich war es spannend, mal Teil einer Delegation zu sein, die mit einem Top-Politiker unterwegs ist.

2023 besuchte spotlight-Chef Peter Scholz aus Fulda China, er warb dort unter anderem für sein Musical „Robin Hood“.

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